Hertha nach 2:1 erster Bayern-Verfolger:Die kleine Mannschaft auf Platz 2

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Der Kapitän trifft zum sechsten Mal: Auch dank des Tores von Vedad Ibisevic (rechts) fügt die Hertha dem 1. FC Köln die erste Niederlage zu. (Foto: Matthias Kern/Bongarts/Getty)

Demütig geht die Hauptstadt-Hertha ihren Weg und fügt dem 1. FC Köln die erste Saisonniederlage bei. FC-Sportdirektor Schmadtke ereifert sich: "Ich habe ein Ausgleichstor gesehen."

Von Javier Cáceres, Berlin

Am Samstag war viel Nostalgie im Berliner Olympiastadion. Ein Held der Vergangenheit namens Marcelinho - mittlerweile 41 Jahre alt, aber noch immer beim SC Joinville in der zweiten brasilianischen Liga aktiv - schaute vorbei. Und machte Werbung für sein Abschiedsspiel, es steigt am 25. März 2017 an dem Ort, an dem er zu Beginn des Jahrhunderts gewirkt hatte. In 165 Spielen hatte Marcelinho 65 Tore für Hertha BSC erzielt, viele davon zauberhaft.

Doch in der deutschen Hauptstadt muss momentan gar nicht im Präteritum gedacht werden, um die Laune zu heben. Die Gegenwart ist mehr als genug: Die "kleine, fleißige Mannschaft", als die Trainer Pal Dardai seine Elf schwärmend umschreibt, ratifizierte gegen den ebenfalls stark in die Saison gestarteten 1. FC Köln ihre famose Form - und setzte sich durch Tore von Vedad Ibisevic (13.) und Niklas Stark (74.) verdient mit 2:1 (1:0) auf dem zweiten Tabellenplatz fest.

"Ich habe ein Ausgleichstor gesehen", wütet Kölns Manager Schmadtke

Das Spiel endete allerdings mit wütenden Protesten der Kölner. Ihnen wurde kurz vor Abpfiff ein 2:2 durch Artjoms Rudnevs versagt. Dessen Schuss landete zwar im Berliner Tor, doch der Lette soll zuvor Marvin Plattenhardt gefoult haben. "Ich habe ein Ausgleichstor gesehen", ereiferte sich Kölns Manager Schmadtke, während Trainer Peter Stöger sich einer Meinung enthielt: "Ich werde mich nie wieder zu Schiedsrichterentscheidungen äußern", sagte er, "das kommt nicht so gut." Somit quittierte Köln am achten Spieltag die erste Saison-Niederlage im Zorn.

Das Beeindruckende am Hertha-Sieg war, mit welcher Selbstverständlichkeit die Berliner anfangs das Spiel kontrollierten - und wie sie nach dem Rückschlag des Ausgleichs zurückkamen. Sie bestätigten vor allem in der ersten Halbzeit ihren Ruf als defensivstärkste Heimmannschaft der Liga. Der erste Lohn: Ibisevic, der vorige Saison bei beiden Hertha-Siegen gegen die Kölner (1:0/2:0) alle Berliner Tore erzielte, traf nach starker Vorarbeit von Mitchell Weiser. Der Außenbahn-Irrwisch hatte den Ball im Mittelfeld erobert - was erste Proteste der Kölner nach sich zog (Nationalspieler Jonas Hector hatte Weiser den Ball aus kurzer Distanz an den Unterarm geschossen). Weiser zog Richtung Grundlinie, passte präzise auf Ibisevic, der direkt gegen die Laufrichtung von Torwart Timo Horn aufs Tor zog. Es war bereits der sechste Saisontreffer des Hertha-Kapitäns.

Zwei Mal landet der Ball noch am Hertha-Pfosten

Torszenen waren anschließend jedoch rar. Zu steril waren die Ideen der Kölner, zu solide stand die Berliner Abwehr, insbesondere wegen der aufopferungsvollen Arbeit der defensiven Mittelfeldspieler Niklas Stark und Per Skjelbred. Kölns Trainer Peter Stöger, der in Berlin zum dritten Mal in Serie auf die selbe Anfangsformation vertraut hatte, reagierte zur Halbzeit und brachte Leonardo Bittencourt für den blassen Japaner Yuya Osako. In der 65. Minute tat sich endlich was: Bittencourt spitzelte den Ball von der Grundlinie durch die Beine von Hertha-Torwart Rune Jarstein, Stürmer Anthony Modeste musste aus drei Metern nur noch den Fuß hinhalten, um seinen achten Saisontreffer und das 1:1 zu erzielen.

Doch Hertha schlug zurück. Einen Weiser-Freistoß von der rechten Seite köpfelte der für Alexander Esswein eingewechselte Julian Schieber in den Fünf-Meter-Raum, wo Niklas Stark freistehend den Ball per Kopf ins Tor wuchtete. Die Kölner ergaben sich allerdings noch immer nicht. Zwei Mal landete der Ball am Aluminium (einmal von Simon Zoller; einmal abgelenkt durch Herthas Torwart Jarstein). "Da war der liebe Gott überm Stadion", lautete das Fazit von Pal Dardai.

© SZ vom 23.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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