Hermann Gerland beim FC Bayern:Der Mann, dem Uli Hoeneß vertraut

Hermann Gerland

Bald wieder für die Junioren zuständig: Hermann Gerland, derzeit noch Co-Trainer von Carlo Ancelotti.

(Foto: Andreas Gebert/dpa)
  • Hermann Gerland, derzeit Co-Trainer von Carlo Ancelotti beim FC Bayern, kehrt zur Nachwuchsabteilung des Klubs zurück.
  • Während Gerland Talente fördern soll, verlassen bewährte Kräfte den Verein.
  • Womöglich trainiert Uli Hoeneß' Neffe künftig die U19.

Von Christoph Leischwitz

Es gibt viele Gründe, warum Fans des FC Bayern das Grünwalder Stadion gerne die "Hermann-Gerland-Kampfbahn" nennen. Zum einen erinnert das Wort "Kampfbahn" an vermeintlich glorreiche Zeiten, in denen sich zumindest einige der Azubi-Fußballer tatsächlich durchbissen bis in den Profi-Kader - was mittlerweile lange keinem Spieler mehr gelungen ist. Mit Namensgeber Hermann Gerland verbinden die Fans gerade deswegen Positives: Er ist derjenige, der diese Spieler mit Stallgeruch beim FC Bayern, wie Philipp Lahm oder Thomas Müller, zur erfolgreichen Laufbahn geleitete.

Im Sommer soll das neue Nachwuchs-leistungszentrum (NLZ) des FC Bayern im Münchner Norden eröffnet werden, die Kosten für den Neubau mit einem 2500 Zuschauer fassenden Stadion werden sich auf rund 70 Millionen Euro belaufen. Und dann kehrt auch Gerland zur Nachwuchsabteilung zurück.

Das hat damit zu tun, dass vereinsintern auch die Nachwuchsarbeit immer noch als unfertige Baustelle betrachtet wird. Der Aufstieg in die dritte Liga misslang zuletzt mal mehr, mal weniger knapp, und aus der eigenen Jugend ist David Alaba der Letzte, der bei den Profis Stammspieler wurde. Das ist knapp sieben Jahre her.

Die Entscheidung für Gerland fiel wohl kurzfristig

"Insbesondere freue ich mich, dass Hermann die sportliche Leitung übernimmt, dessen große Verdienste für unseren Klub insbesondere in der Jugendarbeit unbestritten sind", sagt Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge in einer Erklärung des Vereins. Gerland wird sportlicher Leiter des NLZ, zusätzlich wird Jochen Sauer als organisatorischer Leiter eingestellt, der 44-Jährige war zuletzt Geschäftsführer bei RB Salzburg. Sauer besetzt eine neue Stelle.

Mit Gerland greift man ganz bewusst auf eine bewährte Kraft zurück. Auch wenn gleichzeitig andere bewährte Kräfte ausscheiden: Ex-Profi Wolfgang Dremmler etwa, seit mehr als 20 Jahren im Nachwuchsbereich tätig und im Übrigen fünfeinhalb Wochen jünger als Gerland, verabschiedet sich als Abteilungsleiter des "Junior Teams" in den Ruhestand.

Die interne Lösung mit Gerland, aktuell noch Co-Trainer von Carlo Ancelotti, war offensichtlich kurzfristig gefallen. Noch im Januar hatten mehrere Medien berichtet, der aktuelle U-23-Trainer und NLZ-Leiter Heiko Vogel sei der heißeste Kandidat. Nun wird der so zitiert: "Ich habe dem Verein viel zu verdanken, hoffe allerdings auch, dass ich durch meine Arbeit meine Gegenleistung erbracht habe." Für ihn gehe ein "Lebensabschnitt" zu Ende. Das alles klingt nicht unbedingt nach einem freiwilligen Rückzug. Der Weggang des 41-Jährigen bedeutet auch, dass der Trainerposten fürs Regionalliga-Team für die kommende Saison neu besetzt werden muss.

Hoeneß' Neffe Sebastian soll im Sommer aus Leipzig kommen

Auch deshalb kommt die Entscheidung, Dremmler und Vogel durch Gerland zu ersetzen, ein wenig überraschend. Denn eigentlich gab es auf der Baustelle namens Nachwuchsarbeit gerade ein paar Fortschritte zu beobachten, zum ersten Mal seit Jahren. Die U23 ist Tabellenzweiter und spielt konstanter als noch vor einem Jahr. Dass Spitzenreiter SpVgg Unterhaching eine reife, bereits drittliga-taugliche Mannschaft stellt, ist unbestritten und für Bayern schlicht Pech. Außerdem stehen die U19 und auch die U17 zurzeit auf Platz eins der jeweiligen Bundesliga-Tabelle.

Als Uli Hoeneß Ende November 2016 als Präsident wiedergewählt wurde, hatte er kurz darauf Vogels Ämterhäufung kritisiert. Er hatte zudem gesagt: "Das Mia san Mia, diese starke Bindung zum Klub, lerne ich am besten beim FC Bayern." Offensichtlich erachtet Hoeneß nach wie vor Gerland als jene Person, die dieses Gefühl am besten vermitteln kann. Der noch zu kürende Sportdirektor des FC Bayern soll mit Gerland ein Konzept fürs NLZ ausarbeiten. Wäre es nach Hoeneß gegangen, hätte Gerland mit jemandem zusammengearbeitet, der in der Branche neu angefangen hätte: Phillip Lahm, einer seiner damaligen Ziehsöhne. Doch dieser hatte abgesagt.

Ohnehin scheinen die strukturellen Umbauarbeiten vor dem physischen Umzug an die Ingolstädter Straße noch nicht abgeschlossen: Die Leipziger Volkszeitung berichtete am Mittwoch, dass Sebastian Hoeneß, Sohn von Uli Hoeneß' Bruder Dieter, im Sommer aus der Jugendarbeit von RB Leipzig zum FC Bayern wechselt und die U19 übernehmen soll. Er habe vor mehreren Wochen um die Freigabe gebeten. Das wiederum klingt nach einer gar nicht so kurzfristigen Planung beim FC Bayern.

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