Heiner Brand stürmte mit erhobener Faust und bitterböser Miene auf die Referees und konnte sich nur mit Mühe zurückhalten: Nach einer hektischen Schlussphase mit umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidungen haben die deutschen Handballer ihren ersten Matchball für den Einzug in das Halbfinale der Weltmeisterschaft in Kroatien vergeben. Zudem bangt der Titelverteidiger nach der ersten Niederlage im WM-Turnier gegen Norwegen trotz eines unglaublichen Kraftakts auch noch um den verletzt ausgeschiedenen Kapitän Michael Kraus.
Die Brand-Schützlinge unterlagen am Sonntag in Zadar den Skandidnaviern in einem hartumkämpften und am Ende dramatischen Spiel mit 24:25 (12:12). Die Schiedsrichter pfiffen Sekunden vor dem Ende einen Einwurf zweimal zurück, stoppten aber die Spielzeit nicht.
Zudem hatten sie nach Ansicht der deutschen Mannschaft immer wieder technische Fehler der Norweger übersehen und Fouls vor allem gegen die Rückraumspieler nicht geahndet. "Dass man da etwas aggressiver wird gegenüber den Schiedsrichtern wird, ist ganz klar. Ich habe mich aber schon wärhend der Partie wegen der Verletzung von Mimi Kraus aufgeregt", meinte Brand. "Zum zweiten Mal nach den Olympischen Spielen wurden die Rückraumspieler wieder nicht geschützt."
Am Dienstag kommt es damit gegen Europameister Dänemark zum entscheidenden Spiel um die Qualifikation für die Runde der besten Vier. Fraglich ist, ob Kraus dann wieder dabei sein wird: Der Spielmacher musste 16 Minuten vor dem Ende verletzt vom Platz getragen werden. Zudem sah Jens Tiedtke die Rote Karte (49.).
Einen Tag nach dem 35:35 gegen Serbien vertraute Bundestrainer Heiner Brand wie erwartet dem gerade 24 Jahre alten Magdeburger Torhüter Silvio Heinevetter. Der erst am Freitag offiziell für das WM-Aufgebot nominierte Schlussmann kam für Carsten Lichtlein ins Team und gehörte zur Startformation. Der Magdeburger feierte ein starkes WM-Debüt und parierte teilweise spektakulär 45 Prozent der Würfe der Norweger.
Dank Heinevetter blieb die deutsche Mannschaft im Spiel. Von Beginn an lief der Titelverteidiger einem Rückstand hinterher. Den glich zwar Pascal Hens beim 3:3 (8.) erstmals aus. Doch reichte es während der gesamten ersten 30 Minuten nicht einmal zur Führung, zumal Hens nach 18 Minuten auch noch mit einer Verhärtung im linken Oberschenkel vom Platz musste und durch den weniger dynamischen Lars Kaufmann ersetzt wurde. Doch der Lemgoer sorgte kurz vor Ende der ersten Halbzeit nach 10:12-Rückstand (28.) noch für den wichtigen Ausgleich zur Pause.
Nach Wiederanpfiff erzielte Sebastian Preiß mit dem 14:13 (33.) die erste deutsche Führung, ehe der am Vortag völlig indiponierte Christian Schöne und Kaufmann sogar auf 16:13 (36.) erhöhten. Norwegen aber drehte das Spiel wieder. Doch kurz vor dem 19:19 (45.) ereilte die deutsche Mannschaft erneut das obligatorische Verletzungspech: Nach einem Foul knickte Kraus um, wurde lange behandelt und musste mit einer Trage vom Feld gebracht werden. Laut erster Diagnose erlitt der Lemgoer eine Außenbandverletzung.