Handball-WM in Kroatien:Vom Handball lernen

Handball-Bundestrainer Heiner Brand setzt in der Not auf die Jugend und profitiert - anders als sein Fußball-Pendant.

Christian Zaschke

Vor der Handball-WM 2007 haben Heiner Brand und Joachim Löw gemeinsam ein Interview gegeben, und es stellte sich heraus, dass beide, der Bundestrainer der Handballer und der Bundestrainer der Fußballer, in vielem ähnlich denken. Sie lieben es, sich in das Spiel des Gegners zu vertiefen, es bis ins Kleinste zu analysieren und dann eine Taktik zu entwickeln.

Handball-WM in Kroatien: Handball-Bundestrainer Heiner Brand setzte auf den unerfahrenen Christian Schöne, statt Routinier Kehrmann zu berufen.

Handball-Bundestrainer Heiner Brand setzte auf den unerfahrenen Christian Schöne, statt Routinier Kehrmann zu berufen.

(Foto: Foto: dpa)

Sie schätzen Mut ebenso sehr wie Geduld, und sie stellen die Belange der Mannschaft über die Wünsche der Starspieler. Nun hat Löw gesagt, dass er Torsten Frings zurück in die Nationalelf hole, und hier ergibt sich ein interessanter Unterschied zwischen den beiden Trainern.

Zunächst hatte Brand sich dazu entschieden, diese WM ohne den verdienten Linksaußen Florian Kehrmann zu spielen. Dann aber verletzte sich der eine Linksaußen, Christian Sprenger, und bald lag der zweite, Stefan Schröder, mit Grippe im Bett. Es wäre nun das Nächstliegende gewesen, Kehrmann nachzunominieren, doch Brand hat einen weiterreichenden Plan entworfen.

Er will die Mannschaft neu aufbauen und entwickeln, mit Kehrmann wäre aber ein wesentlicher Teil der alten Struktur zurückgekehrt, umgehend hätten sich die Hierarchien in der jungen Auswahl verschoben. Also blieb Brand seinem Plan treu und nominierte den international unerfahrenen Christian Schöne von Frisch Auf Göppingen, der es ihm mit zwei exzellenten Partien dankte. Das Team nahm Schöne begeistert in seiner Mitte auf.

Ein grundsätzlicher Gedanke

Löw möchte mit Blick auf die Zukunft im defensiven Mittelfeld statt mit Frings mit Thomas Hitzlsperger oder Simon Rolfes planen. Rolfes wirkte jedoch beim 1:2 im Länderspiel gegen England im vergangenen November überfordert. Löw war ein wenig erschrocken über diese Leistung, auch das dürfte ein Grund dafür sein, dass er nun wieder an Frings denkt.

Er muss sein defensives Mittelfeld jedoch kurz- bis mittelfristig erneuern, da Frings 32Jahre alt ist und seit der WM 2006 dreimal am Knie operiert wurde. Er könnte also Rolfes eine weitere Chance geben oder den Umbau mutiger und konsequenter betreiben, was bedeuten würde, den Stuttgarter Sami Khedira oder den Hoffenheimer Tobias Weis einmal im Zentrum auszuprobieren.

Brand hat sich in seiner Sportart für die konsequente Variante entschieden. Sicherlich wird Schöne auch noch schlechte Spiele zeigen, aber der Beginn dieser WM zeigt, dass Brand auf dem richtigen Weg ist. Nun lassen sich Erkenntnisse aus einer Sportart nicht unmittelbar auf eine andere übertragen, aber der grundsätzliche Gedanke, nämlich früh genug und vor allem konsequent zu erneuern, der schon.

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