Unlängst hatte Noah Sarenren Bazee, 21, wieder einmal einen großen Auftritt in der heimischen Presse in Hannover. Er forderte nach vier Monaten Auszeit wegen eines Sehnenrisses am linken Oberschenkel ganz bescheiden seinen Einsatz. Schließlich habe er schon wieder vier Wochen trainiert. Seinem Trainer André Breitenreiter hat das gar nicht geschmeckt. Er konterte: "Wer Dinge öffentlich fordert, ist bei mir auf dem Holzweg." Also musste das Außenstürmertalent weiter warten.
Gegen Hoffenheim am vergangenen Wochenende war er zwar erstmals wieder im Kader von Hannover 96. Er machte sich aber dann vergeblich warm, Breitenreiter wollte ihm noch einen kleinen Denkzettel verpassen. Dann kam der vergangene Mittwoch. 96 trat bei Hertha BSC Berlin an und nach einem 0:2-Rückstand zur Pause hat der Trainer dem Ungeduldigen dann doch seinen Wunsch erfüllt. Er durfte für Felix Klaus aufs Feld und hatte großen Anteil daran, dass die Hannoveraner das Spiel fast noch gedreht hätten, bevor sie schließlich doch 1:3 verloren. Nun ist er auch für das letzte Spiel in diesem Jahr gegen Bayer Leverkusen am Sonntag ein Kandidat, vielleicht sogar für die Startelf.
Dass er ausgerechnet in Berlin sein Comeback feierte, ist eine dieser wie vorbestimmt wirkenden Zufälligkeiten im Leben. Dort gab er nämlich im Frühjahr 2016 unter dem Trainer Daniel Stendel ein bemerkenswertes Bundesliga-Debüt beim 2:2 des designierten Absteigers. Hertha war auch einer jener Klubs, die den flinken Offensivspieler danach verpflichten wollten. Aber die Berliner waren nicht die einzigen Anwärter: Auch der FC Augsburg zeigte Interesse - genauso wie Red Bull Salzburg. Sogar von Borussia Dortmund, dem FC Bayern und Arsenal London war die Rede.
Die Sportmediziner diskutierten über das flinke Talent
Doch 96 schaffte es, den Vertrag mit dem Eigengewächs aus dem Celler Land trotz des Abstiegs bis 2021 zu verlängern. In Liga zwei fiel Sarenren Bazee dann jedoch ein halbes Jahr verletzt aus und musste sich wieder herankämpfen. Die Sportmediziner und Trainer diskutierten, warum das flinke Ausnahmetalent mit den Sprinter-Muskeln unter den Härten des Wettkampfes immer wieder strauchelte. Vielleicht wäre Sarenren Bazee ansonsten ja schon jetzt nicht mehr in Hannover, sondern bei einem größeren Klub.
An dem Deutsch-Nigerianer lässt sich aber auch gut veranschaulichen, was außer Blessuren dem Weg nach oben noch im Weg stehen kann. "Er ist zu schnell zu groß gemacht worden", bilanziert Breitenreiter die bisherige Karriere des Außenstürmers, aber er habe "meine totale Unterstützung". Auch Manager Horst Heldt sieht Sarenren Bazee als "perspektivisch sehr wichtig für uns". Besonders gut hat den Verantwortlichen am Mittwoch in Berlin gefallen, dass der Profi trotz seiner langen Pause schon wieder sehr gute Einzelaktionen hatte. Er habe "mutig" die Eins-zu-eins-Situationen gesucht und den Hannoveranern einen Kick im Spiel nach vorne gegeben.
Wenn Sarenren Bazee künftig von schwereren Verletzungen verschont bleibt, wird er sich vermutlich bald wieder mit dem Interesse anderer möglicher Arbeitgeber auseinandersetzen müssen. Und auch die Nationalitätenfrage könnte für den Sohn eines Nigerianers und einer deutschen Mutter noch einmal akut werden. Nigerias Nationaltrainer Gernot Rohr hatte ihn im März 2017 schon einmal in den Kader der A-Mannschaft berufen, die Nigerianer spielen auch bei der WM 2018 in Russland. Sarenren Bazee musste damals jedoch wegen einer Knieverletzung passen. Saranren Bazee taucht allerdings auch im erweiterten Kader der deutschen U21-Auswahl auf. Wenn es so gut weiterläuft wie nach seinem jüngsten Comeback, wird Noah Sarenren Bazee dieses Rätsel bald noch lösen müssen.