Hannover 96:"Vollkommen überraschend"

Die Klub-Übernahmepläne von Martin Kind könnten durch ein Gutachten infrage gestellt werden. Doch der 96-Präsident ist sich keiner Schuld bewusst.

Präsident Martin Kind vom Fußball-Bundesligisten Hannover 96 zeigt sich überrascht über die jüngsten Medienberichte, wonach aufgrund von Gutachten seine Klub-Übernahmepläne infrage gestellt werden könnten. "Das Gutachten ist uns nicht bekannt", sagte der Klubboss der Niedersachsen dem Kicker: "Es kommt zu diesem Zeitpunkt vollkommen überraschend. Das Jahr 2008 ist lange her ..." Am Freitag hatten der Spiegel und die Bild darüber berichtet.

Anlässlich einer von der Deutschen Fußball Liga (DFL) im Lizenzierungsverfahren festgestellten und sanktionierten Nicht-Einhaltung der 50+1-Regel durch einen Klub wurde im Herbst 2008 eine Kanzlei mit einer ligaweiten Analyse beauftragt. Die DFL hatte in der Bild wie folgt Stellung bezogen: "Betreffend Hannover 96 äußerte die Kanzlei auf Grundlage eines eigenen Verständnisses der Statuten Bedenken hinsichtlich der Vereinbarkeit der vorliegenden gesellschaftsrechtlichen Konstruktion mit der 50+1-Regel."

Diese Einschätzung wurde jedoch von der DFL, "auch vor dem Hintergrund der Bewertung, die die zuständigen Gremien des Ligaverbandes bereits 2004 getroffen hatten, im Ergebnis nicht geteilt, da sich die wesentlichen Voraussetzungen nicht verändert hatten". Laut DFL sei die Konstruktion "mit 50+1 noch vereinbar, weil das Letztentscheidungsrecht beim Mutterverein verbleibt. Der Mutterverein als Alleingesellschafter der Management-GmbH besitzt das uneingeschränkte Weisungsrecht gegenüber der Geschäftsführung, die nicht ohne Zustimmung der Vereinsvertreter bestellt werden kann." Außerdem wies die DFL vor allem darauf hin: "Der Mutterverein kann als Alleingesellschafter den Gesellschaftsvertrag jederzeit so abändern, dass dem Aufsichtsrat Aufgaben entzogen, seine Zusammensetzung verändert oder er insgesamt aufgelöst wird."

Kind zeigte sich verwundert über die Medienberichte, denn in den zurückliegenden neun seiner 20 Jahre Tätigkeit für 96 habe es nie Beanstandungen an der Organisationsform des Klubs gegeben. Kind sagte im Kicker: "Wir haben jährlich unseren Antrag auf Lizenzierung eingereicht und die Lizenz anschließend bekommen. Wir haben auch unsere Strukturen stets vollumfänglich dargelegt. Es ist dabei nie zu Nachfragen oder Hinweisen seitens der DFL gekommen."

Laut Kicker ist die geplante Übernahme Kinds und der Wegfall der 50+1-Schranke in Hannover Thema der DFL-Präsidiumssitzung am kommenden Dienstag. Die DFL bestätigte am Samstag, dass bei der Liga "ein Antrag einschließlich Begründung von Herrn Kind und Hannover 96 auf Erteilung einer Ausnahmegenehmigung von der 50+1 Regel zugunsten von Herrn Kind eingegangen ist". Die Unterlagen lägen seit rund vier Wochen vor. Mit einer finalen Entscheidung ist nach jetzigem Stand aber kurzfristig nicht zu rechnen, sondern nach Informationen des Sport-Informationsdienst erst zum Jahresende.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: