Handball:Zeit für Vieraugen-Gespräche

Deutschland DHB Island Deutschland Stuttgart 04 01 2018 Handball Länderspiel Deutschland DHB; prokop

Zwanzig minus vier: Bundestrainer Christian Prokop muss vier Spieler aus seinem Kader streichen.

(Foto: imago/Sportfoto Rudel)

13 verschiedene Torschützen, zahlreiche Varianten und viele positive Signale: Bundestrainer Christian Prokop erwartet eine schwere Aufgabe, wenn er den deutschen EM-Kader auf 16 Spieler reduzieren muss.

Von Ralf Tögel, Stuttgart

Für ihn sei das schon eine Option, sagte Steffen Weinhold, er hatte dabei ein Lächeln auf den Lippen. Weinhold ist Handball-Nationalspieler, er steht in jenem 20er-Kader, den Bundestrainer Christian Prokop in Stuttgart zum finalen Lehrgang zusammengerufen hat. Im Schwäbischen soll die Mannschaft den Feinschliff für die bevorstehende Handball-Europameisterschaft bekommen, die für den Titelverteidiger mit der Partie gegen Montenegro am 13. Januar beginnt. Weinhold ist einer von drei Linkshändern im rechten Rückraum, man könnte dies als ein Überangebot auf dieser Position interpretieren. "Ich denke, dass jeder von uns dreien absolut die Qualität hat für das Turnier", findet Weinhold und erinnert daran, dass neben ihm auch Fabian Wiede und Kai Häfner durchaus auf der Mitte-Position im Rückraum spielen könnten. Der Bundestrainer hatte in seiner jüngsten Erklärung freilich zart angedeutet, dies nicht zu favorisieren.

Den Spielern bleibt noch die finale Testpartie gegen Island an diesem Sonntag (14 Uhr) in Neu-Ulm, um dem Trainer Argumente für ein Ticket nach Zagreb zu liefern. Denn danach wird der Kader auf 16 Spieler reduziert, so will es das Reglement. Im ersten Test gegen die Nordmänner jedenfalls war deutlich zu erkennen, dass die Nationalspieler sehr genau verinnerlicht haben, um was es geht. Deutschland bezwang Island deutlich mit 36:29, der Sieg hätte noch höher ausfallen können. Lediglich in den ersten zwölf Minuten zeigten die Gastgeber in der mit 6211 Zuschauern ausverkauften Arena zu Stuttgart einige Schwächen. Prokop vermisste "den Zugriff" in der Abwehr, reagierte mit einer Auszeit und forderte von den Akteuren den nötigen Biss. Vor allem die Hereinnahme von Kreisläufer Patrick Wiencek in den Innenblock brachte schnelle Besserung, die Abwehr packte aggressiver zu, was umgehend Torhüter Andreas Wolff besser ins Spiel brachte.

Die Ballgewinne münzte die DHB-Auswahl mit ihrem Tempospiel in einfache Tore um und drehte den 6:8-Rückstand (11.) in einen 19:11-Pausenvorsprung. Es ist das Muster, das Prokop bevorzugt: die giftige Defensive mit dem vorzüglichen Torhüter-Duo Wolff und Silvio Heinevetter, das schnelle Umschaltspiel und als Resultat einfache Kontertore. Uwe Gensheimer, mit sieben Treffern erfolgreichster Schütze, Patrick Groetzki und Tobias Reichmann sind erstklassige Tempo-Flügelspieler, überhaupt bewies die Mannschaft vor allem im Angriff enorme Qualität, dreizehn Spieler trugen sich in die Liste der Torschützen ein. Prokop stellte hernach fest, dass es fast egal gewesen sei, wen er aufs Feld schickte, "es war kein Leistungsabfall zu sehen".

Routinier Weinhold setzt ein Zeichen

Mehr kann sich ein Trainer nicht wünschen, genau nach dieser Prämisse wird der Bundestrainer den Kader auswählen. Prokop will in Kroatien über ein ausgegliches Team verfügen, er wird sehr genau abwägen, welcher Spieler mit welchen Stärken dem Kollektiv am besten nützen kann.

"Ich habe natürlich einen gewissen Stamm im Kopf", sagte der 39-Jährige noch, nun wird die Fachwelt weiter nach den Streichkandidaten fahnden, denn mehr wollte der Trainer nicht verraten. Es gebiete der Anstand, so Prokop, dass er erst das Gespräch mit den Spielern suche, ehe der Verband die Öffentlichkeit informiert. Es deuten sich natürlich ein paar Kandidaten an, die der Bundestrainer bald zum Vieraugengespräch bitten dürfte, der Leipziger Newcomer Bastian Roschek sowie Marian Michalczik (Minden), der nicht zum Einsatz kam, gehören dazu. Auch den Kieler Linksaußen Rune Dahmke könnte es treffen, Länderspiel-Debütant Maximilian Janke (Leipzig) konnte dagegen mit einer starken Leistung punkten.

Besonders spannend bleibt der rechte Rückraum, denn alle drei Europameister überzeugten: Häfner und Wiede als Torschützen, Routinier Weinhold setzte ein Zeichen gegen den besten gegnerischen Angreifer. In Minute 42 stoppte der Kieler den isländischen Spielmacher und Torschützen Aron Palmarsson mit einer rustikalen Aktion. Weinhold sah die rote Karte, hatte den gegnerischen Angreifern aber verdeutlicht, dass es keine leichte Übung ist, gegen diese Abwehr Tore zu erzielen. Daran werden sich die Isländer im zweiten Spiel sicher erinnern.

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