Hertha BSC besiegt Stuttgart:Raffael beendet den Heimfluch

Was wäre gewesen, hätte Aufsteiger Hertha BSC wieder nicht gewonnen? Ganz egal, denn Stürmer Raffael hatte etwas gegen solche Gedankenspiele. Nach dem späten 1:0-Siegtor gegen den Favoriten aus Stuttgart blickt Trainer Markus Babbel wieder ruhigeren Tagen entgegen - der VfB hingegen trauert seinen guten Chancen nach.

Für einen Trainer, der noch gar nicht so lange bei seinem Klub angestellt ist, sagte Markus Babbel in dieser Woche ein paar sehr pietätvolle Dinge. "Der Berliner an sich neigt ja tendenziell gerne mal zum Größenwahn", erklärte der Trainer von Hertha BSC Berlin zur allseitigen Überraschung: "Er ist laut, redet viel, will viel. Aber getan wird oft erst mal wenig."

Hertha Berlin's Raffael and VfB Stuttgart's Kvist run for ball during German Bundesliga first division soccer match in Berlin

Entscheidendes Tor in der 86. Minute: Stürmer Raffael (links).

(Foto: REUTERS)

Noch kurz vor dem Spiel zeigte sich Babbel hocherstaunt, ob der Wellen, die sein Interview in einer Stuttgarter Zeitung aufgeworfen hatte. Seine Kritik war schließlich rein sportlich gemeint, erklärte Babbel, wer das ganze Interview lese, der merke das schon. Dem Berliner Boulevard war es egal. Der titelte wahlweise "Babbel provoziert Berlin" oder "Mensch, Markus, einer gegen alle, aber warum?"

Vor dem Freitagabendspiel gegen den VfB Stuttgart war damit klar: Wollte Babbel das aufgeregte Umfeld besänftigen, musste schon ein Sieg her. Bedanken durfte er sich schließlich beim Brasilianer Raffael: Als viele schon mit einem Unentschieden rechneten, traf der Hertha-Stürmer in der 86. Minute zum Tor des Tages.

Der Aufsteiger, der seit dem 8. August 2009 (1:0 gegen Hannover 96) ohne Liga-Heimsieg war, verbesserte sich mit nur fünf Punkten aus den ersten vier Spielen auf den zehnten Platz, während Stuttgart mit nur vier Zählern einen Rang hinter den Berlinern stehen.

"Ich war in bis zur Pause mit der Leistung nicht zufrieden. Das ist Überlebenskampf, deshalb war das für mich zu wenig. Wir hatten wie auch der VfB viele hochkarätige Chancen. Aber wir sind letztendlich als glücklicher, aber auch verdienter Sieger vom Platz gegangen", meinte Hertha-Coach Babbel.

Defensivspieler Christian Lell ergänzte: "Die Heimserie war vorher kein Thema. Wir wollen nicht zurück, sondern nach vorn schauen. Wenn man aber gewinnt, und zusätzlich den Bann gebrochen hat, ist es umso schöner."

Vor 52.232 Zuschauern im Berliner Olympiastadion erarbeiteten sich die Stuttgarter in der Anfangsphase Feldvorteile. Der VfB versuchte es zunächst mit hohen Bällen in den Strafraum, allerdings bekamen die Gäste diese nicht unter Kontrolle. In der Folge gestalteten die Berliner die Begegnung kurzzeitig ausgeglichener, ohne jedoch zu überzeugen.

Die Stuttgarter versuchten ihr Offensivspiel zumeist über Nationalspieler Cacau und Shinji Okazaki aufzuziehen, und hatten in den ersten 45 Minuten mehr vom Spiel. Die besten Gelegenheiten boten sich dem VfB, als Okazaki nach einem Freistoß an die Latte köpfte (28.) und Cacau freistehend vor dem Tor scheiterte (29.).

Nach dem Seitenwechsel spielten die Gäste weiter mutig nach vorn und zwangen die Hertha in die eigene Hälfte. Doch wie schon in der ersten Halbzeit konnten sich die Berliner befreien. Zwingende Torchancen blieben jedoch aus - bis der Brasilianer Raffael kurz vor Schluss die Berliner erlöste.

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