Handball:Einkalkulierter Rückschlag

Der HC Erlangen steigt nach dem 28:28 gegen die Füchse Berlin in die zweite Liga ab. Doch Geschäftsführer Adam spricht nur von einem "Mini-Umweg" in der Entwicklung und plant die sofortige Bundesliga-Rückkehr.

Von Fabian Swidrak

Nur kurz war das Publikum verstummt. Schockstarre. Dann aber standen die 4600 Zuschauer in der Nürnberger Arena wieder auf und feierten ihre Mannschaft für ein spannendes Spiel, einen Punktgewinn gegen den aktuellen EHF-Pokalsieger Füchse Berlin (28:28) und eine aufregende Bundesliga-Saison, die erste der Vereinsgeschichte. In der Kabine sei es danach dennoch totenstill gewesen, sagte Nikolai Link mit hängendem Kopf. "Es fällt schwer zu akzeptieren, dass diese Saison für uns seit fünf Minuten beendet ist. So etwas Bitteres habe ich noch nie erlebt."

Zwei Sekunden vor dem Schlusspfiff hatte Berlins Petar Nenadic den Ausgleich erzielt und Erlangen damit zurück in die zweite Liga befördert. Schon vor Wochen war der Klassenverbleib für den HC Erlangen in weite Ferne gerückt, jetzt aber steht der Abstieg aus der ersten Handball-Bundesliga fest. Als Tabellenvorletzte können die Mittelfranken das rettende Ufer einen Spieltag vor dem Saisonende nicht mehr erreichen. Erlangens Geschäftsführer Stefan Adam klammerte sich mit beiden Händen fest an das Mikrofon, das vor ihm auf dem Tisch stand, als er auf der Pressekonferenz nach dem Spiel über seine Enttäuschung sprach. Gleichzeitig kündigte er an: "Wir werden gestärkt zurückkehren, das kann ich heute schon versprechen. Der HCE gehört in die erste Liga und wir werden alles dafür tun, dass wir in einem Jahr wieder dorthin zurückkehren."

Natürlich beschäftigen sich die Verantwortlichen des HC Erlangen bereits seit Wochen intensiv mit dem Szenario Abstieg. "Wir sind auf die zweite Liga vorbereitet", sagt Adam, und es klingt fast wie eine Drohung, die er an die Vereine dort richtet. Der direkte Wiederaufstieg ist das Ziel: "Da brauchen wir auch nicht rumreden." Es werde keinen Neuaufbau geben, keine zwei oder drei Jahre Konsolidierung. Wenn Adam das sagt, wirkt der Erlanger Abstieg wie ein einkalkulierter Rückschlag, ein "Mini-Umweg in unserer Entwicklung", nicht mehr. Das sei in den letzten Wochen auch stets die Prämisse in allen Verhandlungen mit Spielern gewesen.

Nur so konnte der HCE die Verträge vieler wichtiger Stützen wie Ole Rahmel, Sebastian Preiß und den beiden Link-Brüdern verlängern. Allein Nikolai Link und Rahmel erzielten gegen Berlin 17 der Erlanger Treffer, in der Torschützenliste der Bundesliga steht Rahmel auf Rang drei. Zuletzt gab Erlangen zudem die Verpflichtung von Denni Djozic bekannt. Der 23-jährige Linksaußen kommt zur neuen Saison von Bundesligist HBW Balingen-Weilstetten, für den er in der laufenden Spielzeit 89 Tore in 32 Spielen erzielte. Von 2010 bis 2014 stand er bei den Rhein-Neckar Löwen unter Vertrag.

Auch Nachbar Coburg macht aus seinen Ambitionen keinen Hehl

"Unsere Mannschaft wird in der kommenden Saison mindestens genauso gut sein wie in dieser. Aufgrund der größeren Erfahrung vielleicht sogar besser", verspricht Adam. Schon in den nächsten Tagen will er zwei weitere Zugänge präsentieren: einen Nachfolger für Rechtsaußen Benedikt Schwandner, der seine Karriere nach dieser Saison beenden wird, und einen Ersatz für den linken Rückraum. Mit beiden Spielern habe man bereits Einigkeit erzielt, sagt Adam und kann sich dabei ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen. Namen wolle er noch nicht verraten, nur so viel: Beide spielen aktuell in der ersten Handball-Bundesliga.

Es erscheint also durchaus glaubhaft, wenn Adam versichert, man werde in der kommenden Saison mindestens zu den Mitfavoriten im Kampf um den Aufstieg zählen. Der Zeitpunkt dieser Ankündigung ist früh gewählt. Am Freitag muss der HCE in Lübbecke zunächst die aktuelle Saison beenden. Die fränkischen Handball-Fans aber können sich schon jetzt auf die kommende Spielzeit freuen, auf insgesamt vier Derbys gegen die DJK Rimpar Wölfe und den HSC 2000 Coburg, der aus seinen Aufstiegsplänen ebenfalls keinen Hehl macht. Trotz Abstieg könnte es also eine weitere aufregende Saison werden für den HC Erlangen.

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