Bei jedem großen Handball-Turnier geraten früher oder später die Schiedsrichter in den Fokus. Das liegt daran, dass sie mehr noch als in anderen Sportarten die Macht und die Möglichkeit haben, Spiele entscheidend zu beeinflussen. Man kann das subtil erledigen, da es in jeder Partie zehn bis 15 strittige Situationen gibt, in denen die Schiedsrichter so oder so entscheiden können.
Foult der Kreisläufer oder der Mittelblocker? Foult der Angreifer oder der Verteidiger? Das Regelwerk ist komplex genug, um die Entscheidung bisweilen schwierig zu machen. Man kann das auch wenig subtil tun: Im Finale der EM 2000 führte Russland gegen Schweden zur Halbzeit mit sechs Toren Vorsprung und wurde anschließend von den Schiedsrichtern so lange benachteiligt, bis Schweden wieder im Spiel war. Was die Schiedsrichter am Sonntag am Ende des Spiels der Deutschen gegen Norwegen veranstalteten, war zumindest äußerst fragwürdig.
Seit dem WM-Sieg 2007, so berichtet Bundestrainer Heiner Brand, hören die Deutschen immer wieder, sie sollten sich nicht beschweren, sie hätten damals Vorteile gehabt, nun hätten eben andere Vorteile. Er glaubt, eine Tendenz gegen die Deutschen auszumachen. Ob das im Detail so ist, sei dahingestellt - tatsächlich aber ist es wichtig, eine gute Lobby beim Weltverband IHF zu haben. Denn dass auch offen betrogen wird, hat sich in der Qualifikation für die Olympischen Spiele 2008 gezeigt, als die Schiedsrichter derart unsubtil gegen die südkoreanischen Männer und Frauen pfiffen, dass die Qualifikation wiederholt werden musste. Für die kurzfristige Ansetzung der betrügenden Schiedsrichter hatte IHF-Präsident Hassan Moustafa persönlich gesorgt.
Die Möglichkeit zur Manipulation ist das eine Problem, die Überforderung vieler Schiedsrichterpaare das andere. Bei dieser WM gingen zwei Portugiesen zu Werke, die von den Spielern ausgelacht wurden, so wenig waren sie auf der Höhe des Spiels. Gerade ein körperlicher, schneller und harter Sport wie Handball braucht aber faire und höchst kompetente Schiedsrichter. Es gibt sie, aber sie sind zu wenige. Viel zu oft sind die Schiedsrichter die Geißel dieser Sportart, sei es aus Unvermögen, sei es aus bösem Willen.