Hochfilzen:Greis fordert die Cracks

Michael Greis hat seine Erfolgsserie beim Biathlon-Weltcup in Hochfilzen mit dem dritten Platz fortgesetzt. Er musste sich nur dem Franzosen Raphael Poiree und Weltcup-Spitzenreiter Ole Einar Björndalen geschlagen geben.

Volker Kreisl

Für die Zuschauer in der Biathlonarena von Hochfilzen war es ein kleines Fest, denn dieser Donnerstag war in Österreich ein Feiertag, deshalb versammelten sich zum Männer-Einzelrennen deutlich mehr Anhänger als Tags zuvor. Für die Athleten war der Termin dennoch eher eine Probe für kommende Höhepunkte, sie müssen erst noch "Wettkampfhärte" aufbauen wie Bundestrainer Frank Ullrich sagt, und überhaupt müssen sie sich die Kräfte einteilen für die lange Saison.

Michael Greis, Reuters

Kommt immer besser in Form: Der deutsche Biathlet Michael Greis

(Foto: Foto: Reuters)

Vor allem die drei derzeit besten deutschen Biathleten beginnen mit dem Ernst des Wettkampfs erst in diesen Tagen, Ricco Groß, Sven Fischer und Michael Greis hatten bis zuletzt Kondition gebolzt. Läuferisch waren die drei unter den Besten, auch wenn nur Greis zusammen mit Teamkollege Alexander Wolf einen überzeugenden Platz belegte. Greis wurde Dritter, Wolf Vierter - vor dem fehlerfreien Raphael Poirée und Ole Einar Björndalen.

So ein Resultat im Einzelrennen , in dem die Läufer nacheinander starten, lässt sich schwer berechnen, viele Athleten mühen sich Runde um Runde durch die Spur und vergeben in der letzten von vier Schießübungen all ihren Vorsprung. "Das letzte Schießen entscheidet", sagte auch Ullrich, "alles andere ist Vorgeplänkel." Die ruhigste Waffe bei der letzten Übung hatten wie üblich jene Favoriten, die auch bei Olympia in Turin mindestens Gold einplanen. Raphael Poirée/Frankreich und Ole Einar Björndalen, der norwegische Vierfach-Olympiasieger. Poirée hatte dank eines Vorsprungs Zeit, um während der Serie seine Haltung zu korrigieren, was nur erfahrenen Athleten fehlerfrei gelingt.

Björndalen dagegen zeigte die andere Variante vorbildlichen Schießens, er stand unter Zeitdruck und schoss binnen zehn Sekunden fünf Mal auf die Scheibe. Die beiden landeten also wieder mal ganz vorne, doch schon knapp dahinter erschien Michael Greis, dessen letzte saubere Serie zwar weniger spektakulär war, der seinen Trainer aber aus ganz anderen Gründen erfreuen dürfte.

Genug Luft zum Laufen, zu wenig Übung im Schießen

Als Björndalen in die letzte Runde hetzte, da hatten schon alle Beobachter wohl wissend abgewinkt, der Norweger hatte knapp fünf Sekunden Vorsprung vor Greis bei der letzten Zwischenzeit, er gilt als schnellster Skater, klar, dass er ihn lässig abfangen, ja, ihm noch einige Sekunden zudem abnehmen würde. Als er dann aber um die letzte Kurve bog, da musste er hektisch ausscheren und den Kopf nach vorne nehmen: Greis hatte wohl in diesem anstrengenden Wettkampf persönliche Bestzeit gelaufen, Björndalen musste hart kämpfen, am Ende blieben gerade mal zwei Sekunden Vorsprung.

Weil der Deutsche auch im Vorgeplänkel, in jenen ersten Runden, in denen Björndalen allerdings einen Stock wechseln musste, vortrefflich unterwegs war, ist das Fazit aus deutscher Sicht klar. Groß, Birnbacher und Fischer müssen noch schießen üben, aber genug Luft zum Laufen haben alle. Das zeigte auch Alexander Wolf, der sich mit einem Schießfehler noch auf Platz vier schob.

Dass nicht nur eine Saison sparsames Haushalten mit den Kräften erfordert, sondern auch so ein Einzelrennen, erfuhr der 22 Jahre alte Michael Rösch, als Achter gestartet und so gut unterwegs, dass er fast schon zu den Erstplatzierten zählte. Dann setzte er beim letzten Schießen zwei Kugeln daneben und landete auf Rang 18. Gebracht hat ihm das trotzdem viel Aufmerksamkeit vom Trainer. Er sei mit Rösch zufrieden, sagte Ullrich, er müsse eben noch lernen, sich die Kraft einzuteilen, aber das mache nichts. "Es ist auch gut, wenn man einen hat, der die Besten von vorne ein wenig unter Druck setzt." Für weiteres Lob muss Rösch noch etwas arbeiten.

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