Hertha BSC:Kalou träumt vom Europacup

Hannover 96 v Hertha BSC - Bundesliga

Salomon Kalou feiert vor den Fans von Hertha BSC Berlin nach dem Sieg gegen Hannover 96.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Von Jörg Marwedel

Die Liste seiner Erfolge ist eindrucksvoll. Salomon Kalou, 30, war Champions-League-Gewinner 2012 mit dem FC Chelsea gegen den FC Bayern, englischer Meister und mehrmals Pokalsieger auf der Insel. In diesem Jahr kam noch der Titel Afrikameister mit der Elfenbeinküste hinzu. Und doch wird auch dieser "great victory", dieser nach seinem Empfinden große Sieg am Freitagabend einen Ehrenplatz in der Karriere des seit 2014 für Hertha BSC spielenden Stürmers einnehmen.

Mit einer Art Turban, den Hertha-Trainer Pal Dardai mit einer blau-weißen Badekappe verglich und der dazu da war, seine beim 1:4 gegen Borussia Mönchengladbach erlittene Platzwunde zu schützen, war er offenbar auch gegen alle Abwehraktionen des Gegners gefeit. Alle drei Tore erzielte er zum 3:1-Sieg der Hertha bei Hannover 96. Deshalb kann der Ehrenplatz sogar mit einem Museumsstück geschmückt werden. Kalou sicherte sich natürlich den Ball dieser Partie. Dazu bekräftigte er: "Diese Saison können wir vielleicht sogar in den Europacup kommen."

Dass die Berliner, die ihr Lob ja gern verklausurieren, "nicht viel zu meckern hatten", wie Kapitän Fabian Lustenberger, ein Schweizer, im Slang der Hauptstadt feststellte, hatte vor allem mit ihrem "zielstrebigen Ballbesitz-Fußball" zu tun, den der sehr zufriedene Dardai hervorhob. Das war nicht nur eine gute Reaktion auf die vorangegangene Niederlage daheim.

Die von Dardai mit einer Frischzellenkur renovierte alte Dame Hertha konnte damit sogar auf Tabellenplatz vier übernachten. Ballbesitz-Fußball hieß nicht nur, dass die Hertha-Profis das Spielgerät deutlich mehr besaßen als die Gastgeber, sie setzten es auch extrem effektiv ein. Der effektivste von allen war Kalou. Mit nur zwölf Schüssen, errechneten die Statistiker, erzielte er schon zehn Saisontreffer, davon sieben in der Bundesliga und drei im DFB-Pokal. In Sachen Effektivität ist er sogar den Top-Torschützen Lewandowski und Aubameyang überlegen.

Kalou beeindruckt beim 0:1

Besonders imponierend war dabei das 0:1 in der 33. Minute. Im Mittelfeld gewann der Ivorer einen Zweikampf gegen Christian Schulz, Vladimir Darida schickte den Ball auf den weiter vorn wartenden Genki Haraguchi. Der Japaner suchte den inzwischen nach vorn gespurteten Kalou, und der traf durch die Beine von Miiko Albornoz ins Tor. Nicht viel schlechter das 0:2 in der 60. Minute. Wieder hatte Darida, laut Dardai ein international bewährter Tore-Vorbereiter, Kalou im Blick. Und weil 96-Innenverteidiger Marcelo zu weit aufgerückt war, spielte der Tscheche Darida den Konterpass auf den in der Nähe des Abseits lauernden Torjägers.

Der war, obwohl nicht besonders flink, immer noch schnell genug, dass Marcelo ihn nicht mehr einholen konnte und er 96-Keeper Ron-Robert Zieler keine Chance ließ. Da habe man Kalous "Weltklasse-Fähigkeiten" gesehen, gratulierte Dardai. Einmal hatten die bis dahin deutlich unterlegenen Hannoveraner noch eine kleine Chance, das Spiel zu drehen.

Bech bereitet Elfmeter für Kiyotake vor

Mit der Einwechslung von Allan Saint-Maximin in der Pause hatte 96-Coach Michael Frontzeck ein kleines Zeichen zum Aufbruch gesetzt. In der 70. Minute brachte Hertha-Verteidiger Marvin Plattenhardt den kleinen 96-Außen Uffe Bech im Strafraum zu Fall. Hiroshi Kiyotake verwandelte sicher zum 1:2. Schon beim 2:1 in Hamburg hatte Bech einen Strafstoß herausgeholt, den Kiyotake ins Tor schoss. Doch der Übermut des ansonsten so vorsichtigen Frontzeck - er wechselte jetzt Stürmer Mevlüt Erding für Mittelfeldmann Leon Andreasen ein - wurde nicht belohnt.

Wieder trug Marcelo unglücklich dazu bei, dass die Schlussoffensive vergeblich war. Er bot Mitchell Weiser sein Bein an, um darüber zu stürzen. Den Elfmeter wuchtete Kalou mit dem Selbstbewusstsein eines Erfolgsmenschen ins Netz, obwohl Zieler den Ball noch mit der Hand berührte. Der National-Keeper war entsprechend frustriert: "Ein Spiel zum vergessen - sowohl für den Torwart als auch für die Mannschaft." Für Trainer Michael Frontzeck, der erst drei Punkte in sechs Heimspielen erwirtschaftete, hatte die Niederlage weniger mit seiner Mannschaft zu tun. "Es hat am Gegner gelegen", sagte er, als er nach den Gründen für die fünfte Heimpleite gefragt wurde. So einfach kann man es sich auch machen.

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