Sonntagsspiele der Bundesliga:Krise wechsle dich

Hamburger SV v Hannover 96 - Bundesliga

Maximilian Beister (re.): Erfolgreich gegen Hannover

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Statt Hamburg fürchtet nun Hannover den Sturz in die Abstiegszone. Der HSV gewinnt sein zweites Heimspiel der Saison mit 3:1, dabei waren zunächst die Gäste in Führung gegangen. Bremen verliert trotz Aufholjagd gegen Mainz 05 mit 2:3.

Die verschärfte Herbst-Krise bei Hannover 96 wird auch für Mirko Slomka immer gefährlicher. Nach dem ernüchternden 1:3 (1:1) beim Nord-Rivalen Hamburger SV mussten sich die Richtung Bundesliga-Abstiegszone taumelnden Niedersachsen Fragen nach der Zukunft ihres Trainers stellen. "Auf jeden Fall" werde der Coach auch am Sonntag im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt auf der Bank sitzen, beteuerte 96-Sportdirektor Dirk Dufner zwar. Doch sechs Pleiten in sechs Auswärtsspielen und der Absturz auf Rang 13, drei Punkte vor dem Relegationsplatz, bringen Slomka in Erklärungsnot.

"Das war ein ziemlich gebrauchter Tag", sagte der 46-Jährige nach dem bitteren Sonntagnachmittag im Hamburger Volkspark. Der Führungstreffer von Szabolcs Huszti in der 28. Minute war für die Gäste vor 52.091 Zuschauern zu wenig. Milan Badelj (31.), