Hannover und Bayer in der Europa League:Zerschellt an zu großen Gegnern

Die schlechten Ergebnisse aus den Hinspielen wogen zu schwer: Bayer Leverkusen und Hannover 96 scheitern in der Europa League - die Werkself verliert auch das Rückspiel gegen Benfica mit 1:2. Die Mannschaft von Trainer Slomka müht sich gegen Machatschkala über 98 kalte Minuten, doch es reicht nicht.

Am Ende wehten die Schneeflocken vom Himmel, als müsste dieser trübe Abend für Hannover 96 ein wenig in Watte gepackt werden. Es wurde nichts mit dem vom Achtelfinale in der Europa League: Der deutsche Bundesligist hat eine weitere Großtat auf europäischer Bühne verpasst und ist in der Zwischenrunde des Wettbewerbs trotz einer starken Vorstellung an Anschi Machatschkala gescheitert. Der Mannschaft von Trainer Mirko Slomka kam im Rückspiel nicht über ein 1:1 (0:0) hinaus. Das reichte nicht, um die 1:3-Niederlage aus dem Hinspiel vor einer Woche vergessen zu machen.

Die Führung von Sergio da Silvo Pinto (70.) per Direktabnahme war am Ende zu wenig. Lacina Traore glich in der Nachspielzeit aus (90.+9). In der Vorsaison war 96 noch bis ins Viertelfinale vorgestoßen und erst gegen den späteren Sieger Atletico Madrid ausgeschieden. Slomkas Männer zeigten gegen Anschi auf dem in der zweiten Halbzeit schneebedeckten Platz eine ihrer besten Saisonleistungen, belohnten sich für ihren hohen Aufwand aber trotz guter Möglichkeiten nicht - und verpassten es so, die abgezockten Russen noch stärker unter Druck zu setzen.

Nach der Pause mussten die Niedersachsen ihrem enormen Anfangstempo etwas Tribut zollen, durften aber dennoch bis zum Schluss hoffen. Der russische Klub des Milliardärs Suleiman Kerimov um Superstar Samuel Eto'o steht erstmals im Achtelfinale eines europäischen Wettbewerbs und trifft dort auf Newcastle United. Vor nur 27.500 Zuschauern in der eigenen Arena war 96 bei Eiseskälte von Beginn an heiß auf ein frühes Tor. Mit Mohammed Abdellaoue, Mame Diouf und Didier Ya Konan standen drei gelernte Angreifer in der Startelf. Zusammen mit Top-Vorbereiter Szabolcs Huszti entwickelten sie viel Druck und versuchten nach Ballgewinnen überfallartig umzuschalten.

Leichte Unkonzentriertheiten beim Passspiel verhinderten aber zunächst zwingende Möglichkeiten. Abdellaoue verpasste dann aber eine Huszti-Hereingabe (15.), verzog einen Weitschuss (20.) und hatte weitere Chancen. Diouf setzte einen Kopfball nur ganz knapp neben das Tor (23.). Nach einem weiteren gefährlichen Kopfball von Ya Konan (40.) und insgesamt neun Torschüssen im ersten Durchgang blieben weitere beste Chancen zunächst lange aus. Nach der Führung durch Pinto warf 96 dann alles nach vorne.

Anschi konzentrierte sich mit dem Hinspiel-Sieg im Rücken zunächst auf eine stabile Defensive. Über Top-Star Eto'o und den schnellen Willian versuchte das Team von Trainer Guus Hiddink mit zunehmender Spieldauer aber auch immer wieder gefährliche Nadelstiche zu setzen. Eto'o ließ in der 18. Minute fast die komplette 96-Hintermannschaft ganz schlecht aussehen, vergab aber aus aussichtsreicher Position. Mbark Boussoufa vergab aus fünf Metern (55.) für die in der zweiten Häfte immer besser werdenden "Adler" aus Machatschkala.

