Handball:Wolff verletzt sich am Gesäß

Gegen die unkonventionellen Handballer aus Saudi-Arabien erreicht Deutschland das erste Etappenziel der WM. Torhüter Andreas Wolff fällt ungünstig, aber nicht aus.

Von Joachim Mölter, Rouen

Drei Wurf, drei Treffer - auf dem Rummelplatz gibt's dafür einen Hauptpreis, bei einer Handball-Weltmeisterschaft reicht das nicht mal für einen Trostpreis in Form von anerkennenden Worten. "Das war eine gute Regenerationseinheit, mehr war das nicht", fasste Bob Hanning, der Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB), das Vorrundenspiel gegen Saudi-Arabien zusammen, das die deutsche Auswahl am Dienstag in der Kindarena von Rouen 38:24 (21:13) gewonnen hatte. Nur für Torhüter Andreas Wolff war es keine Erholung: Der 25-Jährige vom THW Kiel landete bei einer Abwehraktion in der Schlussphase hart auf dem Boden und erlitt dabei eine Prellung der Gesäßmuskulatur.

Er humpelte vom Spielfeld, fällt aber nach Angaben der medizinischen Abteilung des DHB nicht aus. Die Saudis hatten den zunächst im deutschen Tor stehenden Silvio Heinevetter zwar gleich mit ihren ersten drei Würfen überlistet, nach drei Minuten stand es 3:3. Doch danach strafften die deutschen Handballer nur ein wenig ihre Muskeln, und das genügte schon, um den Sieg und die Achtelfinal-Teilnahme zu sichern. In den verbleibenden Vorrundenpartien gegen Weißrussland (Mittwoch) und Kroatien (Freitag, jeweils 17.45 Uhr/handball.dkb.de) geht es jetzt um den Gruppensieg und alle damit verbundenen Annehmlichkeiten wie kürzere Reisen und leichtere Gegner.

So einen leichten wie Saudi-Arabien werden die DHB-Akteure freilich nicht mehr bekommen: "Der Stellenwert solcher Spiele ist begrenzt", hatte Hanning schon vor der Partie gegen den Außenseiter gesagt. Trainer Dagur Sigurdsson hatte das ähnlich gesehen: "Ich erwarte, dass wir gewinnen, es muss aber nicht mit 20 Toren Differenz sein", wie am Sonntag gegen Chile (35:14). Linksaußen Rune Dahmke war sich bewusst: "Es kann schnell nach hinten losgehen, wenn man es nicht fokussiert angeht." Wenn ihm die ersten WM-Tage nämlich eins gezeigt hatten, dann das: "Hier sind Mannschaften konkurrenzfähig, die das vor ein, zwei Jahren noch nicht waren."

Die Südamerika-Vertreter Chile (32:28 gegen Weißrussland) und vor allem Brasilien (28:24 gegen den WM-Dritten und Olympia-Vierten Polen) hatten gezeigt, dass sie mittlerweile gegen europäische Teams nicht nur mithalten, sondern sogar gewinnen können. Auch die Saudis hatten bislang mehr Gegenwehr geleistet als erwartet. Bei der WM 2015 in Katar waren sie beispielsweise den deutschen Handballern noch 19:36 unterlegen gewesen, in Frankreich machten sie nun den Kroaten (23:28) und den Weißrussen (26:29) deutlich mehr zu schaffen.

Die deutsche Mannschaft muss sich steigern

Das liegt natürlich auch an ihrer unkonventionellen Spielweise. Mit einem 1,68 Meter kleinen Rückraumspieler wie dem sechsmaligen Torschützen Mohammed Alabas bekommen es deutsche Handballer in der heimischen Bundesliga ja nicht zu tun. Und auf der anderen Seite des Spielfeldes mussten sich die DHB-Angreifer auch erst mal auf Torleute einstellen, "die andere Bewegungen machen, als wir sie gewohnt sind", wie der wurfgewaltige Rückraumspieler Julius Kühn aus Gummersbach einräumte.

Zunächst versuchten die Saudi-Arabier ihr Tor dicht zu machen, indem sie den 1,90 Meter großen Nawaf Almutairi hineinstellten, der es mit seinen 113 Kilo allerdings nicht so dicht bekam wie nach dem Seitenwechsel sein gleich großer, aber 25 Kilo schwererer Kollege, der 40-jährige Manaf Alsaeed. An ihm scheiterten die deutschen Werfer gleich zehnmal, obwohl er sich nur sehr dosiert bewegte, meistens gar nicht.

"Irgendwann ist die Konzentration auch nicht mehr hundertprozentig da", gab Steffen Fäth zu, der mit sechs Treffern der beste DHB-Torschütze war an diesem Abend. "Wir hätten ein bisschen konzentrierter abschließen können", stimmte Julius Kühn zu, der wie Kai Häfner und Patrick Groetzki jeweils fünfmal traf. Die Ehre, die meisten Tore erzielt zu haben, überließen die Deutschen indes großzügig einem ihrer Gegner, nämlich Mohammed Alzaer (acht, davon vier Siebenmeter).

"Das sah manchmal blöd für die Torhüter aus"

Die deutschen Torhüter Silvio Heinevetter und Andreas Wolff ärgerten sich sichtlich, dass sie den Ball so oft aus dem Netz holen mussten. "Wir hätten in der Abwehr sicher besser zupacken können", räumte Kühn ein, "das sah manchmal auch blöd für die Torleute aus."

Es sei klar, dass sich die Mannschaft im weiteren Turnierverlauf wieder steigern müsse, fand Simon Ernst, der einen Teil der Spielmacheraufgaben übernommen hatte: "Morgen gegen Weißrussland wird es ein anderes Spiel", versprach er, "eins, das wir aus der Bundesliga eher kennen." Trainer des Gegners Weißrussland ist ja ein gewisser Juri Schewzow, 57, der einst in der Bundesliga gewirkt hat, beim TBV Lemgo, bei TuSem Essen und bei den Rhein-Neckar Löwen: "Da kann man sich besser darauf vorbereiten", findet Kühn.

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