Heynckes-Rückkehr:FC Hollywood

Cast members in scene from new film Oceans Twelve

Charmeur hinter Gittern: George Clooney (links) als Gauner Danny Ocean. Rechts: Brad Pitt.

(Foto: Reuters/Warner Bros.)
  • Die Filmklassiker aus Amerika halten einige Geschichten über kongeniale Teams parat, die sich noch einmal auf die Suche nach dem Erfolg machen.
  • Nach der Verpflichtung von Heynckes und Hermann ist die alte Gang wieder vereint, wie in "Ocean's 13", wo Clooney, Pitt und Damon noch mal zuschlagen.
  • Doch dieser Tage ähneln Rummenigge und Hoeneß eher Magneto und Professor "X-Men" - und vom gemeinen, profitorientierten Teddybär aus Paris droht Gefahr.

Von Milan Pavlovic

Wenn Jupp Heynckes und Peter Hermann demnächst in München aufschlagen, dann ist die Combo um Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge wieder vereint. Sie wird angereichert durch Recken wie Hasan Salihamidzic, Franck Ribéry und Arjen Robben, die ja auch schon ewig zum Stab gehören. Wäre der FC Bayern ein Filmstudio - und in der Tat wird der Klub ja gerne als "FC Hollywood" verspottet -, könnte man glauben, hier werde gnadenlos ein Erfolgsdrehbuch als Fortsetzungsfranchise ausgeschlachtet.

Sieht man einmal davon ab, dass Uli Hoeneß als Besetzung seiner selbst nur Uli Hoeneß lebensecht und akzeptabel finden dürfte, hält Hollywood einige schmeichelhafte Kandidaten bereit. Gibt es doch längst diverse Filme, die man sich zur Einstimmung auf das nächste Kapitel der Hoeneß/Heynckes/Rummenigge-Saga unbedingt anschauen sollte.

Fast ideal nehmen sich zum Beispiel George Clooney, Brad Pitt und Matt Damon in der "Ocean's 11/12/13"-Reihe aus. Im dritten Teil schart sich das Erfolgsteam um Danny Ocean, um einen geschniegelten Italo-Fuzzi (Al Pacino) vorzuführen, der wie die Verkörperung einer geld- und profitgeilen Branche wirkt. Seine Widersacher setzen sich aus cleveren Routiniers, frechen Jungspunden und dem sehr elastischen Chinesen Yen zusammen, was natürlich gut für den asiatischen Markt ist.

Doch einen Moment bitte, Oceans Bande mag zwar voller Könner und Charmeure sein, aber letztlich sind es doch Gauner, die nicht fähig sind, einer ehrlichen Arbeit nachzugehen. Da die Münchner Chefetage sich ja eher als Bewahrer der (Fußball-) Weltordnung sieht, müsste der Bogen gespannt werden zu einigen Law & Order-Klassikern der Traumfabrik.

Rummenigge und Hoeneß wie Magneto und Professor X

Da wäre zum Beispiel die oft erzählte Geschichte um Wyatt Earp und seine Weggefährten, vermutlich am besten besetzt 1957 in "Gunfight at the O. K. Corral" ("Zwei rechnen ab"): mit Burt Lancaster in der Rolle des streitbaren ehemaligen Marshals, der mit seinen Brüdern dem lästigen Clanton-Clan die Grenzen aufzeigt - und dem im entscheidenden Moment assistiert wird von Doc Holliday (Kirk Douglas). Dieser wird allerdings von Schwindsucht geplagt, was einem reinen Happy End im Weg steht. (Ketzer behaupten, Hoeneß und Rummenigge würden einem inzwischen vorkommen wie Lancaster und Douglas in ihrem letzten gemeinsamen Aufgalopp, 1986 in "Archie und Harry - Sie können's nicht lassen".)

Die Beziehung von Hoeneß und Rummenigge währt länger als 40 Jahre, noch länger also als jenes legendäre Band zwischen Noodles (Robert De Niro) und Max (James Woods), den Partnern aus "Es war einmal in Amerika" (1984), die zu Antipoden wurden. Langjährige Bayern-Beobachter geben zu bedenken, dass nicht immer klar ist, ob Hoeneß und Rummenigge denselben Plan verfolgen. Oder ob sie nicht eher notdürftig kooperieren wie Magneto und Professor X, die beiden Mutanten, die ihre übermenschlichen Fähigkeiten nicht immer im besten Interesse der Menschen einsetzen.

