Handball:Ausverkauft

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Einer von vielen großen Namen im Projekt: Torsten Jansen, 39, Weltmeister von 2007, ist jetzt für den Nachwuchs des HSV zuständig und Assistenztrainer von Jens Häusler bei der Drittliga-Mannschaft.

(Foto: Oliver Ruhnke/imago)

Dem HSV Hamburg gelingt ein beeindruckender Neustart: Der in die dritte Liga verbannte ehemalige Champions-League-Sieger beginnt die neue Saison mit einem Kader, dessen Durchschnittsalter gerade einmal 22,7 Jahre beträgt.

Von JÖRG MARWEDEL, Hamburg

Am Haus des Sports hing jenes 40 Quadratmeter große Plakat, das den Handballfreunden Mut machen soll. "Neustart Hamburg" steht darauf, und zu sehen ist der letzte Spieler der Bundesliga-Ära mit einem wildentschlossenen Gesicht: Stefan Schröder, der 35-jährige Rechtsaußen, der nun auch für das Marketing des wegen Insolvenz von der ersten in die dritte Liga verbannten ehemaligen Champions-League-Siegers HSV Hamburg zuständig ist. Der Anfang des im Schnitt 22,7 Jahre alten Teams ist am Dienstagabend trotz einer Niederlage geglückt: Der Rekordmeister THW Kiel, der in der letzten Dekade einer der Hauptgegner auf Weltniveau war, kam vorbei. Auch deshalb, weil sich nicht nur der THW-Trainer Alfred Gislason wünscht, dass die Hamburger "in zwei, drei Jahren wieder in der Bundesliga sind".

Die einst teuer gemietete HSV-Raute ist verschwunden

Im Freundschaftsspiel zeigten die Hanseaten beim 24:37, dass sie etliche Talente in ihren Reihen haben. In der ersten Halbzeit hielten sie sogar gegen die mit vier Olympia-Medaillengewinnern (Wolff, Weinhold, Wienczek, Toft-Hansen) sowie mit dem früheren HSV-Idol Domagoj Duvnjak angetretenen Kieler fast mit. Nach knapp 15 Minuten führten sie 8:7. Doch das Beeindruckendste war, wie die Fans mit der neuen Lage umgingen. Die Sporthalle Hamburg war mit 3840 Zuschauern ausverkauft. Und auf die jungen Spieler prasselte Beifall nieder, als wollten sich die Anhänger für jedes ihrer 24 Tore extra bedanken. Der neue Präsident Marc Evermann, der vor der Partie drei neue Premium-Sponsoren präsentierte, ist von der Resonanz bei Fans und Wirtschaft "überwältigt". Hamburg sei eine Handballstadt, stellte er fest. Fast 1800 Dauerkarten sind bereits verkauft. Am Freitag kommt es bei der DHK Flensburg zum ersten Drittliga-Punktspiel, bevor es am 10. September zum ersten Heimspiel gegen die zweite Mannschaft des SC Magdeburg kommt. THW-Europameister Andreas Wolff sagte, für die dritte Liga habe der HSV "eine schlagkräftige Truppe" zusammen. Und Martin Schwalb ergänzte: "Vor fünf Monaten hatten wir nichts. Jetzt spüren wir eine unglaubliche Begeisterung in der Stadt." Der frühere Meistertrainer ist jetzt Vizepräsident und neben Schröder und Torsten Jansen (der Weltmeister von 2007 ist jetzt für den Nachwuchs zuständig und Assistenztrainer von Jens Häusler bei der Drittligamannschaft) der letzte große Name bei dem bescheidenen Neuversuch.

Seit Frühjahr wurde, auch dank Schwalbs Popularität, manche Tür bei Sponsoren und potenziellen neuen Spielern geöffnet und ein komplett neues Team aufgebaut. Der neue Jogi Bitter heißt jetzt Dominik Plaue, 21, ein Torwart-Talent aus Kiel. Statt Pascal Hens wirbelt nun ein gewisser Jan Torben Ehlers, 24, auf der Königsposition im linken Rückraum. Eine Begabung, die für den Bundesliga-Spitzenklub SG Flensburg-Handewitt nicht gut genug war, aber sicher für die dritte Liga. Der Neustart findet auch mit einem neuen Vereinslogo statt. Die einst teuer gemietete HSV-Raute ist verschwunden. Nun ist ein Handball und eine Burg zu sehen in den Farben Blau und Rot. Das Emblem stehe für "Stabilität, Verlässlichkeit und natürlich Hamburg", sagt Präsident Evermann. Die Altlasten sind überschaubar. Angeblich blieben nur noch 250 000 Euro Verbindlichkeiten übrig.

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