Hamburgs 3:2-Sieg:Den Jägern geht die Luft aus

Der VfB dominiert lange die Partie und führt durch einen Doppelpack von Daniel Ginczek. Doch nach einem Platzverweis gegen Florian Klein verlieren die Stuttgarter beim HSV mit 2:3.

Von Filippo Cataldo, Hamburg

Bruno Labbadia ballte beide Fäuste. Sein Kopf fiel ruckartig nach vorne, nach hinten, nach vorne, nach hinten. Sein Mund war weit geöffnet. Als Pierre-Michel Lasogga, ebenfalls mit offenem Mund und zuckendem Körper, in Reichweite kam, traf Faust auf Faust. Dann umarmten sich Trainer und Stürmer.

Es schien, als ob der HSV sich mal wieder gerade eben so in der Relegation gerettet hatte. Dabei hatte dieser HSV nur am zweiten Bundesligaspieltag in Überzahl einen 1:2-Rückstand in einen 3:2-Sieg gegen den VfB Stuttgart verwandelt. Es war nicht mal ein wirklich verdienter Sieg gewesen - aber das sind bekanntlich oft die schönsten. Die Gäste waren bis zur gelb-roten Karte gegen Florian Klein (53.) wesentlich stärker und hatten durch zwei Tore von Daniel Ginczek (23./42.) geführt.

Johan Djourou bereitet seinen Siegtreffer selber vor

Während die meisten HSV-Aktionen dem Zufall zu entspringen schienen, überzeugte der VfB zunächst mit seinem radikalen und intensiven Jagdfußball. Diesen hatte der neue Trainer Alexander Zorniger seiner Elf im Sommer verordnet. Doch wie schon am ersten Spieltag (1:3 gegen Köln) verloren die Stuttgarter Jäger. Weniger, weil die Spieler - wie gegen Köln - klarste Torchancen nicht nutzten. Sondern vor allem, weil Rechtsverteidiger Klein binnen 80 Sekunden zwei absolut unnötige gelbe Karten sammelte. Fast eine Halbzeit in Unterzahl - das war zu viel, das raubte dem VfB die Kraft und die Begeisterung. "Der Platzverweis hat uns aus dem Konzept gebracht", sagte Trainer Zorniger, nachdem er sich ein wenig beruhigt hatte.

Hamburger SV v VfB Stuttgart - Bundesliga

Wendepunkt: Nach dem Platzverweis des Stuttgarters Klein gelingt Lasogga der 2:2-Ausgleich für Hamburg. Der HSV siegt noch 3:2.

(Foto: Martin Rose/Getty Images)

Nach Abpfiff hatte Zorniger seine Spieler auf dem Rasen im Kreis versammelt. Er analysierte den Ergebnis-Absturz, so laut, dass es auch der letzte Fan oben auf der Tribüne mitbekommen hätte. Nur waren die meisten damit beschäftigt, den Heimsieg des HSV zu feiern. Binnen fünf Minuten hatten die Hamburger aus einem 1:2 das 3:2 gemacht. Erst war der eingewechselte Lasogga in einen Diagonalpass von Ivica Olic (84.) gestürmt. Dann gab Lasogga per Kopf die Vorlage zu Johan Djourous Tor (89.). Seinen Siegtreffer hatte Djourou selbst im Mittelfeld eingeleitet. Der Ball kehrte über Ivo Ilicevic (dem nach 34 Minuten das Tor zum 1:1 gelungen war) und über Lasogga zu ihm zurück. Der Rest war Jubel. Und auch ein bisschen Trost für den HSV, der die Auftaktpartie in München mit 0:5 verloren hatte.

Der VfB kann die Niederlage kaum akzeptieren

Dem VfB hingegen blieb nur Wehklagen. Nach der "dummen roten Karte" sei es schwer gewesen für den VfB, sagte Daniel Didavi: "Es war ein anderes Spiel. Hamburg hat uns zwar auch dann nicht gegen die Wand gespielt, aber mit der Zeit wurden wir immer müder." Vor der Pause hatte Didavi den Rhythmus im Spiel diktiert, am Ende stellte er ernüchtert fest: "Die Niederlage ist sehr schwer zu akzeptieren. Es ist sehr bitter, dieses Spiel gegen diesen Gegner zu verlieren."

Schema & Statistik

Alle Daten und Fakten zum Spiel stehen hier.

Dem HSV gehörte das letzte Wort, und es war ein kurioses: "Wir hatten einen klaren Plan", behauptete Trainer Labbadia: "Es war ein Abreibungskampf, den wir für uns entschieden haben." Anders als Labbadia aber wird so mancher in Hamburg auch in ein paar Tagen nicht so genau wissen, wie es am Samstagabend noch zur bejubelten Wende kam.

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