Hannover 96:Der alte Schaaf und der Abstieg

Hannover 96 - 1. FSV Mainz 05

Acht Spiele, sieben Niederlagen - das ist die Bilanz von Trainer Schaaf.

(Foto: Peter Steffen/dpa)

Es steht schlecht um Hannover 96, auch die Kritik am erschreckend erfolglosen Trainer wächst. Geht der Klub mit ihm trotzdem in die zweite Liga?

Von Carsten Eberts, Hannover

Der Zuspruch für Hannover 96 kommt von ganz oben - beziehungsweise von einem, der mal ganz oben war. "Ich glaube an Thomas Schaaf", verkündete Gerhard Schröder dieser Tage. Sieben Niederlagen in acht Spielen hin oder her, "die Verpflichtung war und bleibt richtig", erklärte der Ex-Bundeskanzler in der Sportbild. Dem prominenten 96-Mitglied ist demnach schnuppe, ob sein Verein künftig gegen Bayern oder Bielefeld antritt: "Ich bleibe Hannover 96 treu, egal wo und gegen wen sie spielen." Fehlte nur noch, dass er anfügte: Basta!

Natürlich hat auch Thomas Schaaf, der Trainer des Tabellenletzten, bereits über die zweite Liga nachgedacht. Sogar laut, im Fernsehen. "Schaffen wir es nicht, gibt es erst einmal für beide Seiten die Option zu sagen, 'lass uns mal drüber reden'", sagte Schaaf kürzlich im NDR Sportclub. Er gehe davon aus, dass er "noch anderthalb Jahre Vertrag habe".

Anderthalb Jahre, das könnte genau reichen, um Hannover wieder in die erste Liga zu führen.

Hat Schaaf bereits alles versucht?

Es sieht jedenfalls schlecht aus für 96 - und damit auch für seinen Trainer, der ja angetreten war, um endlich zu beweisen, dass er auch außerhalb des Bremer Fußballbiotops, in dem er 40 Jahre verbrachte, erfolgreich sein kann. Nach dem Rücktritt von Armin Veh ist Schaaf, 54, der älteste Coach der Bundesliga - und leider aktuell auch der erfolgloseste. 1:2, 0:3, dreimal 0:1, 2:1, 0:4 und 1:4 - das sind die Ergebnisse, die Hannover seit Schaafs Amtsantritt im Januar erwirtschaften konnte. Der Klub ist mit 17 Punkten Tabellenletzter, und zwar mit großem Abstand.

Es fällt auf, dass Schaaf bislang nach außen die Ruhe bewahrt, mal bedächtig, mal kämpferisch auftritt - im Umgang mit der Mannschaft aber nicht die richtigen Mittel findet. In Hannover wird geraunt, Schaaf habe schon zum jetzigen Zeitpunkt alles versucht, fast jede Woche neues Personal probiert. Bis auf das überglückliche 2:1 in Stuttgart hat wenig funktioniert. Jetzt spielt sogar der junge Norweger Iver Fossum, der im Winter als langfristige Option geholt wurde, im Mittelfeld eine tragende Rolle. "Die Bereitschaft der Mannschaft ist da", hat Schaaf trotzig gesagt, "leider machen wir nicht das Richtige." Der Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz beträgt bereits neun Punkte.

Kritik von der Vereinslegende

In ihrer Sorge melden sich Vereinslegenden zu Wort - und die sind Schaaf nicht gerade dankbar. Hans Siemensmeyer, 75, war früher Nationalspieler, schoss in drei Länderspielen zwei Tore. Von Schaafs Verpflichtung habe er sich "mehr erwartet", sagt Siemensmeyer der Bild: "Dass er Tugenden wie Einsatz, Kampfgeist und Wille zum Sieg rausholt. Aber das alles sehe ich nicht." Von den sechs Spielern, die Schaaf zusammen mit dem neuen Geschäftsführer Martin Bader verpflichten durfte, hätten "fünf doch gar kein Bundesliga-Niveau".

In der Tat kann sich Schaaf, was den Kader angeht, trotz der Kürze seiner Amtszeit nicht frei von Schuld sprechen. Dass Hugo Almeida nach Hannover kam, obwohl er laut Selbsteinschätzung bei maximal 60 Prozent Leistungsfähigkeit sei, liegt auch in Schaafs Verantwortungsbereich (weniger indes, dass sich Almeida mit einem blöden Ellenbogenschlag für drei Spiele selbst aus dem Verkehr zog). Adam Szalai, der zweite neue Stürmer, der mit Schaafs Zustimmung geholt wurde, hat noch gar nicht getroffen.

Erneuter Trainerwechsel scheint ausgeschlossen

Um seinen Job muss Schaaf indes offenbar nicht fürchten. Jedenfalls hat sich kein Verantwortlicher im Verein diesbezüglich geäußert. Nicht einmal Klubboss Martin Kind, der sonst gerne mal am Übungsleiterpersonal feilt. Ein weiterer Trainerwechsel, wie gerade in Frankfurt geschehen, wo nun Niko Kovac die Wende schaffen soll, gilt als unwahrscheinlich: In Hannover ist Schaaf ja bereits der "Neue", der die Wende schaffen sollte. Als "alternativlos" bezeichnete Bader den gemeinsamen Weg. Eher könnte sich die Erkenntnis durchsetzen, dass der Klassenerhalt mit dieser Mannschaft einfach nicht zu schaffen - und Schaaf nichts weiter als ein Missstandsverwalter ist.

So scheint es, als plane Kind mit Schaaf, von dem er persönlich viel hält, bereits für die zweite Liga. In der Lokalpresse wird spekuliert, ob Schaaf am Samstag gegen den 1. FC Köln (15.30 Uhr, Liveticker auf SZ.de) dem jungen Verteidiger-Eigengewächs Waldemar Anton etwas Spielpraxis verschafft. Anton gilt als einer, der bei Hannovers Neuaufbau in der zweiten Liga eine tragende Rolle übernehmen könnte.

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