Hessenderby:"Natürlich mache ich weiter"

Eintracht Frankfurt - SV Darmstadt 98

Immer stärker unter Druck: Armin Veh.

(Foto: dpa)

Darmstadt gewinnt das erste Derby seit fast 34 Jahren. Nach dem 0:1 gerät Frankfurts Trainer Veh unter Druck.

Erst pfiffen die frustrierten Fans die Spieler lautstark aus, dann forderten sie den Rauswurf von Trainer Armin Veh: Darmstadt 98 hat das Hessenderby bei Eintracht Frankfurt gewonnen und die sportliche Krise des großen Nachbarn deutlich verschärf. "Das war eine schwere Niederlage", sagte Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen nach dem 0:1 (0:1) in der ersten Partie gegen den Nachbarn seit knapp 34 Jahren, "wir sind in einer schwierigen Situation. Aber wir haben in den letzten Jahren mit schwierigen Situationen Erfahrungen gesammelt, jetzt müssen wir beweisen, dass wir damit umgehen können." Der Trainer stehe nicht zur Debatte.

Kapitän Aytac Sulu (30.) erzielte den entscheidenden Treffer für die Lilien. Durch den ersten Erfolg der Klubgeschichte in Frankfurt bleiben die Darmstädter auf Platz zwölf. Die Eintracht ist 13., der Abstand auf den Relegationsplatz beträgt nur noch einen Zähler. Seit nunmehr fünf Partien wartet Frankfurt auf einen Sieg.

Das Duell der hessischen Rivalen wurde von der Polizei als Hochsicherheitsspiel eingestuft. Die Beamten hatten die verfeindeten Fanlager bei der Anreise voneinander abgeschirmt und die Lage im Griff. Im Stadion wurde allerdings in beiden Blöcken Pyrotechnik abgebrannt, kurz vor dem Abpfiff verbrannten Eintracht-Fans Darmstädter Fahnen. Beide Klubs müssen deshalb mit Strafen vonseiten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) rechnen. "Das ist nicht im Sinne von Eintracht Frankfurt. Man kann seinem Unmut auch anders äußern", sagte Bruchhagen. Die Profis stellten sich nach Spielschluss den Fans zu einer Aussprache am Zaun.

Die Brisanz des Nachbarschaftstreffens war auch auf dem Platz sofort spürbar gewesen. Beide Mannschaften gingen physisch äußerst engagiert ans Werk. Frankfurt - fußballerisch eigentlich mit dem besseren Personal - versuchte, Druck aufzubauen, schaffte das aber nicht. Darmstadt lauerte auf Konter und hatte mit dem unruhigen Spielgeschehen schon ein erstes Ziel erreicht. "Wir haben uns von den Nickligkeiten anstecken lassen", monierte Eintracht-Präsident Peter Fischer.

Bis zum Darmstädter Führungstor hatten die Heimfans nur eine maue Chance ihrer Mannschaft gesehen: Aigner köpfte in Rückenlage über das Tor (26.). Dann erzielte Sulu den einzigen Treffer der Partie auf bewährte 98-Art: nach einer Freistoßflanke von Kempe. Zambrano war einfach stehen geblieben und hatte dem kopfballstarken Sulu für sein viertes Saisontor leichtes Spiel beschert. "Wir wussten, dass sie bei Standards stark sind, deshalb darf das eigentlich nicht passieren", klagte Frankfurts Trainer Veh.

Insbesondere in der ersten Halbzeit fand Veh seine Elf "zu nervös" - das habe auch daran gelegen, dass "jeder unbedingt wollte" und man sich der Bedeutung der Partie bewusst gewesen sei. Veh räumte ein: "Das steckt jetzt schon tief. Wenn mich die Niederlage nicht berühren würde, wäre ich hier fehl am Platz." Einen Rücktritt, wie in der Vorsaison beim VfB Stuttgart, schloss der Trainer aber aus. "Die Konsequenz ist natürlich, dass ich weitermache."

Leichter wird die Situation aber nicht. Nächste Woche gegen Dortmund fehlen Russ, Zambrano und Stendera, die alle ihre fünfte gelbe Karte sahen.

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