Hertha BSC:Risse im Glas

Nach dem Schuss auf den Bus gewinnt Hertha BSC in der ersten Pokalrunde 2:0 gegen Arminia Bielefeld. "Wir sind froh, dass es so glimpflich ausgegangen ist", sagt Kapitän Lustenberger.

Von Ulrich Hartmann, Bielefeld

"Wir haben nicht glücklich gewonnen. Wir waren die bessere Mannschaft und hatten die besseren Chancen. Das gibt uns Selbstvertrauen für die Liga": Für Hertha-Kapitän Fabian Lustenberger war das 2:0 (0:0) in der ersten Pokalrunde gegen den Zweitligisten Arminia Bielefeld mehr als nur eine gelungene Revanche für das Zweitrunden-Aus im Vorjahr in Ostwestfalen, er sah darin auch eine erfolgreiche Generalprobe für den Bundesliga-Auftakt am Samstag beim FC Augsburg. Maßgeblich dazu beigetragen hatten Salomon Kalou und Vladimir Darida. Kalou traf in der 73. Spielminute zum 1:0, Zugang Darida glückte eine Viertelstunde später der 2:0-Endstand. Der Partie war eine große Aufregung vorausgegangen. Am Sonntag um 17.15 Uhr war der Bus der Hertha von einem Unbekannten beschossen worden. Stephan Behrendt, der 55 Jahre alte Fahrer des Teams, war am Mannschaftshotel westlich von Bielefeld aufgebrochen, um die Berliner Fußballer am Hauptbahnhof abzuholen. Behrendt hatte gerade knapp die Hälfte der Strecke absolviert, als er zwischen Gütersloh und Bielefeld von einem schwarz gekleideten und silber behelmten Motorradfahrer überholt, unvermittelt mit gereckter Faust bedroht und mit dem Mittelfinger verhöhnt wurde. Der Motorradfahrer wendete, kam Behrendt wieder entgegen und zückte eine Schusswaffe. Aus voller Fahrt gab er einen Schuss ab. Das Projektil schlug genau vor dem Kopf des Busfahrers in der Frontscheibe ein, durchschlug diese aber nicht.

Die Polizei hatte am Montag zunächst keine Erkenntnisse über die Identität und die Motive des flüchtigen Motorrad- fahrers. Da ein gezielter Anschlag auf den Bundesligisten nicht ausgeschlossen werden konnte, wurde eine Polizeieskorte für den Hertha-Bus angeordnet. Überdies wurde eine Sonderermittlungskommission "Hertha" gebildet, in der sechs Beamte "in alle Richtungen" ermitteln, wie es aus Polizeikreisen hieß. Die Arminia verstärkte die Sicherheitsmaßnahmen rund um das Spiel.

Kapitän Fabian Lustenberger wollte dem Vorfall nach dem Sieg keine große Bedeutung mehr zuschreiben: "Das hat uns gestern beschäftigt, aber nicht im Spiel. Wir sind froh, dass es so glimpflich ausgegangen ist."

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