Historie:Von Heynckes gestoppt

Historie: Jupp Heynckes (links) nimmt den heranfliegenden Schützen des 2:1, Günter Netzer, für Mönchengladbach gegen Köln im Pokalfinale 1973 in Empfang.

Jupp Heynckes (links) nimmt den heranfliegenden Schützen des 2:1, Günter Netzer, für Mönchengladbach gegen Köln im Pokalfinale 1973 in Empfang.

(Foto: Sven Simon/imago)

In einer Laudatio lüftet Günter Netzer ein Geheimnis: Beim legendären Pokalfinale 1973 habe nur Mitspieler Jupp Heynckes verhindert, dass er gekränkt nach Hause geht.

Für Günter Netzer war die Würdigung des Lebenswerks von Jupp Heynckes eine Herzenssache und zugleich die Gelegenheit, ein Geheimnis zu lüften. Beim legendären DFB-Pokalfinale 1973 zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln hätte er sich - ohne Zureden eines Mitspielers - nie gegen den Willen des Trainers Hennes Weisweiler selbst einwechseln und das 2:1-Siegtor schießen können. "Wenn der Jupp nicht gewesen wäre, hätte ich gar nicht auf der Bank gesessen", erzählte Netzer bei der Verleihung des DFB-Ehrenpreises an Heynckes am Montag in Bonn.

"Weisweiler sagte mir, du bist raus. Ich war sauer und wollte nach Hause gehen", berichtete der begnadete Gladbacher Spielmacher von einst. Doch Heynckes hielt ihn mit den Worten zurück: "Auch wenn der Trainer dich nicht braucht. Die Mannschaft braucht dich." Für Netzer war dies ein Moment, "bei dem der große Trainer erstmals spürbar gewesen" sei. Schon in der Ära Weisweiler galt der frühere Torjäger Heynckes als heimlicher Assistent.

Offiziell begann er 1979 als Assistent von Udo Lattek in Mönchengladbach seine Karriere am Spielfeldrand, die ihn zu Bayern München, Athletic Bilbao, Real Madrid, Benfica Lissabon oder zu Schalke 04 führte. "Oft sind herausragende Spieler keine herausragenden Trainer", meinte Netzer, den eine 52 Jahre lange Freundschaft mit Heynckes verbindet: "Du bist der beste Beleg für das Gegenteil." Zwei Champions-League-Siege, drei deutsche Meisterschaften und ein DFB-Pokalerfolg gehören zur Titelsammlung des 69-jährigen Coaches.

Nach der Krönung seiner Laufbahn 2013, als er mit dem FC Bayern die Champions League, die Meisterschaft und den DFB-Pokal gewann, widerstand er der Verlockung, im Ausland noch mal ein Engagement anzunehmen. "Nach dem Triple wollten mich einige große spanische Klubs verpflichten und haben horrende Summen geboten", sagte Heynckes. "Für mich war aber klar, dass ich meine Karriere beende. 50 Jahre Profifußball sind genug." Immerhin hat er 1011 Partien als Spieler und Trainer in der Bundesliga absolviert, nur Otto Rehhagel - er wurde 2013 mit dem DFB-Ehrenpreis fürs Lebenswerk geehrt - kommt auf eine höhere Anzahl. Für Netzer ist das eine "unglaubliche Karriere", die sein Kumpel vom Niederrhein mit "Gradlinigkeit, Ehrlichkeit, Leistungsbereitschaft und Disziplin" gemacht habe: "Du kamst von ganz, ganz unten nach ganz oben und wurdest eine Trainerlegende."

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