Hitzfeld neuer Bayern-Trainer:Vorgänger als Nachfolger

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Ein alter Bekannter kehrt zurück: Ottmar Hitzfeld, 2004 in München entlassen, übernimmt nun Felix Magaths Traineramt - vorerst bis zum Saisonende.

Andreas Burkert

Felix Magath ist gestern Nachmittag mit seinem Auto unterwegs gewesen, er befand sich auf dem Weg zur Geschäftsstelle des FC Bayern an der Säbener Straße. Gesprächig war er vor dem Termin im zweiten Stock nicht mehr, aber man musste das verstehen, denn mit diesem schnellen Abschied hatte er ja nicht rechnen können. Dabei glaubte Magath durchaus eine Antenne für die Entscheidungsgewalt seiner Vorgesetzten gehabt zu haben, schon im vergangenen März, nach dem fürchterlichen K.o. im Rückspiel des Champions-League-Achtelfinales beim AC Mailand (1:4), ist er nach der Rückreise mit dem Manager unterwegs gewesen, und Magath rechnete offenbar mit allem. Doch Uli Hoeneß, so ist es zumindest überliefert, hat sich nur ein wenig gewundert über seinen Trainer, als der ihn nach möglichen personellen Konsequenzen fragte.

Alte Liebe rostet nicht: Vorerst wieder vereint - Uli Hoeneß und Ottmar Hitzfeld (r.) (Foto: Foto: Reuters)

Zehn Monate später muss Magath nun doch vorzeitig gehen, Hoeneß und der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge hatten Magath nach dem morgendlichen Training und einer internen Krisensitzung noch einmal zu sich zitiert - um die bereits über die Nachrichtenticker verbreitete Entscheidung nun endlich auch ihm und seinen Assistenten Eichkorn und Leuthard mitzuteilen. Der klubeigene Springer-Kolumnist Franz Beckenbauer (Rummenigge: "Er war auch überrascht, nachdem wir Fakten geschaffen haben"), in Dubai am Persischen Golf unterwegs, hatte sich wohl seinem vieljährigen Geschäftspartner verpflichtet gefühlt und die Nachricht zielsicher in Umlauf gebracht. "Wir bedauern diesen Schritt", ließ Rummenigge bald verlauten, Magath habe "gute Arbeit mit großartigen Erfolgen, allen voran den zweifachen Double-Gewinn, geleistet. Dennoch müssen wir als Klub-Verantwortliche die aktuellen Entwicklungen sehen und darauf reagieren. Die Sorge um die Qualifikation für die Uefa Champions League in der kommenden Saison hat uns zur Entscheidung veranlasst."

Felix Magath, 53, macht nun also ausgerechnet für jenen Mann Platz, dessen Erbe er im Sommer 2004 übernahm. Ottmar Hitzfeld, dies wurde schließlich bestätigt, wird schon an diesem Donnerstagmittag vorgestellt und anschließend das Abschlusstraining fürs Derby am Freitag in Nürnberg leiten. Natürlich kommt er mit seinem ewigen Assistenten Michael Henke, 49, der erst Trainer bei Zweitliga-Absteiger 1. FC Saarbrücken gewesen ist und dort zuletzt zum Sportdirektor degradiert worden war.

Vom Vorgänger zum Nachfolger, das hat wohl auch Hitzfeld, 58, nicht für möglich gehalten. Ein wenig pikiert ist er ja gewesen, als er im Frühjahr 2004 von Hoeneß beim Rotwein mitgeteilt bekam, dass er nach der Saison nicht mehr Trainer der Bayern sei. Nach einer Spielzeit ohne Titel musste er trotz Vertrags ein Jahr vor der Zeit aufhören. Hoeneß und Rummenigge waren nicht ganz zu unrecht der Ansicht, der langgediente Trainer habe den personellen Umbruch nicht hinbekommen und scheue nach sechs Jahren und vielen Titeln (je zwei Meisterschaften und Pokalsiege sowie Gewinn von Champions League und Weltpokal 2001) die nötige Konfrontation mit den Profis; mehr Disziplin und mehr Trainingsumfang sei vonnöten, dies ließ vor allem Rummenigge in der Rückschau stets anklingen. Hitzfeld hat dies nicht als Schmeichelei empfunden.

"Spontan zugesagt"

Letztlich ist der Lörracher aber ganz froh gewesen über das Ende; zunächst hatte er zwar auf das Amt des Bundestrainers spekuliert, doch als er im August 2004 zum Nachfolger von DFB-Teamchef Rudi Völler auserkoren war, sagte er überraschend ab. Aus persönlichen Gründen, teilte er mit und sprach offen von Erschöpfungszuständen. Seitdem erholte er sich, vornehmlich in seiner Ferienwohnung in Engelberg nahe Luzern. Dort spielte er Golf und stieg einmal die Woche auf den Titlis (3032 m); zudem gab er beim Bezahlfernsehen den Fußballexperten. Eine in Aussicht gestellte Rückkehr auf die Trainerbank lehnte er jedenfalls fortan ab, trotz angeblicher Offerten sogar von Real Madrid und kürzlich vom Hamburger SV sowie von seinem früheren Arbeitgeber Borussia Dortmund. Seinen guten Ruf, teilte Hitzfeld ziemlich unmissverständlich mit, wolle er nicht ruinieren; ein Klub "mit Champions-League-Potenzial" solle es schon sein.

Und darum geht es ja jetzt beim FC Bayern: wenigstens das erneute Startrecht für die Europaliga zu sichern; dies sei "aus Imagegründen und auch finanziell notwendig", betonte Rummenigge gestern. Magath haben sie das nicht mehr zugetraut, und auch aus der Mannschaft waren immer wieder Spieler aus dem Führungszirkel im zweiten Stock mit Kritik vorstellig geworden.

Hitzfeld ist jetzt in einer ziemlich komfortablen Ausgangslage; diejenigen, die ihn entlassen haben - zu denen er aber trotzdem weiterhin "ein freundschaftliches Verhältnis" unterhielt, wie er stets betonte -, haben ihn nun noch einmal gebeten, bis Saisonende einzuspringen. Und viel tiefer kann der Rekordchampion kaum noch fallen.

Ottmar Hitzfeld habe "am Mittag spontan zugesagt", berichtete Rummenigge später vor der Presse von dem Telefonat, "das spricht für sein gutes Verhältnis zum FC Bayern". Felix Magath war da bereits abgefahren.

© SZ vom 1.2.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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