Hanball:Flensburg schafft das Double

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Der "ewige Zweite" ist endlich Erster. Einen Spieltag vor Saisonende hat die SG Flensburg-Handewitt mit einem 41:32 (19:13) über die HSG Nordhorn den erstmaligen Gewinn der deutschen Handball-Meisterschaft perfekt gemacht.

6000 begeisterte Zuschauer in der Campushalle und nahezu 10.000 singende Fans davor, die das meisterliche Schaulaufen bei Bier und Grillwürstchen unter blauem Himmel auf einer Großbildleinwand verfolgten, waren aus dem Häuschen. Die Schleswig-Holsteiner haben damit ihren größten Traum verwirklicht.

"Die Meisterschaft ist hochverdient. Flensburg war eindeutig die beste und konstanteste Mannschaft", lobte Bundestrainer Heiner Brand den neuen Champion. Dagegen sind die Entscheidungen in Kampf um den dritten Champions-League-Platz zwischen dem SC Magdeburg und dem TBV Lemgo sowie um den Klassenverbleib auf den letzten Spieltag vertagt worden.

Die diesjährige Saison ist die erfolgreichste in der Geschichte der SG Flensburg-Handewitt. SG-Geschäftsführer Thorsten Storm sprach gar von einem "Jahrhundertereignis für die Menschen in dieser Region und für die Stadt Flensburg". Eindruckvoll demonstrierte die Mannschaft ihre herausragende Stellung, indem sie zuvor auch noch den DHB-Pokal gewonnen hatte und bis ins Finale der Champions League gegen den slowenischen Titelträger Celje vorgedrungen war.

"Wahnsinn, was hier abgeht"

Die SG ist das achte deutsche Team, das sich mit dem Gewinn des nationalen Doubles schmücken kann. "Das ist der Wahnsinn, was hier abgeht. Wir können noch gar nicht glauben, dass wir es geschafft haben", sagte Rechtsaußen Stefan Schröder. Ex-Geschäftsführer Manfred Werner ließ seinen Tränen freien Lauf. "Wir hatten beinahe schon nicht mehr geglaubt, dass wir das noch mal hinkriegen", meinte der SG-Gesellschafter.

Bislang hatte sich der dreimalige Europacupsieger (EHF-Cup 1997, City-Cup 1999, Pokalsieger-Cup 2001) im heimischen Titelrennen die Zähne an der Konkurrenz ausgebissen. Fünf Vizemeisterschaften in den vergangenen acht Jahren hatten den Norddeutschen nicht nur Anerkennung, sondern auch Hohn und Spott der Konkurrenz eingebracht.

In den entscheidenden Spielen waren die Flensburger oft Opfer der eigenen Nerven geworden. "Ich habe die Spieler noch nie so nervös gesehen. Erst fünf Minuten vor Schluss habe ich an die Meisterschaft geglaubt", gestand Trainer Kent-Harry Andersson nach der Partie gegen Nordhorn.

Die Mannschaft des vor Saisonbeginn aus Nordhorn gekommenen schwedischen Trainers war ein Musterbeispiel an Konstanz auf höchstem Niveau. Weder Titelverteidiger TBV Lemgo, noch der SC Magdeburg sowie Nord- und Angstrivale THW Kiel konnten den Sturmlauf der Flensburger, die lediglich drei von 33 Spielen verloren, stoppen. "Ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Phänomenal, gigantisch", stammelte Torhüter Jan Holpert.

Leistungsträger in dem lediglich mit drei deutschen Stammspielern besetzten Team waren Holpert, Kapitän Sören Stryger, dessen dänische Landsleute Lars Krogh Jeppesen und Lars Christiansen sowie der Norweger Jonny Jensen. Feierlich verabschiedet wurden beim letzten Heimspiel der Saison Jeppesen (FC Barcelona), Pierre Thorsson (Hastö IF) und Kjetil Strand (Bjerringbro HK).

Schon vor der Partie gegen Norhorn waren die Flensburger vom vorzeitigen Titelgewinn überzeugt. T-Shirts mit dem Aufdruck "Deutscher Meister und Pokalsieger 2004" wurden drei Stunden vor Spielbeginn verteilt. Schleswig-Holsteins handballbegeisterte Ministerpräsidentin Heide Simonis hat den Meister am 25. Mai zum Empfang ins Gästehaus der Landesregierung eingeladen. "Den 'ewigen Zweiten' kann man nun aus den Büchern streichen", meinte Manager Finn Holpert vom entthronten Meister TBV Lemgo.

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