Hans Zach bei Adler Mannheim:Wieder knirscht der Unterkiefer

Harter Hund, kompromissloser Coach, ehrgeiziger Eigenbrötler: Hans Zach kehrt zum Eishockey zurück. Der 64-Jährige weiß, was er in Mannheim zu liefern hat: Ergebnisse, und zwar schnell.

Von Johannes Schnitzler

Hans Zach ist wieder da, und was das heißt, das konnten die Adler Mannheim am Donnerstag gleich mal erleben: 600 Fans verfolgten die erste Übungseinheit unter der Leitung des ehemaligen Nationaltrainers. Dem 64-Jährigen, der bis Saisonende die Nachfolge des an Silvester entlassenen Harold Kreis angetreten hat, eilt ein gewisser Ruf voraus. Und eine Erwartungshaltung: Zach, der harte Hund, der kompromisslose Coach, der ehrgeizige Eigenbrötler.

Düsseldorf und die Hannover Scorpions hat der Tölzer zu insgesamt vier Meisterschaften in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) geführt. Nach dem vierten Titel 2010 mit den Scorpions sollte Schluss sein. Der Liga hinterließ Zach nur seine Telefonnummer und den Hinweis, wer etwas von ihm wolle, könne ihn anrufen. Anrufe hat es einige gegeben. Mal erreichten sie ihn beim Mountainbiken, mal beim Skitourengehen. Als aber am letzten Tag des alten Jahres Adler-Gesellschafter Daniel Hopp Zachs Nummer in sein Telefon tippte, hörte der sich genau an, was Hopp von ihm will. Und sagte zu. Die 600 Zuschauer beim Donnerstagstraining begrüßten Hans Zach mit Applaus.

Was man nach dreieinhalb Jahren Pause von ihm erwarten darf? "Ich bin bekannt für eine klare Ansprache", sagt Zach. Er wolle die Spieler kennenlernen, ihnen seine Philosophie vermitteln und die Adler "wieder in die Erfolgsspur führen". Der sechsmalige Meister wartet seit 2007 auf den siebten Titel.

Vor zwei Jahren waren sie ganz nah dran. 14 Minuten fehlten zum entscheidenden Sieg im Playoff-Finale, die Adler führten 5:2 gegen Berlin. Doch die Eisbären retteten sich noch in die Verlängerung und gewannen 6:5. Auch im fünften Finale führte Mannheim. Den Titel aber, seinen sechsten, holte Berlin - Mannheim war als DEL-Rekordchampion entthront. In der vergangenen Saison scheiterten die Adler als Tabellenerster der Vorrunde gleich in der ersten Playoff-Runde.

Das Team mit dem nach München wohl größten Etat der Liga steht zwar auf einem direkten Playoff-Platz. Aber nach den Heimniederlagen gegen Iserlohn (2:5) und Wolfsburg (0:5) eben auch unter Zugzwang. Die Adler brauchen Ergebnisse, und zwar schnell. Hans Zach weiß das. Und vertraut vor seinem Debüt am Freitag in Krefeld auf einen für ihn typischen Satz: "Natürlich wäre es schön, wenn wir Meister würden. Aber Eishockey ist kein Wunschkonzert." Die Aufgabe sei reizvoll, "ich werde sicher psychologisch den Hebel ansetzen müssen". Eine andere Adresse als Mannheim wäre für ihn aber "nicht in Frage gekommen".

Schön ist, was erfolgreich ist

So bewährt wie sein Repertoire ist Zachs Umfeld. Mit dem ebenfalls neuen Co-Trainer Markus Berwanger, 50, holte Zach als Spieler noch gemeinsam Titel beim SB Rosenheim. Zach ist nach Ansicht aller Beobachter der krasse Gegenentwurf zum nach außen hin stets kontrollierten Harold Kreis. Während Kreis Niederlagen höflich kommentiert, weigert sich Zach grundsätzlich, alles andere als Siege zu akzeptieren.

Der Mann, der sein Image als "Alpenvulkan" pflegt, tobt auf der Bank, gestikuliert und zeigt wie Jürgen Klopp jedem die Zähne, der sich ihm in den Weg stellt. Wenn Kollegen wie der Münchner Pierre Pagé dem schönen Spiel huldigen und ein 4:2 als Traumergebnis bezeichnen, knirscht Zach einmal mit dem imposanten Unterkiefer - und schwört seine Mannschaft auf ein 1:0 ein. Schön ist, was erfolgreich ist.

Als der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) vor etwas mehr als einem Jahr mit wachsender Verzweiflung einen Bundestrainer suchte, stellte auch Zach, der von 1998 bis 2004 im Dienst war, sein Konzept vor. Die vom Verband gebastelte Doppellösung als Trainer und Sportdirektor aber lehnte Zach ("Ich bin kein Büromensch") ab. Die Botschaft war eindeutig: Ein Hans Zach macht nur, was ein Hans Zach machen will. Unter dem neuen Bundestrainer und Sportdirektor Pat Cortina verpasste die DEB-Auswahl die Qualifikation für Sotschi.

Nach Mannheim wollte Zach. Unbedingt. "Das Feuer war schnell wieder da. In dem Moment, in dem ich Ja gesagt habe, habe ich alles untergeordnet." Auf den Motivator Zach wartet ein exklusives Team, das zudem einige Ausländerstellen unbesetzt hat, den eigenen Ambitionen aber seit Jahren hinterherläuft und zuletzt wenig Lust offenbarte, noch länger unter Kreis arbeiten zu wollen.

Teil des Kalküls ist, dass Zach ("Ich gebe jedem eine neue Chance") der Mannschaft diese Ausrede nimmt. "Hans Zach hat eine riesige Aura. Er hatte mit allen Mannschaften Erfolg", sagt Adler-Gesellschafter Hopp. "Hans ist schon ein starker Kontrast zu mir, von seiner Gestik und seiner Art des Coachens ist er extrovertierter", sagt Harold Kreis.

"Ich bin ein kompromissloser Trainer", sagt Hans Zach.

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