Den müden Hannoveranern bleibt nun kaum Zeit zur Erholung. Nur knapp 41 Stunden nach Abpfiff empfangen die Niedersachsen am Samstag den Hamburger SV zum Nordderby in der Bundesliga - ein direkter Konkurrent um die erneute Qualifikation zur Europa League. Bei 96 überzeugten Huszti und Diouf, Anschi hatte in Joao Carlos und Eto'o seine Besten.

Leverkusen hofft nur kurz

Pech im Abschluss und eine mangelnde Chancenverwertung haben Bayer Leverkusen den Einzug ins Achtelfinale der Europa League gekostet. Der Werksklub verlor trotz einer über weite Strecken guten Leistung das Zwischenrunden-Rückspiel beim portugiesischen Rekordmeister Benfica Lissabon 1:2 (0:0). Ein sehenswertes Volley-Tor von Andre Schürrle (75.) reichte Bayer nach dem 0:1 im Hinspiel nicht zum Weiterkommen. Ola John (60.) hatte die Gastgeber in Führung gebracht, Nemanja Matic riss Leverkusen nur knapp zwei Minuten nach dem Ausgleich aus allen Träumen.

Benfica's John celebrates his goal against Bayer Leverkusen during their Europa League soccer match at Luz stadium in Lisbon

Rückstand und Niederlage: Leverkusen verlor gegen Lissabon mit 1:2 - und schied ebenso aus. 

(Foto: REUTERS)

Damit bleibt eine schwarze Europacup-Serie bestehen. Noch nie hat Bayer nach einer Hinspiel-Heimpleite in einem europäischen K.o.-Spiel auswärts noch das Weiterkommen perfekt gemacht. Das Trainergespann Sami Hyypiä/Sascha Lewandowski hatte im Gegensatz zum Hinspiel auf Rotation verzichtet und seine Bestbesetzung aufgeboten. Dies tat dem Spiel des Tabellendritten der Bundesliga im Estadio da Luz sichtlich gut.

Bayer kombinierte gefällig und spielte couragiert nach vorne. Den ersten Warnschuss gab Stefan Reinartz bereits in der dritten Minute ab, Benfica-Schlussmann Artur Moraes war aber zur Stelle. Auch in der Folge blieben die Gäste die spielbestimmende Mannschaft, hatten aber Pech im Abschluss. Torjäger Stefan Kießling setzte eine Hereingabe von Daniel Carvajal aus sieben Metern an den Pfosten (12.), Andre Schürrle traf in der 40. Minute mit einem Flachschuss von der Strafraumgrenze den Außenpfosten.

Zwei Minuten zuvor war der Nationalspieler aus guter Position an Moraes gescheitert. Lissabon kam mit zunehmender Spieldauer zwar etwas besser ins Spiel, doch die Leverkusener Deckung ließ im ersten Durchgang nur wenig zu. Torhüter Bernd Leno musste nur bei einem Kopfball von Nicolas Gaitan sein Können aufbieten (16.). Nach dem Wechsel übte Leverkusen weiter Druck aus. Nach glänzender Vorarbeit von Carvajal drückte Kießling den Ball aus kurzer Distanz zwar über die Linie, stand aber knapp im Abseits (52.).

Lissabon zeigte sich vom mutigen Auftritt der Gäste beeindruckt und spielte nur sporadisch nach vorne. Das reichte aber zur Führung. John spielte Gonzalo Castro aus und schlenzte den Ball unhaltbar für Leno in den Winkel. Bayer zeigte sich von dem Rückschlag nur kurz geschockt und drängte auf den Ausgleich. Die Gäste fanden ihren Meister aber immer öfter in Artur Moraes.

Der Torhüter parierte zunächst gegen Simon Rolfes glänzend (67.), eine Minute später war er gegen Schürrle zur Stelle. Bei Lissabon überzeugten Artur Moraes und John, bei Leverkusen verdienten sich Kießling und Rolfes gute Noten.

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