Handball-WM in Kroatien:Schönes Spiel

Die deutschen Handballer besiegen Mazedonien nach zähem Beginn 33:23 und ziehen vorzeitig in die WM-Hauptrunde ein.

C. Zaschke

Um 10.15 Uhr am Mittwochmorgen hatte er in Deutschland ein Flugzeug bestiegen, das er wenig später in Kroatien wieder verließ. Ein Wagen stand bereit, um ihn von Zagreb nach Varazdin zu fahren, wo er um 13.30 Uhr eintraf. Kurz besprach er sich mit dem Bundestrainer, dann ging es zur Halle, in der er um 17.20 Uhr mit den anderen deutschen Handball-Nationalspielern das Feld betrat.

Handball-WM in Kroatien: Im Spiel zwischen Deutschland und Mazedonien ging es teilweise ruppig zu.

Im Spiel zwischen Deutschland und Mazedonien ging es teilweise ruppig zu.

(Foto: Foto: dpa)

Um 19.10 Uhr, als das Spiel gegen Mazedonien zu Ende und 33:22 (13:14) gewonnen war, rannte Torwart Johannes Bitter über das gesamte Feld, um ihm zu gratulieren, denn er hatte eine brillante Partie geliefert. Acht Tore hatte er, Christian Schöne, beigesteuert, er kam, spielte, siegte, und die Deutschen haben mit 7:1 Punkten bereits vor dem letzten Vorrundenspiel gegen Polen an diesem Donnerstag (17.30 Uhr, live auf RTL) die Hauptrunde erreicht.

Erst am Dienstagabend hatte Schöne davon erfahren, dass er nachnominiert wird; als Bundestrainer Heiner Brand gegen 18 Uhr anrief, saß Schöne vor dem Fernseher und schaute sich die Amtseinführung von Barack Obama an. Nötig war seine Nominierung, da Christian Sprenger sich zu Turnierbeginn einen Innenbandriss zugezogen hatte und Stefan Schröder am Dienstag urplötzlich von der Grippe überfallen worden war, was bedeutete, dass Brand ohne Rechtsaußen dastand.

Schöne hatte seine Tasche für Kroatien bereits gepackt, auch ein Flug war gebucht, wenn auch für Donnerstag. Das lag allerdings daran, dass er mit seinem Klub, Frisch Auf Göppingen, ins Trainingslager aufbrechen wollte, an die Nationalmannschaft hatte er nicht gedacht. "Ich musste dann einfach nur ein paar Sachen umpacken", erzählte er. Leider konnte Schönes Frau die große Leistung ihres Mannes nur in der ersten Halbzeit im Fernsehen ansehen, dann musste sie zum Geburtsvorbereitungskurs. "Da hätte ich eigentlich auch sein sollen", sagte Schöne, ,"wird übrigens ein Junge."

Noch erstaunlicher wird diese erstaunliche Geschichte, wenn man bedenkt, dass Schöne direkt aus dem Urlaub kam, er also seit zwei Wochen keinen Handball mehr berührt hat. "Besser kann man es nicht machen", sagte Torsten Jansen, "vielleicht sollte ich demnächst auch immer erst in letzter Sekunde einfliegen." Und Torwart Johannes Bitter meinte: "Direkt aus dem Urlaub, und dann so ein Spiel - ich bin stolz auf ihn."

Bitter war insgesamt recht stolz an diesem Mittwochabend, denn "das war das schwerste Spiel, das wir bisher hatten, und ich bin total stolz, wie die Mannschaft das gemacht hat". Dass Mazedonien nicht irgendein Gegner war, den man locker würde wegspielen können, hatte Brand schon vor dem Turnier mehrmals gesagt, spätestens seit dem die Mazedonier bei dieser WM gegen Polen gewonnen hatten, den WM-Zweiten von 2007, glaubten ihm das auch alle Spieler.

Besonders gefährlich ist diese Mannschaft, weil sie Kiril Lazarov in ihren Reihen weiß, einen eminent präzisen und effektiven Werfer, der gegen die Polen 13mal traf und gegen die Deutschen neunmal - bis er nach 45 Minuten wegen eines Ellbogenschlags gegen Dominik Klein die rote Karte sah, was die Mazedonier entscheidend schwächte.

Schönes Spiel

In der ersten Halbzeit gab die deutsche Abwehr den Mazedoniern bisweilen freundlich Geleitschutz, der Angriff verwirrte sich mit seinem Kombinationen selbst, und dass Johannes Bitter dermaßen schlecht hält, kommt so oft vor wie eine vollständige Sonnenfinsternis. Es war zunächst eine zähe Partie, und vermutlich wurde sie den Schiedsrichtern ein wenig zu zäh, so dass sie beschlossen, ein paar krude Entscheidungen einzustreuen.

Oliver Roggisch musste zwei Minuten vom Feld, nachdem er geschubst worden war, Holger Glandorf büßte mit einer Zwei-Minuten-Strafe dafür, zu Boden gestoßen worden zu sein. Zweimal sahen sich die Deutschen mit einer Vier-zu-sechs-Unterzahl konfrontiert, dennoch lagen sie zur Halbzeit lediglich 13:14 zurück. Dann drehten sie die Partie.

Die Gründe für die Wende in der zweiten Halbzeit fasste Torsten Jansen prägnant zusammen: "Die Abwehr stand besser, die Gegenstöße nach Balleroberung liefen, und wir haben weniger Zwei-Minuten-Strafen bekommen." In der Tat mussten nun eher die Mazedonier leiden, doch insgesamt verteilten die Schiedsrichter die unsinnigen Entscheidungen gleichmäßig an beide Teams.

Für die Deutschen geht es nun darum, gegen Polen zu gewinnen, um so viele Punkte wie möglich mit in die Hauptrunde zu nehmen. Da auch Jansen und Klein ebenso wie Heiner Brand an einer Erkältung leiden, ist es gut, dass die Mannschaft zur Hauptrunde ans Meer darf, nach Zadar, wo es wärmer ist und die Luft salzig.

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