Hinrunden-Ende des FC Bayern:Die "Lex Dortmund" quält den FC Bayern

Der FC Bayern hat eine der erfolgreichsten Halbserien in der Geschichte des Vereins gespielt. Nur: Diese formidable Hinrunde wird nicht viel wert sein, wenn sich der Klub am Ende nicht belohnt. Das bedeutet nicht nur den Gewinn von Titeln - die Münchner müssen Borussia Dortmund im direkten Duell bezwingen.

Ein Kommentar von Jürgen Schmieder

Es war ein schönes Wort, das Karl-Heinz Rummenigge am Dienstagabend in Augsburg einführte. "Lex Dortmund" nannte der Bayern-Boss den Verzicht des DFB, gegen Marcel Schmelzer eine Sperre auszusprechen - selbiges erwarte er jetzt auch im Fall von Franck Ribéry: "Das war keine Rote Karte. Und ich erwarte da auch, dass man beim DFB entsprechend - genauso wie es die Lex Dortmund gegeben hat - einsieht, dass es keine Rote Karte war."

Nach der "Lex Ballack" (keine Finalsperre wegen gelber Karten) und der "Lex Beckham" (Steuerbefreiung für prominente Zugänge) gibt es nun also offenbar die "Lex Dortmund". Es war erstaunlich, wie oft der Name des Vereins aus dem Westen genannt wurde, obwohl die Münchner doch gerade gegen Augsburg gespielt hatten.

Beim FC Bayern müssen sie mit einer Hinrunde umgehen, die als eine der erfolgreichsten in der Geschichte des Vereins gilt: Sie sind in der Liga neun Punkte voraus, sie stehen im Viertelfinale des DFB-Pokals und haben in der Champions League souverän die nächste Runde erreicht.

Sehr entspannt sind sie also, was zunächst einmal nur verständlich ist. Die Verantwortlichen dürfen sich damit rühmen, einen überaus stabilen Kader zusammengestellt zu haben, der keinen Vergleich zu scheuen braucht mit anderen Spitzenteams in Europa. Das Trainerteam darf zufrieden sein, diesen Kader durch Rotation sowohl hungrig als auch konfliktfrei verwaltet zu haben. Und die Akteure haben sich ein Lob verdient, auch Pflichtaufgaben souverän erfüllt zu haben und mit kleineren Rückschlägen souverän umgegangen zu sein.

Nur: Diese formidable Hinserie wird nicht viel wert sein, wenn sich der Verein am Ende nicht belohnt. Auch im vergangenen Jahr stand der FC Bayern zur Winterpause prächtig da (drei Punkte Vorsprung in der Liga, Viertelfinale im DFB-Pokal, Achtelfinale in der Champions League), am Ende wurde es eine titellose Spielzeit mit bitteren Niederlagen gegen Dortmund und Chelsea. Das wollen die Münchner in dieser Saison unbedingt verhindern.

Die Deutsche Meisterschaft dürfte den Bayern kaum noch zu nehmen sein, der Vorsprung ist immens - und derzeit präsentiert sich kein anderer Verein ähnlich konstant, um eine wirkliche Gefahr darzustellen. Das dürfte ein wenig Balsam auf die zuletzt ein wenig geschundene Vereinsseele sein.

Sie wissen aber auch, dass sie zur Herstellung der gewünschten Hegemonie dringend einen Erfolg im direkten Duell mit den Dortmundern brauchen. Der letzte Sieg nämlich datiert vom 13. Februar 2010, danach folgten vier Niederlagen und ein Unentschieden. Es wäre mehr als nur ein Wermutstropfen, wenn der FC Bayern zwar die Meisterschaft gewänne, in den anderen beiden Wettbewerben aber hinter den Dortmundern zurückbleiben würde - womöglich gar im direkten Vergleich, der jeweils ab dem Viertelfinale möglich wäre.

Der FC Bayern muss Dortmund im direkten Vergleich bezwingen, das wissen sie in München. Diese sieglose Serie schmerzt den FC Bayern, sie soll möglichst schnell beendet werden und nicht erst am 32. Spieltag, wenn die beiden Klubs in der Bundesliga aufeinandertreffen. Wohl deshalb sagte Rummenigge - als hätte er es gewusst - auf einen möglichen Viertelfinalgegner im DFB-Pokal angesprochen: "Warum nicht Dortmund?"

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