Handball:Bloß nicht zu forsch

GER HBL Rhein Neckar Loewen vs SC Magdeburg 03 09 2016 SAParena Mannheim GER HBL Rhein Neckar

Andy Schmid (Nr. 2) von den Rhein-Neckar-Löwen setzt sich gegen den Magdeburger Marko Bezjak durch.

(Foto: Nordphoto/imago)

Die Rhein-Neckar Löwen starten gegen Magdeburg überzeugend in die Bundesliga, doch der Titelverteidiger gibt sich demütig - und sieht sich in der neuen Saison als Außenseiter.

Von Ulrich Hartmann, Mannheim

Am Samstag haben die Handballer Hendrik Pekeler und Mads Mensah Larsen schon vor dem Spiel eine Flasche Rotwein in die Hand gedrückt bekommen. Die neue Geschäftsführerin ihres Handballklubs Rhein-Neckar-Löwen, Jennifer Kettemann, gratulierte den beiden damit zum olympischen Medaillengewinn in Rio. Pekeler hatte mit Deutschland Bronze geholt, Larsen mit Dänemark sogar Gold. Mehr noch als die Medaillen, so hofft man in Mannheim, mögen die beiden aus Brasilien aber zusätzliches Selbstvertrauen mitgebracht haben, denn das werden ihre Löwen im Saisonverlauf noch brauchen. Obwohl sie am Samstag mit einem äußerst souveränen 29:20 (14:7)-Saisonauftaktsieg gegen den SC Magdeburg bereits eindrucksvoll mit dem Versuch begonnen haben, ihren Titel gegen die stets aufdringliche Konkurrenz aus Kiel und Flensburg erfolgreich zu verteidigen, sehen sie sich auf Höhe nicht unbedingt als erster Anwärter.

Der nur leicht veränderte Kader der Mannheimer gilt im Vergleich mit aufgerüsteten Kielern als zu dünn. Und blickt man zu den personell unveränderten Flensburgern, beschleicht einen das Gefühl, dass die Mannheimer nicht stabil und harmonisch genug aufgestellt sind. Schließlich haben die Mannheimer Uwe Gensheimer nach Paris und Stefan Kneer nach Wetzlar ziehen lassen, und weil sie mit ihrem geschätzten Saisonetat von knapp sechs Millionen Euro auch nicht die Reichsten in der Branche sind, geben sich die Löwen eher demütig. "Wir wollen oben mitspielen", ist die forscheste Aussage, die sich Kettemann entlocken lässt.

Schon zur Pause steht es 14:7 für die Gastgeber

Mit 27:24 hatten die Rhein-Neckar-Löwen schon am Mittwoch in Stuttgart im Supercup gegen diese Magdeburger gewonnen. "Am Samstag kann das alles schon ganz anders aussehen", hatte Trainer Nikolaj Jacobsen zwar gewarnt, aber sein Kapitän Andy Schmid hatte angekündigt, "dass wir noch eine Schippe drauflegen". Und damit behielt der Schweizer vollkommen Recht. Es waren 14 Minuten gespielt, da führten die Löwen bereits mit 7:2, und sie ließen bei den Magdeburgern nie die Hoffnung aufkommen, dass sich die Kräfteverhältnisse noch einmal ändern sollten. Zur Pause führte der Meister mit 14:7. Und für Magdeburg sollte es in der zweiten Halbzeit nicht besser werden.

Vor allem Gudjon Valur Sigurdsson, aus Barcelona gekommener Linksaußen und Ersatz für den in Mannheim hymnisch verehrten Gensheimer, bemühte sich von Anfang an um eine mitreißende Leistung und war in der ersten Halbzeit mit vier Toren direkt bester Löwen-Schütze. Am Ende kam er auf sechs Treffer. Andy Schmid, neuer Kapitän und zuletzt drei Mal nacheinander zum besten Spieler der Liga gewählt, erzielte fünf Tore. Für den Trainer Nikolaj Jacobsen war der Sieg Folge eines "sehr, sehr guten Spiels - aber wir wissen trotzdem genau, dass es mit schwierigen Gegnern weitergeht". Nach einem Gastspiel beim Aufsteiger Coburg bekommen es die Mannheimer mit Melsungen (auswärts) und Flensburg (Heimspiel) direkt mit zwei Kontrahenten zu tun, gegen die deutlich werden wird, was der Auftaktsieg gegen Magdeburg wirklich wert ist.

"Wenn wir in den nächsten Spielen bei 20 Gegentoren bleiben, wird es aber schwer uns zu schlagen", prophezeit der Sportliche Leiter Oliver Roggisch. Die Frühform der Mannschaft verwundert ihn keineswegs. "Wir beginnen stark - und steigern uns dann noch." So einfach lautet das Rezept der Rhein-Neckar-Löwen für die Titelverteidigung.

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