Hannover chancenlos in Leverkusen:Qualität ohne Punkte

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Hannovers Adam Szalai (l.) und Miiko Albornoz: Trostlos gegen Leverkusen (Foto: Bongarts/Getty Images)

"Ganz gut dagegengehalten" hat 96 bei Bayer, gereicht hat das allerdings nicht - auch weil sich die Niedersachsen allenfalls pflichtgemäß wehrten. Die Alarmsignale sind nicht zu übersehen.

Von Philipp Selldorf

Ron-Robert Zieler ächzte und hustete, eine dicke Erkältung plagt den Torwart von Hannover 96. Trotzdem hat er sich am Samstagnachmittag im ergiebigen Dauerregen ins Tor seiner Mannschaft gestellt, und was er während des Spiels in der Leverkusener BayArena von seinem peripheren Standort aus hat erkennen können, das war nicht geeignet, seine Gesundung zu beschleunigen.

Zieler klang nach der 0:3-Niederlage seiner Mannschaft nicht gerade hoffnungsfroh, dass diese abermals auf die schiefe Bahn geratene Saison ein gutes Ende nehmen würde. "Wir haben in der ersten Halbzeit ganz gut dagegengehalten" - diese Äußerung war das größte Kompliment, das dem stellvertretenden Nationaltorwart zum Auftritt seiner Mitspieler einfiel. Ansonsten sagte er viele dieser alarmierenden Sätze, die man vom Tabellenende kennt. "Klar ist, dass es jetzt nicht leichter wird", sprach Zieler. Und: "Irgendwann brauchen wir auch mal ein paar Punkte."

Dass Hannover 96 im Rheinland ein paar Punkte oder wenigstens ein sogenanntes Pünktchen mitnehmen dürfte, diese Hoffnung hatte sich mehr oder weniger nach 43 Minuten erledigt. In jenem Moment kurz vor der Pause hatte Stefan Kießling einen Eckball von Hakan Calhanoglu mit viel Schwung zum 1:0 für die Hausherren in die Torecke befördert. "Wenn wir mit 0:0 in die Pause gegangen wären, dann wäre das ein anderes Spiel gewesen", behauptete später Mittelfeldspieler André Hoffmann, und auch Zieler stellte fest, dass sein Team nach der Pause "überhaupt nichts mehr auf den Platz bekommen" habe.

Leverkusens Chicharito erzielt den Treffer zum 2:0 vom Elfmeterpunkt. (Foto: Federico Gambarini/dpa)

Hannover wehr sich pflichtgemäß, aber unzureichend

In jener zweiten Halbzeit war Bayer Leverkusen die Mannschaft, die das Tempo machte, die das Spiel beherrschte und die im Laufe der Zeit auch die nötigen Tore schoss. Hannover wehrte sich pflichtgemäß, aber unzureichend. "Es war ein Spiel auf ein Tor, und das Ergebnis hätte auch höher ausfallen können", stellte Bayer-Verteidiger Ömer Toprak mit Recht fest. In der 80. Minute hatten die dramatisch harmlosen 96er ihre erste Torchance im zweiten Abschnitt - Tin Jedvaj stellte sich erfolgreich in den Weg. Bernd Leno im Bayer-Tor verbrachte einen nervenschonenden Nachmittag.

Erstaunlicherweise verband Leverkusens Trainer Roger Schmidt das Lob für die Leistung seiner Leverkusener mit einem Lob für den Gegner. "Ich glaube, dass Hannover eine neue Qualität gewonnen hat", bemerkte er kühn und spielte damit auf die im Winter verpflichteten Sturmspitzen Adam Szalai und Hugo Almeida an. Damit könnte er auf Dauer sogar recht behalten, beim Spiel am Samstag war von der Niveausteigerung allerdings noch nicht so viel zu sehen.

Spielentscheidend ist ausgerechnet Stefan Kießling

Besser als das naturgemäß noch wenig aufeinander eingespielte Sturmduo der Hannoveraner kam das deutsch-mexikanische Sturmduo der Leverkusener zur Geltung. Kießling sorgte nicht nur für das erste Tor, sondern auch für den Foulelfmeter vor dem zweiten Tor (Chicharito, 61.). Sehr effektvoll war er über Sakais Bein gefallen.

Mancher Hannoveraner sah es mit Wehmut. In der Adventszeit war Kießling noch fest entschlossen gewesen, ein Angebot der 96er anzunehmen und in den Abstiegskampf zu wechseln, weil er die Leverkusener Reservebank leid war. Bayer ließ ihn jedoch nicht gehen und Trainer Schmidt glaubt: "In der Nachbetrachtung ist er, glaube ich, selbst froh darüber."

© SZ vom 31.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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