Hamburger SV:Jetzt erwischt es auch noch den Trainer

  • Zwei Tage nach dem 0:6 in München trennt sich der Hamburger SV von Trainer Bernd Hollerbach.
  • Es ist - nach Vorstandsboss Bruchhaben und Sportchef Todt - die dritte HSV-Entlassung binnen fünf Tagen.
  • Übernehmen soll vorerst Nachwuchscoach Christian Titz.

Von Carsten Scheele

Nur ein kleiner Trost für Bernd Hollerbach: Eine Niederlage gegen den FC Bayern hat schon so manchen HSV-Coach den Job gekostet. Etwa Armin Veh, der 2011 ebenfalls nach einem 0:6 gegen München gehen musste. Drei Jahre später verlor Bert van Marwijk 0:5 im DFB-Pokal, eine Woche später wurde er entlassen. 2016 schaffte Bruno Labbadia ein achtbares 0:1 gegen die Bayern - gehen musste er trotzdem.

Nun also Hollerbach. Nach dem 0:6 am Samstag in München hatte am Sonntag noch Ruhe geherrscht am Volkspark. Nach einigen Telefonaten begannen am Montagmorgen die Krisensitzungen. Am Nachmittag verkündete der Klub dann die Trennung. Beim angekündigten Umbau macht HSV-Aufsichtsratschef Bernd Hoffmann weiter Tempo: Nach Vorstandsboss Heribert Bruchhagen und Sportchef Jens Todt ist es bereits die dritte HSV-Entlassung binnen fünf Tagen.

"Wir haben die sportliche Gesamtlage nach der 0:6-Niederlage in München intensiv analysiert und diskutiert", sagte der kommissarische Vorstandschef Frank Wettstein: "Am Ende sind wir zur Überzeugung gelangt, dass wir im Hinblick auf unsere Chancen im Kampf um den Klassenerhalt handeln mussten." Hollerbach hatte zuvor dem Hamburger Abendblatt gesagt: "Ich bin natürlich sehr enttäuscht."

Hollerbach gewann kein einziges Spiel

Hollerbach hatte das Amt erst Ende Januar von Markus Gisdol übernommen, seine Bilanz ist denkbar schlecht. Von sieben Spielen konnte er keines gewinnen. Es gab vier Niederlagen, drei Unentschieden, 3:13 Tore. Es war aber nicht das Nullsechs in München, das Hollerbach zum Verhängnis wurde, auch wenn die Mannschaft einen desolaten Eindruck hinterließ.

Hollerbach konnte schließlich nichts dafür, dass der Kader im Sommer fehlerhaft zusammengestellt und im Winter ungenügend nachjustiert wurde. Trotzdem verfestigte sich bei Hoffmann der Eindruck, dass er den Neuaufbau der Mannschaft - egal ob in Liga eins oder zwei - nicht Hollerbach überlassen möchte. Als Spieler war Hollerbach ein harter Kämpfer und Dampfmacher. Mit diesen Tugenden sollte er den HSV-Profis eigentlich ihr Phlegma austreiben. Doch Hollerbach, der nie zuvor ein Bundesligateam als Chef betreut hatte, stieß alsbald an seine Grenzen.

Wie auch Gisdol scheiterte er daran, das Offensivspiel der Mannschaft zu beleben. Stattdessen flüchtete er sich in verbale Plattitüden. "Wir wollen den Bock umstoßen", so Hollerbachs Lieblingsspruch, ohne dass in Hamburg in den vergangenen Wochen irgendein Bock nur ins Wanken geriet. Er wollte auch häufiger "die Ärmel hochkrempeln". Sein Spitzname lautete bald "Floskel-König".

Unterstützung erhielt er in den vergangenen Tagen kaum. Laut Medienberichten hat die neue HSV-Führung um Hoffmann und Vorstand Frank Wettstein nicht einmal das Gespräch mit Hollerbach gesucht - weder vor dem Bayern-Spiel, noch danach. Erst am Montag wurde geredet im Volkspark - und Hollerbach die Beurlaubung mitgeteilt. Die verbleibenden acht Saisonspiele soll U21-Trainer Christian Titz (er steht mit der Regionalligamannschaft auf Platz eins) versuchen, den wahrscheinlichen Abstieg noch zu verhindern.

Das bedeutet noch nicht, dass Titz auch den Neuaufbau der Mannschaft - vermutlich in der zweiten Liga - anleiten darf. Einen Nachfolger für Todt haben sie in Hamburg zumindest vorerst gefunden: Thomas von Heesen, einst Profi, später stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei den Hamburgern, springt als Kurzzeit-Manager ein.

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