Handball:Ausstiegsklausel gibt's nicht mehr

Hendrik Schmidt/dpa

Christian Prokop, neuer Handball-Nationaltrainer.

(Foto: Hendrik Schmidt/dpa)

Christian Prokop, 38, übernimmt den Job als Bundestrainer. Nach zähen Verhandlungen gibt ihn sein Klub SC DHfK Leipzig zum 1. Juli frei. Seiner künftigen Mannschaft hat sich der neue Mann schon vorgestellt.

Von Joachim Mölter, Leipzig/München

Ursprünglich war das All Star Game der Handball-Bundesliga (HBL) mal ein Spaßspiel zwischen der Nationalmannschaft und einer Auswahl der besten Ausländer in der HBL, ausgetragen bevor die Liga nach einer EM oder WM ihren Betrieb wieder aufnahm. In diesem Jahr war es zuvorderst als Abschiedsparty für den scheidenden Bundestrainer Dagur Sigurdsson, 43, gedacht: Der Isländer wechselt nach Japan, wie er vor drei Monaten angekündigt hatte, und er sollte in der Leipziger Arena gebührend verabschiedet werden für seine Erfolge bei EM (Erster) und Olympia (Dritter) im vorigen Jahr. Aber dann trat auch dieser Aspekt in den Hintergrund, denn diese Gelegenheit und diesen Ort wollte der Deutsche Handballbund (DHB) nutzen, um Sigurdssons Nachfolger vorzustellen - Christian Prokop, derzeit noch in Diensten des Bundesligisten SC DHfK Leipzig, ab Sommer dann für den Verband tätig. Bereits am Nachmittag stellte sich der 38-Jährige den Nationalspielern in deren Hotel vor.

Die Nachricht, dass sich der DHB mit dem SC DHfK am Freitagvormittag über Prokops Wechsel geeinigt habe, überlagerte das sportliche Geschehen am Abend. Auch wenn die Personalie keine Überraschung mehr war. Der Vollzug war seit Wochen erwartet und auch schon mehrmals als sicher gemeldet und verkündet worden - aber bis dato nie bestätigt von den beteiligten Parteien. Dafür waren die Verhandlungen zu schwierig, zogen sich die Gespräche zu lang hin.

Christian Prokop, ehemals Rückraumspieler, aber wegen einer Knieverletzung bereits seit 15 Jahren im Trainergeschäft, hatte seinen Vertrag in Leipzig unglücklicherweise kurz vor Sigurdssons Wechselankündigung verlängert, bis 2021, ohne Ausstiegsklausel. Und die Leipziger wollten den "Bundesliga-Trainer des Jahres 2016" nur ungern gehen lassen: Er hatte sie schließlich vor zwei Jahren in die Bundesliga geführt und dort etabliert. "Er ist mit Sicherheit einer der talentiertesten deutschen Trainer. Ich traue ihm zu, die Nationalmannschaft erfolgreich weiterzuführen", sagte der ehemalige Weltklasse-Linksaußen und heutige DHfK-Aufsichtsrat Stefan Kretzschmar der dpa: "Für uns ist es natürlich ein Verlust, doch wir haben uns zusammengesetzt, weil es sein großer Wunsch war."

Die Freigabe lässt sich der Klub gut bezahlen, von einer halben Million Euro Ablöse ist die Rede, im Handball viel Geld, zumal für einen Trainer. Aber gerechtfertigt, findet der Berliner Nationalspieler Paul Drux: "Er macht in Leipzig einen tollen Job. Das sieht man von außerhalb. Auch von den Spielern hört man nur Gutes." Beim DHB erhält Prokop einen Fünf-Jahres-Vertrag, ohne Ausstiegsklausel, da hat der Verband gelernt. Mit Sigurdsson war 2014 ein Engagement bis Olympia 2020 vereinbart worden, mit der Option, das Engagement nach drei Jahren zu beenden. Die hat Sigurdsson genutzt. Offiziell fängt Prokop beim DHB am 1. Juli an, er soll die Auswahl aber schon Mitte Juni bei der EM-Qualifikation in Portugal und gegen die Schweiz betreuen. Wer das im Mai bei den Qualispielen gegen Slowenien tut, ist noch offen, ebenso, wer ihm in Leipzig folgt.

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