Handball:Zurück in die Heimat

Marcel Schiller FRISCH AUF Goeppingen Andreas Schroeder VfL Gummersbach Manuel Spaeth FRI

Keine Eingewöhnungsprobleme: Andreas Schröder stammt aus dem mittelfränkischen Rothenburg ob der Tauber.

(Foto: Eibner/imago)

Bundesligist HC Erlangen arbeitet schon am Kader für kommende Saison - Andreas Schröder aus Gummersbach ist der erste Zugang.

Von Fabian Swidrak

Andreas Schröders dialektfreie Aussprache lässt zwar keine richtigen Rückschlüsse zu, in Mittelfranken kennt er sich aber noch immer bestens aus. Wenn der Handball-Bundesligist HC Erlangen einen neuen Spieler verpflichten will, dann zeigen ihm die Verantwortlichen des Klubs stets auch die Region. "Bei Andreas war es so, dass er uns fast mehr gezeigt hat", sagt Erlangens Geschäftsführer René Selke. "Er hat sich hier gleich wieder wohl gefühlt."

Schröder, 25, wuchs 80 Kilometer südwestlich von Erlangen in Rothenburg ob der Tauber auf, was dazu beigetragen haben dürfte, dass der HCE ihn in dieser Woche als ersten Zugang für die kommende Saison präsentieren konnte. Allein die Nähe zur Familie habe den Rückraumspieler nach dann vier Jahren aber nicht von Ligakonkurrent VfL Gummersbach weggelockt, sagt Selke. "Wir haben ihn davon überzeugt, dass es bei uns nach vorne geht." Profitiert haben die Erlanger wohl auch vom in Gummersbach bevorstehenden Umbruch. Mehrere Spieler und Trainer Emir Kurtagic verlassen den Klub am Saisonende. Kurtagics Nachfolge ist ungeklärt. Dennoch sagt Selke: "Die Verhandlungen waren lange schwierig."

"Wir haben ihn davon überzeugt, dass es bei uns nach vorne geht."

Schröder sei ja nicht nur "das Herzstück der Gummersbacher Abwehr und ebenso im Angriff sehr gefährlich", sondern auch "ein absoluter Erstligaspieler, der weiter in der ersten Liga spielen will". Nach gut einem Drittel der Saison sieht Schröder diese Voraussetzung in Erlangen nun offenbar erfüllt. Der Aufsteiger hat als Tabellenzehnter derzeit komfortable sechs Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge. Schröders Verpflichtung bringt Bewegung in den Erlanger Kader, wahrscheinlich bedeutet sie den Weggang von Pavel Horak, 34, zum Saisonende. Nikolai Link, 26, mit dem sich Horak derzeit die Position im linken Rückraum teilt, hat seinen Vertrag erst vor wenigen Wochen bis ins Jahr 2020 verlängert. Drei kostenintensive Spieler werden sich die Erlanger für eine Position kaum leisten, Horak dürfte zu den teuersten Posten im gesamten Kader zählen. "Andi kann genau das, was Pavel bis jetzt abgedeckt hat", sagt Selke. "Die Gespräche sind nicht final abgeschlossen, aber eine Tendenz ist da." Gegen eine Vertragsverlängerung sprechen auch zwei Kreuzbandrisse, die der Tscheche in den vergangenen Jahren erlitt.

Selke steht zum ersten Mal als Kaderplaner des HC Erlangen in der Verantwortung. Im Juli wurde er Geschäftsführer und damit Nachfolger von Stefan Adam, der in gleicher Funktion zu Eishockey-Bundesligist Düsseldorfer EG und in den Aufsichtsrat des HCE wechselte. Derzeit verbringt Selke viel Zeit auf Autobahnen und am Telefon. "Wir sind in der heißen Phase. Alle wichtigen Verträge in der Bundesliga werden jetzt abgeschlossen, auch wenn das teilweise erst Wochen später bekanntgegeben wird", sagt Selke.

Erste Entscheidungen hat der HC Erlangen bereits verkündet: Nach Link verlängerte zuletzt auch Kreisläufer Jonas Thümmler, 23, seinen Vertrag vorzeitig bis Ende Juni 2018. Neben Torhüter Mario Huhnstock besitzen in Martin Stranovsky (Rückraum Mitte) und Ole Rahmel (Rechtsaußen) zwei weitere Akteure am Saisonende auslaufende Verträge, die das Erlanger Spiel in den vergangenen Jahren mitgeprägt haben. Der Klub verhandle derzeit mit beiden Spielern, sagt Selke. "Bis Jahresende werden wir da durch sein."

Während der HCE bei Stranovsky, 31, entscheiden muss, ob er sich den vergleichsweise teuren, 2014 vom FC Barcelona für Rückraum Mitte geholten und inzwischen von Jonas Link und Michael Haaß auf Linksaußen verdrängten Slowaken noch leisten will, sind die Rollen in den Verhandlungen mit Rahmel anders verteilt. Der 27-Jährige hat sich in Erlangen zu einem der besten deutschen Spieler auf seiner Position entwickelt und gehört zum erweiterten Kreis der Nationalmannschaft. Aktuell führt er die Torschützenliste der Bundesliga an. "Mit seinen Leistungen hat er natürlich Mitbewerber auf den Plan gerufen", sagt Selke. "Und wenn ein Topverein kommt und einem Spieler das doppelte an Geld bietet, dann sind uns einfach die Hände gebunden."

Jedes weitere gute Spiel rückt Rahmel weiter in den Fokus

Erlangens Geschäftsführer bemüht sich daher um eine zügige Einigung. Jedes weitere gute Spiel Rahmels weckt Begehrlichkeiten. Am Freitag (19.45 Uhr) gastiert Erlangen beim SC Magdeburg und damit bei einem jener Klubs, die laut Selke derzeit um dieselben Spieler wie der HCE buhlen. Sportlich ist die Partie auch die Generalprobe für ein mit Spannung erwartetes Duell: das erste Bundesliga-Derby zwischen Erlangen und Coburg am Samstag in einer Woche in Nürnberg.

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