Handballer im WM-Viertelfinale:So klappt es gegen Katar

Handballer im WM-Viertelfinale: Auf sein Wurfglück kommt es an: Patrick Groetzki.

Auf sein Wurfglück kommt es an: Patrick Groetzki.

(Foto: AFP)
  • Gegen den nebulösen Gastgeber Katar können die deutschen Handballer das Halbfinale der WM erreichen.
  • Im Spiel geht es gegen das vielleicht stärkste Torwart-Duo, ein paar Klatschspanier und einen leidigen Verdacht gegen die Schiedsrichter.
  • Das Spiel können Sie ab 16.30 Uhr im SZ-Liveticker verfolgen.
  • Hier geht es zu den Ergebnissen und zum Spielplan der WM.

Von Saskia Aleythe und Carsten Eberts

Einiges haben die deutschen Handballer schon erlebt bei dieser Wüsten-WM in Katar. Sie haben vor sehr leeren Rängen Handball gespielt oder Fotos an sehr sandigen Wüstenstränden geschossen. Sie sind sowas wie Experten in Sachen Entdeckungen und erleben nun, was noch keiner Mannschaft zuvor widerfahren ist: ein Viertelfinale gegen Katar zu spielen. Bester Platz der Asiaten bisher: Rang 16 im Jahr 2003.

Doch der WM-Gastgeber hat sein Team mit viel Geld mächtig aufgemotzt und ist nun konkurrenzfähig - die Österreicher bekamen das im Achtelfinale spüren. Worauf kommt es an gegen das Team aus Katar, wenn es das deutsche Team ins Halbfinale schaffen will? Vor allem auf fünf Dinge.

  • Kühler Kopf in voller Halle

Vor wie vielen Zuschauern die Deutschen ihr Viertelfinale in der Ali Bin Hamad Al Attiya Arena bestreiten werden, lässt sich schwerlich abschätzen. Zu den Partien der Gastgeber kamen bislang mal 7000, mal 10 500 Fans. Das hängt auch davon ab, wie viele Klatschspanier eingekauft wurden. Dennoch: Die deutschen Spieler sollten sich auf mächtig Gegenwind von den Tribünen gefasst machen. Schon gegen Ägypten war es laut, gegen Katar dürfte es noch lauter werden. Das kann Motivation sein, aber auch erdrücken. Viele deutsche Spieler standen noch nie in einem WM-Viertelfinale (Drux, Pekeler, Sellin, Böhm, Schmidt).

Der kühle Kopf, den das DHB-Team bislang in allen Stresssituationen bewahrte, wird diesmal entscheidend sein. Eine besondere Aufgabe für Mittelmann Martin Strobel, der die deutschen Angriffe plant und initiiert.

  • Das Treiben von Zarko Markovic eindämmen

Kein Katarer trifft so zuverlässig wie er: Zarko Markovic. Den deutschen Spielern ist er aus der Bundesliga bekannt, noch vor einem Jahr spielte er beim HSV Hamburg, davor in Göppingen - nun hat er sich für einen neuen Lebensmittelpunkt begeistern lassen. Der 28-Jährige bestritt schon 30 Länderspiele für Montenegro, nun ist er der Torgarant Katars. Bis auf eine Ausnahme war er bei dieser WM der erfolgreichste Torschütze seiner Mannschaft, gegen Spanien gelangen ihm zehn Treffer, gegen Slowenien sogar elf. Eine vorsorglich kurze Deckung durch Hendrik Pekeler könnte eine kluge Entscheidung sein - mit einer offensiven Abwehr kommt das deutsche Team außerdem gut klar, wie es im 4:2-System gegen Dänemark gezeigt hat. Aber auch den Ex-Kubaner Rafael Capote sollten die Deutschen im Blick behalten: Er war gegen Slowenien sogar zwölf Mal erfolgreich.

  • Torchancen sofort nutzen

Bei Henning Fritz gibt es keinen Zweifel: Für den Welttorhüter von 2004 sind die zwei Männer im katarischen Tor das stärkste Duo bei dieser WM. Mit Goran Stojanovic und Danijel Saric stehen da zwei international erfahrene Männer, die ihr Geld bisher in den besten Ligen Europas verdient haben - und nun mit 37 Jahren noch einmal die große Bühne für ihre Abwehrkünste nutzen. Bekommen die Deutschen den Ball in aussichtsreichen Positionen zu fassen, ist also Konzentration gefragt, und zwar von Beginn an. Denn so ein Handballtorwart kommt meist erst richtig in Fahrt, wenn er bereits ein paar Angriffe abgewehrt hat. Bei Stojanovic und Saric sollten es Groetzki und Co. nicht darauf ankommen lassen.

  • Verlass auf die deutschen Torhüter

Das deutsche Torhüterduo steht den katarischen Kollegen wenig nach. Insbesondere Carsten Lichtlein nicht, der zuletzt gegen Ägypten 56 Prozent der Bälle parierte, was ein absoluter Weltklassewert ist. Findet Lichtlein auch gegen Katar zu seiner Form, wäre dem DHB-Team schon viel geholfen. Findet er sie nicht, muss sein Ersatzmann Silvio Heinevetter parat stehen. Er ging als nominelle Nummer eins ins Turnier, musste diesen Platz vorerst an Lichtlein abtreten. Doch Heinevetter liebt die großen, besonderen Momente. Er ist immer in der Lage, sich in Rage zu parieren und ein Spiel ganz alleine zu entscheiden. Das hat er bei dieser WM noch nicht gezeigt - vielleicht wird es Zeit.

Mit Vorsprung in die letzten fünf Minuten

Ein leidiges Thema, doch spätestens seit dem Achtelfinale gegen Österreich ist der Verdacht in der Welt: Es könnte bei höheren Mächten (hier: der Handballweltverband um Präsident Hassan Moustafa) ein Interesse bestehen, das Gastgeberland Katar möglichst lange im Turnier zu halten. Bitterböse hatten sich die Österreicher beschwert, denen in den finalen Spielminuten Angriff um Angriff wegen Stürmerfouls abgepfiffen wurde. Nun lässt sich schwerlich beweisen, dass die Schlussphase wirklich verschoben wurde.

Trotzdem ist Handball ein Sport, bei dem die Schiedsrichter ein Spiel immens beeinflussen können (wenn sie nur wollen). Also: Besser nicht von einer harten Spielweise anstecken lassen, insbesondere im Angriff - so manches strittge Stürmerfoul hat schon Spiele entschieden. Am besten wäre natürlich: Mit einem über alle Zweifel erhabenen Vorsprung in die letzten fünf Minuten gehen. Dann klappt's auch mit dem Halbfinale.

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