Auch die stärksten Mutanten verlieren irgendwann ihre Kräfte

Zwei rechnen ab

Streitbare Helden: Kirk Douglas und Burt Lancaster (als Wyatt Earp) in "Zwei rechnen ab".

(Foto: Mal Bulloch/ZDF)

In "X-Men: Days of Future Past" arbeiten sie 2014 doch mal verschärft zusammen, schließlich gilt es, die Vergangenheit zu verändern, damit die Zukunft nicht gar so schrecklich wird. Zyniker behaupten, die Münchner würden das schon seit Jahren mit der Bundesliga machen - es sei ihnen bloß noch nicht gelungen, die Meisterschaften von Stuttgart (2007), Wolfsburg (2009) und Dortmund (2011/12) auszulöschen. Wie wir seit diesem Frühjahr aus "Logan" wissen, verlieren auch die stärksten Mutanten (Wolverine) irgendwann ihre Kräfte. Das ist vielleicht eine Erklärung; auch dafür, was in dieser Saison mit Robben und Ribéry zu geschehen scheint.

Wer das zu freundlich findet, verweist auf "The Expendables 3" (2014), in dem Sylvester Stallone und andere nicht ganz taufrische Gestalten (Arnold Schwarzenegger, Dolph Lundgren, Mel Gibson, Wesley Snipes) für höhere Gerechtigkeit sorgen. Weil ihre Muckis nicht mehr ausgeformt sind wie einst, werden ihre Wummen noch größer. Das möchte man dann doch lieber nicht aufs Fußballgeschäft übertragen.

Da bieten sich andere Beispiele an, denn die Filmhistorie ist voll von Teams, die ein letztes Mal der Glorie von einst nachjagen. Mel Gibson und Danny Glover müssen dabei als Cops in "Lethal Weapon 4" (1998) mehr als bloß Asiaten einbuchten - sie müssen sich um Frauen, Kinder und Familien kümmern. Die Engländer sehen in solchen Geschichten eher das Negative: In "T2" (2017), der Fortsetzung zu "Trainspotting", begehen die Charaktere die gleichen Fehler noch einmal (oder anders), in jedem Fall verbocken sie es. Und in "The World's End" (2013) begeben sich fünf entfremdete Kumpel nach 20 Jahren in ihr Dorf und dort auf exzessive Sauftour - bis sie bemerken, dass die Menschen um sie herum durch emotionslose Aliens ausgetauscht worden sind. Noch so eine Metapher für das heutige, zunehmend seelenlose Fußball-Geschäft, in dem die Bayern gerne den humanen Faktor herauskehren.

Der gemeine, geschäftsorientierte Teddybär aus Paris

Hoeneß und Rummenigge könnten zur Inspiration vielleicht auf Paul Newman und Robert Redford als Gentleman-Desperados "Butch Cassidy & The Sundance Kid" (1969) blicken, die kleinkarierte Paragrafenreiter foppen, bis diese auf die Hilfe der besten Fährtensucher zurückgreifen. Auf Vorläufer von Pep Guardiola also. Die ganze Bayern-Familie findet sich wieder in "The Wild Bunch" (1969) - mit William Holden -, der alles über Loyalität, Vertrauen und Moral sagt, was man unter Männern wissen muss.

Weil sowohl "Butch" als auch "Bunch" traurig enden (und das auch noch jenseits der großen Marktplätze, in Bolivien bzw. Mexiko!), sollten die Münchner für das Happy End umsatteln. In "Toy Story 3" (2010) gerät die Combo um den Spielzeug-Cowboy Woody und Space Ranger Buzz Lightyear in Gefahr, als sie auf einen gemeinen Teddybären stoßen, der in einer Kindertagesstätte ein Geschäft führt, das einem Gefängnis gleicht. Gedanken an Fifa, Uefa, Paris St. Germain liegen nah. Aber mit Gefühl, Teamwork und der besseren Idee vom Leben obsiegen die Freunde. Und machen alle glücklich.

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