Handball-Nationalmannschaft:"Wir werden Rückschläge erleben"

EHF European Men's Handball Championship 2016

Handball-Bundestrainer Dagur Sigurðsson setzt im Team auf flache Hierarchien.

(Foto: Maciej Kulczynski/dpa)

Handball-Bundestrainer Dagur Sigurðsson spricht im Interview über die Herausforderung, den EM-Triumph bei Olympia zu bestätigen und über eine Regeländerung, die ihm zu schaffen macht.

Von Joachim Mölter und Ralf Tögel

Dagur Sigurðsson, 43, ist in diesen Tagen schwer damit beschäftigt, seine 14-köpfige Olympia-Auswahl zu trimmen: Am Wochenende testete sie gegen Dänemark (19:25) und Ägypten (30:27), am Mittwoch wurde sie eingekleidet für die Rio-Reise, bis zum Wochenende übt sie noch, am Montag fliegt sie ab - mit großen Erwartungen. Die haben der Handball-Bundestrainer und sein Team im Januar selbst geschürt durch den überraschenden Gewinn der Europameisterschaft.

Die Auswahl seiner Mannschaft für die Expedition nach Rio ist dem Isländer nicht leicht gefallen. "Es sind Olympische Spiele, alle träumen davon, jeder will hin - und die Plätze sind limitiert. Es war schwierig, einige Europameister aus dem Kader zu streichen", sagt Sigurðsson. Er habe versucht, es wie immer zu machen, "fair zu bleiben, keine Türe zuzumachen. Aber ich muss auf die Trainingsleistungen schauen. Das war nichts Neues, nur die Dramatik war größer."

Bei der taktischen Vorbereitung hingegen konnte der Isländer nichts wie immer machen: Für das Olympia-Turnier hat der Weltverband neue Regeln eingeführt, wie beispielsweise einen fliegenden Wechsel zwischen Torwart und einem siebten Feldspieler. Stundenlang habe er mit seinen Co-Trainern diskutiert und sich den Kopf zerbrochen - darüber, wie man in dieser neuen Konstellation angreift und wie man dagegen verteidigt. "Das ist das Schwierige an dieser Geschichte. Man muss davon ausgehen, dass jeder Gegner das anwendet", sagt Sigurðsson. "Wenn man alle Varianten trainieren will, muss man sehr viel Zeit investieren. Aber wir können nicht den ganzen Tag trainieren." In der Vorrunde trifft sein Team auf Schweden, Polen, Brasilien, Slowenien und Ägypten.

Die Stärke der deutschen Handball-Nationalmannschaft sei die flache Hierarchie. Statt der EM-Kapitäne Steffen Weinhold und Carsten Lichtlein werde Uwe Gensheimer diese Rolle in Rio übernehmen. "Ich bin überzeugt, dass wir uns in die Top Sechs der Welt hineinkämpfen werden, aber wir können auch davon ausgehen, dass wir Rückschläge erleben werden", sagt Sigurðsson. "Die Leistungsdichte ist sehr, sehr eng. Da kommt es darauf an, die sogenannte Welle zu treffen - dann ist alles möglich."

Um sich auf Spitzenniveau zu etablieren, fehle es der deutschen Handball-Auswahl an zwei Dingen, aber Bad Boys seien seine Spieler aber immer noch. Vielleicht ja sogar die Stimmungsmacher im deutschen Olympiateam.

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