Handball-WM der Frauen:Zum siebten Mal im Finale

Norwegens Mannschaft deklassiert die Niederlande. Die Partie ist früh entschieden, weil den Holländerinnen rein gar nichts einfällt gegen den Titelverteidiger. Die Skandinavierinnen stehen zum siebten Mal im Finale.

Von Saskia Aleythe, Hamburg

Wo Norweger auftauchen, sind Wikinigerhelme nicht weit, zumindest der geneigte Handballfan aus Skandinavien bringt gerne behörnte Ausrüstung mit in die Halle. Freitagabend, Halbfinale der Handball-WM zwischen Norwegen und den Niederlanden, 11 200 Zuschauer in der Hamburger Arena, ein Großteil Norweger, die deutschen Frauen sind ja bereits im Achtelfinale ausgeschieden. Und während das WM-Maskottchen Hannibal schon fünf Minuten vor Schluss niederländische Fans auf der Tribüne tröstend umarmte, hatten die behelmten Unterstützer fröhliche Minuten: So deutlich wie ihr Team dieses Spiel gewann, darf schon mal auf die Krone im Frauen-Handball geschielt werden.

Ein paar schlechte Minuten zu Beginn können ein Handballspiel schon entscheiden, und als in der elften Minute ein 8:1 für Norwegen auf der Anzeige leuchtete, war klar: Das wird ziemlich schwer für die Niederländerinnen. 32:23 stand es schließlich nach 60 Minuten. "Unsere Abwehr und die Torhüterinnen waren heute der Schlüssel", fand Nora Mörk, die mit acht Treffern die beste Torschützin war. "Ich habe die Niederlande schon stärker gesehen bei der WM", sagte Mörk weiter, "aber heute waren wir einfach besser." Was vor allem am Anfang deutlich war.

Die Niederlande offenbart Ideenlosigkeit und Verzweiflung

Eine berechtigte Ahnung konnte man schon davon haben, dass es die Niederlande gegen den aktuellen Welt- und Europameister schwer haben würde. Die Skandinavierinnen hatten im Viertelfinale Olympiasieger Russland mit 34:17 Toren so arg demontiert, dass Trainer Evgenii Trefilov sich mit seiner antiken Coachingmethode schon zur Halbzeit heiser gebrüllt hatte. Die Niederländerinnen marschierten nicht so zielstrebig durch die WM, im Achtelfinale mussten sie gegen Japan in die Verlängerung. Und dann war da ja noch die Sache mit dem Angstgegner: Sowohl bei der EM 2016 als auch bei der WM 2015 waren die Niederländerinnen im Finale an Norwegen gescheitert.

Unpräzise Würfe, eine Zeitstrafe und der starke norwegische Abwehrblock machten den Niederländerinnen zu Beginn zu schaffen. Erst in der 13. Minute gelang Estavana Polman der zweite Treffer, allzu oft warf ihr Team den Ball selber leichtfertig weg oder versuchte es mit unklugen Pässen an den Kreis. Das ist immer ein Zeichen von Ideenlosigkeit oder gar Verzweiflung und endet regelmäßig im Konter für den Gegner. Norwegens Torfrau Katrine Lunde erschwerte die Aufholjagd mit sechs Paraden, es ging mit 10:17 aus Sicht der Niederländerinnen in die Pause, was schon demoralisieren kann. Die zweite Hälfte begann dann mit einer Zeitstrafe für Norwegen, was die Niederländerinnen aber nicht gewinnbringend nutzen konnten. Nach 44 Minuten stand es 25:17 für Norwegen, im Tor hielt nun auch Kari Aalvik Grimsbö den Gegner auf Abstand. Mit unpräzisen Pässen verschenkten die Niederländerinnen weiter zahlreiche Angriffsmöglichkeiten. Das Spiel mit dem Kreis gelang besser, doch allzu harmlos agierte die eigene Abwehr, Norwegen kam immer wieder mit Schlagwürfen zum Erfolg.

Zum siebten Mal sind die Norwegerinnen nun ins Finale einer Handball-WM eingezogen, sie werden am Sonntagnachmittag um 17.30 Uhr (live auf Sport 1) um ihren vierten Titel kämpfen, gegen Frankreich, das Schweden 24:22 (11:12) besiegte. Dass auch im Endspiel norwegische Begeisterung und der ein oder andere Wikingerhelm mit in der Halle sein werden, ist somit gewiss.

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