Handball:Bauer will wieder

Unerwartete Wendung bei der Besetzung des Präsidenten im Deutschen Handball-Bund: Der 64-jährige Ex-Präsident Bernhard Bauer kandidiert entgegen erste Vorhaben erneut - wenn Vize-Präsident Bob Hanning geht.

Bernhard Bauer wird sich beim außerordentlichen Bundestag des Deutschen Handballbundes (DHB) am 26. September in Hannover erneut als Präsident zur Wahl stellen. Das teilte der 64-Jährige den 22 Landesverbänden in einem Schreiben mit. "Zu dieser Entscheidung stehe ich auch nach nochmaligem Nachdenken", heißt es in dem Brief: "Weil ich prinzipiell der Ansicht bin, dass Teamgeist und Fairness, Respekt und Achtung, Courage und Ehrlichkeit nicht verlieren sollten." Im Klartext: Voraussetzung für seine Kandidatur ist, dass der Abwahl-Antrag gegen das aktuelle Präsidium um Vize-Präsident Bob Hanning am Samstag beim DHB-Bundesrat in Kassel Unterstützung findet.

Unterdessen hat der ehemalige Bundestrainer Heiner Brand jegliche Ambitionen auf ein Amt im DHB von sich gewiesen. "Um Gottes willen! Ich werde keine Führungsposition im deutschen Handball annehmen", sagte der 63-Jährige. Brand dementierte zudem, dass es zwischen ihm und Bauer Absprachen über einen Rentenvertrag gegeben habe: "Das ist eine große Lüge."

Präsidium rügt Brand: "Kein Beitrag zur Deeskalation"

Zuvor hatte Brand scharfe Kritik an dem für den Leistungssport zuständigen Bob Hanning geübt. Der Sport-Bild hatte Brand gesagt: "Dass der DHB so tief gespalten ist, basiert allein auf der Person von Bob Hanning. Es war vielen bekannt, dass er eine sehr narzisstische Persönlichkeitsausprägung hat. Solche Menschen können keine vernünftige Beziehung aufbauen oder im Team arbeiten." Im Gespräch mit Sky Sport News hatte Brand dazu weiter ausgeführt: "Man muss wissen, dass ich mit meiner Meinung nicht ganz alleine dastehe. Viele Spieler, ehemalige Spieler, ehemalige Trainer, die sehr viel für den deutschen Handball geleistet haben, haben in dieser Hinsicht eine ähnliche Meinung. Leider werden nicht alle gehört, stehen nicht so in der Öffentlichkeit wie ich, haben kein Netzwerk oder sind auch teilweise noch mit dem Handball verbandelt und können so nicht offen ihre Meinung sagen."

Das aktuelle Präsidium um Hanning hatte darauf am Freitag mit einer Stellungnahme reagiert. In dieser heißt es, Brands Äußerungen seien "kein Beitrag zu der von vielen gewünschten verbalen Deeskalation. Die freie Meinungsäußerung ist zu respektieren, nicht jedoch die persönliche Diffamierung und Herabwürdigung eines Menschen." Letzteres entspreche weder den ethischen Grundsätzen des DHB und des Sports im Allgemeinen noch den Grundsätzen eines respektvollen Miteinander.

Handball-Liga auf Distanz: "Geht Bauer nur um Bauer"

Am Wochenende gibt es ein Treffen des Bundesrates, auf dem der Machtkampf beendet werden soll. Uwe Schwenker, der Präsident der Handball-Liga, lässt aber bereits erkennen, dass dies durch Bauers Ankündigung nicht wahrscheinlicher geworden ist. "Bernhard Bauers Credo war immer, dass es ihm um den Handball und nicht um einzelne Personen geht", äußerte Schwenker am Freitag, "bei dieser unsäglichen Geschichte geht es allerdings ausschließlich um die Person Bauer."

Am 8. Juli hatte eine vom Verband eingesetzte Findungskommission lediglich einen Kandidaten für den vakanten Präsidenten-Posten präsentiert: Andreas Michelmann, Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen-Anhalt. Für den Fall, dass Bauer erneut zum DHB-Präsidenten gewählt wird, haben vier der fünf aktuellen DHB-Vizepräsidenten ihren sofortigen Rücktritt angekündigt.

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