Handball-WM:Mission bereits erfüllt

Die junge deutsche Mannschaft ließ sich beim Spiel gegen Polen nicht nervös machen, zeigte exzellenten Tempohandball, und immer, wenn es wichtig wurde, warf Michael Kraus ein Tor.

Christian Zaschke, Varazdin

Nach dem Abpfiff sah es aus, als hätten die deutschen Handballer gerade einen wichtigen Titel gewonnen. Torwart Carsten Lichtlein wurde von Michael Müller in einen Klammergriff genommen, der wohl eine Sonderform der freundschaftlichen Umarmung darstellen sollte, dann bildete das gesamte Team einen Kreis und tanzte.

Handball-WM: Pascal hens

Pascal Hens freut sich: Die deutsche Mannschaft nimmt 4:0 Punkte in die Hauptrunde mit.

(Foto: Foto: dpa)

Alle hatten sich eingereiht, der Teamarzt, der Physiotherapeut, nur der Bundestrainer nicht; Heiner Brand ging gemächlichen Schrittes über das Feld wie ein Sonntagsspaziergänger, der den beginnenden Frühling bewundert, entspannt, gelassen, denn er weiß: Schon jetzt ist seine Mission bei dieser Handball-WM erfüllt. Dank des 30:23 gegen den WM-Zweiten Polen vom Donnerstagabend ziehen die Deutschen mit 4:0 Punkten in die Hauptrunde ein, die am Samstag beginnt. Besser könnte die Ausgangslage nicht sein.

"Jeder kann sich denken, dass ich heute sehr zufrieden bin", sagte Brand, "die Polen waren Favorit, und zuerst hatten wir auch Probleme." Brand begann dann, die verschiedenden Fehler seiner Mannschaft im Detail zu erläutern, bis er abrach und sagte: "Ich sollte heute nicht kritisch sein. Wir gehen mit vier Punkten in die Hauptrunde, und das ist eine Entwicklung, die ich noch vor einer Woche so nicht für möglich gehalten hätte."

Niemand in der Fachwelt hat diese Entwicklung für möglich gehalten, es schien sogar durchaus im Bereich des Möglichen, dass der Weltmeister nach der Vorrunde wieder nach Hause fahren würde.

Nicht nur hat Brand ja einen Umbruch im Team eingeleitet, das Verletzungspech war der Mannschaft wieder einmal treu. Michael Kraus war wegen eines Muskelfaserrisses zunächst nicht dabei, Christian Sprenger musste wegen eines Innenbandrisses nach Hause, Stefan Schröder liegt mit Grippe im Bett. Statt Kraus spielte dann der erst 22 Jahre alte Martin Strobel als Regisseur, bis Kraus zurückkehrte, statt Sprenger und Schröder spielte der nachnominierte Christian Schöne Rechtsaußen, und er spielte gut.

In der Partie gegen Polen zeigte diese junge Mannschaft wieder einmal ihre vielen Gesichter. Teils begeht sie haarsträubende Fehler, teils spielt sie begeisternd und klug. In der ersten Halbzeit gab es eine Phase von zehn Minuten, in der das Team lediglich ein Tor erzielte.

Dazu kam, dass sich Sebastian Preiß und Oliver Roggisch früh zwei Zwei-Minuten-Strafen abgeholt hatten, eine dritte hätte jeweils das Aus bdeutet. Die portugiesischen Schiedsrichter waren auf diesem Niveau zudem völlig überfordert, und es ist ein Rätsel, warum der Weltverband bei so einer Partie nicht erfahrene Leute ansetzt. Die junge deutsche Mannschaft ließ sich von all dem nicht nervös machen, in der zweiten Halbzeit zeigte sie exzellenten Tempohandball, und immer, wenn es wichtig wurde, warf der immer besser werdende Michael Kraus einfach ein Tor.

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