Hertha BSC:"Ich sehe kein Chaos"

SC Freiburg v Hertha BSC - Bundesliga

Die Niederlage habe sich "eher wie ein Unentschieden" angefühlt, meint Hertha-Trainer Pal Dardai.

(Foto: Michael Kienzler/Getty)

Zwei Spiele, zwei Niederlagen - aber Hertha-Trainer Pal Dardai wehrt sich gegen das Berliner Krisengerede.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Pal Dardai beantwortete die Frage einfach schon mal, ehe sie gestellt wurde. Nein, weder mit einem vermeintlichen "Absturz" noch mit einer "Krise" müsse man sich beschäftigen, ließ der Berliner Trainer wissen. Denn zum einen habe sich diese 1:2-Niederlage in Freiburg "eher wie ein Unentschieden" angefühlt. Und zum anderen könne er nicht erkennen, dass man sich um seine Mannschaft grundsätzlichere Sorgen machen müsste: "Sie macht das vernünftig. Ich sehe kein Chaos." Die Harmlosigkeit in der Offensive - wie schon in der Vorwoche in Leverkusen das Hauptmanko im Berliner Spiel - werde man aber zum Trainingsschwerpunkt machen.

Das kann sicher nicht schaden, denn Dardai hatte zwar tatsächlich kein Chaos gesehen. Aber genau genommen eben auch nur zwei Berliner Torchancen. Ein Schuss von Vladimir Darida, den SC-Keeper Alexander Schwolow nach gut einer Stunde zur Ecke lenkte, blieb lange die beste Berliner Gelegenheit, bis mit Julian Schieber endlich einer in die Partie kam, der den Sinn des Spiels begriffen hatte und ein Tor schoss (88.). Unpraktisch nur, dass Schieber erst in der 83. Minute eingewechselt worden war und Janik Haberer und Nils Petersen bereits zwei Tore für Freiburg geschossen hatten, als der Joker traf.

Auch die Rückkehr von Salomon Kalou, der bei der Hertha mit Valentin Stocker die Flügelzange hinter Vedad Ibisevic bilden sollte, verpuffte. Der Ivorer mit der bis dato tollen Torquote von fünf Treffern in neun Einsätzen wurde nach einer Stunde ausgewechselt, ohne auch nur einmal positiv in Erscheinung getreten zu sein.

Diese niederschmetternde Bilanz erarbeitete sich Kalou allerdings in einer Partie, die für Offensivspieler wenig dankbar war. Es trafen zwei Mannschaften aufeinander, die kein Risiko gehen wollten und den Zuschauern genug Zeit gaben, in aller Ruhe zu erörtern, was sie auf dem Rasen sahen. Je nach Neigung sprachen die einen von den taktischen Fortschritten, die der heimische Sportclub zuletzt gemacht habe, andere ärgerten sich schlicht über einen "langweiligen Kick" und holten sich noch einen Glühwein. Es ist ja auch wirklich nicht schön anzusehen, wenn eine Elf die andere mit Ballgeschiebe herauslocken will - die andere aber nicht drauf reinfällt.

Die Gegentore in Freiburg lassen keine Rückschlüsse auf einen Absturz wie im Vorjahr zu

Fußball gespielt wurde nur sehr selten. Insofern hatte Dardai Recht, als er darauf hinwies, dass die beiden Gegentreffer "Zufallsprodukte" und Ergebnis "individueller Fehler" gewesen waren, also mitnichten Ereignisse, die Rückschlüsse auf Krisen und Abstürze zulassen würden.

Zudem war auffällig, dass alles, was Hertha auf dem Platz tat, im Kollektiv geschah - das ist ein gutes Zeichen; so wie man auch kaum von einer Katastrophe sprechen kann, wenn ein Klub, der Sechster werden will, Sechster ist. Dort wird die Hertha aber nicht mehr lange stehen, wenn sie das, was sie tut, nicht mit mehr Druck und Tempo zustande bringt. Das Videomaterial, das Dardai ins Flugzeug mitnahm, dürfte einige Szenen enthalten haben, die einem Trainer Freude machen. Vorausgesetzt, er kann per Suchlauf für höheres Tempo sorgen.

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