Hamilton holt Pole Position:"Echt sexy"

Lewis Hamilton

Dem Idol so nah: Lewis Hamilton begutachtet den Helm seines Vorbilds Ayrton Senna, den er nach dem Qualifying überreicht bekam.

(Foto: Graham Hughes/AP)

Mercedes-Pilot Lewis Hamilton fährt in der Qualifikation eine fast perfekte Runde und distanziert den Zweiten Sebastian Vettel. Anschließend erhält er ein besonderes Geschenk, das ihn zu Tränen rührt.

Von Elmar Brümmer, Montreal

Der vielleicht emotionalste Moment der bisherigen Saison ereignet sich direkt im Anschluss an die Qualifikation: Lewis Hamilton, der soeben Sebastian Vettel im direkten Ausscheidungsfahren der beiden Titelfavoriten gerade um 0,330 Sekunden bezwungen hat, bekommt noch auf dem Asphalt nicht nur ein Mikrofon hingehalten, sondern auch einen gelben Helm mit grünem Streifen.

Denn die Pole-Position des Briten beim Großen Preis von Kanada war nicht nur die vierte der Saison und die sechste insgesamt auf dem Circuit de Gilles Villeneuve, es war auch die 65. seiner Karriere. Damit hat er die Bestmarke seines großen Idols Ayrton Senna egalisiert, und die Familie des Brasilianers wollte, dass der Mercedes-Pilot dafür den Originalhelm der Formel-1-Legende bekommt. Hamilton blickt also nach unten, er muss sich sammeln. Als er den Kopf wieder hebt, kommt ein breites Grinsen unter der purpurnen Kappe hervor. Wie eine Hostie präsentiert er das Erinnerungsstück, bringt dabei ein leises Geständnis hervor: "Ich zittere."

Später sieht man, wie ihm Tränen über die Wangen laufen. Hamilton erinnert sich, wie er sich als kleiner Junge nach der Schule immer wieder Videos mit den besten Szenen Sennas angeguckt hat: "Er war derjenige, der mich inspiriert hat, Rennfahrer zu werden. Jetzt seine Marke zu erreichen und diesen Helm in den Händen zu halten, ist eine ganz besondere Ehre. Dieser Helm bedeutet mir mehr als jede andere Trophäe, die ich besitze." In der ewigen Bestenliste liegt jetzt nur noch Michael Schumacher mit 68 besten Startpositionen vor ihm, Hamilton verehrt den deutschen Rekordweltmeister ebenfalls.

Hamilton fährt eine Runde, die der Perfektion recht nahe kommt

Mit einer Runde, die er selbst als außergewöhnlich bezeichnete, hat Hamilton die wütenden Angriffe Vettels parieren können. Schließlich ist der Spitzenreiter im Ferrari immer noch Favorit auf der 4,361 Kilometer kurzen Strecke. "Oh Mann, diese Runde war echt sexy", bekannte Hamilton mit einem gurgelnden Lachen, "das war verdammt eng." Den Kredit dafür gibt er aber vor allem der Mercedes-Ingenieursmannschaft, die mit den launischen Reifen zu kämpfen hat: "Sie haben einen fantastischen Job gemacht, die richtigen Lehren aus den Fehlern in den letzten Rennen zu ziehen." Sein Teamkollege Valtteri Bottas belegte den dritten Rang vor Vettels Adjutanten Kimi Räikkönen.

Vettel war nicht zufrieden mit seinem zweiten Anlauf im Schlussabschnitt, als er zwar bis auf vier Tausendstel an Hamilton herangekommen war, durch einen kleinen Schlenker aber die Chance verschenkt hatte, sich an die Spitze der Zeitentabelle zu setzen. Im zugespitzten Kampf des Qualifyings kann so etwas eine gewaltige psychologische Wirkung haben. Doch Hamilton legte seinerseits eine Runde nach, die der Perfektion recht nahe kam - Streckenrekord im 50. kanadischen Grand Prix. Auf die Frage, welches Rennen sich WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel am Sonntagabend deutscher Zeit erwartet, verweist der Heppenheimer auf die Abstände der Qualifikation: "Ich glaube, es bleibt eng bis zur letzten Runde." Es könnte auch die Prognose für den Rest dieser Saison sein.

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