Handball:Starke Serie

Zum fünften Mal nacheinander haben die Handballerinnen des Thüringer HC die deutsche Meisterschaft gewonnen. Trainer Herbert Müller ist der Mann, der die Erfolgsmarke THC geschaffen hat. In der kommenden Saison steht aber ein Umbruch bevor.

Eigentlich ist alles wie immer. Der THC ist deutscher Meister, zum fünften Mal seit 2011. Im deutschen Frauenhandball ist der Verein aus der Kurstadt Bad Langensalza das Maß aller Dinge, am THC führt kein Weg vorbei. Alles wie immer also - und doch war in dieser Saison einiges anders. Nicht ganz so dominant, nicht ganz so unwiderstehlich, nicht ganz so unschlagbar wie in den Jahren zuvor, musste der THC bis zur letzten Minute um die Schale kämpfen.

Ohne den Mann an der Seitenlinie wäre es mit der Meisterschaft 2015 vermutlich nichts geworden. Als es richtig eng wurde, zog Trainer Herbert Müller alle Register. Der Mathematikdozent ist beim Thüringer HC der Macher des Erfolgs, er ist Antreiber, Frauenversteher, Motivator in einer Person, er versteht es wie kaum ein anderer, in entscheidenden Situationen das Optimum aus einer Mannschaft herauszukitzeln. "Die Saison war sehr, sehr anstrengend", sagte er nach dem entscheidenden 35:25 am letzten Spieltag gegen den HC Leipzig: "Sie war schweißtreibend, und sie hat einiges an Substanz gekostet."

Und wie immer auch einiges an Geld, denn der Thüringer HC kam auch in der Champions League so weit wie keine andere deutsche Mannschaft. Erst im Viertelfinale waren die Norwegerinnen von HK Larvik zu stark für den THC, für Herbert Müller ist das kein Wunder. "Die Teams, die in der Champions League das Final Four erreichen, verfügen über Millionen-Budgets", sagte er: "An diesen Etat kommt in Deutschland kaum ein Verein heran." Der Thüringer HC jedenfalls nicht, sagte Müller, und weil "Geld auch im Handball die Tore macht, ist das Champions-League-Viertelfinale für eine deutsche Mannschaft das maximal Mögliche".

Die Zugänge des THC sind zahlreich, aber nicht unbedingt namhaft

In der kommenden Saison steht dem THC ein erheblicher Umbruch bevor. Toptorjägerin Nadja Nadgornaja verlässt Thüringen, die Nationalspielerin wechselt zum Bundesliga-Aufsteiger Borussia Dortmund. Linksaußen Martine Smeets geht nach Bietigheim, Nationalspielerin Franziska Mietzner nach Leipzig, der Vertrag mit der russischen Linkshänderin Julia Snopowa wird nicht verlängert. Ein Fragezeichen steht hinter dem Comeback der österreichischen Linksaußen Sonja Frey, der vor wenigen Tagen zum dritten Mal ein gutartiger Tumor aus dem Schienbein entfernt werden musste. Die Zugänge des THC sind zahlreich, aber nicht unbedingt namhaft. Für den Rückraum kommen aus Göppingen Torjägerin Beate Scheffknecht, die wegen einer hartnäckigen Fußverletzung seit Dezember nicht mehr gespielt hat, und Linkshänderin Anouk van de Wiel, zudem kommt von Bundesliga-Absteiger Koblenz/Weibern die Niederländerin Lotte Prak. Für die Linksaußen-Position hat der THC die Russin Natalia Reschetnikowa verpflichtet.

Herbert Müller bleibt, sein Vertrag in Thüringen läuft noch bis Sommer 2016. Andere Vereine sind durchaus nicht uninteressiert, immer wieder wird der Meistermacher mit der finanziell sehr potenten SG BBM Bietigheim in Verbindung gebracht. Müller selbst wiegelt alles ab: "Ich fühle mich beim THC sehr wohl, ich lebe gerne hier und kann mir auch nichts anderes vorstellen." Immerhin muss die sechste Meisterschaft vorbereitet werden.

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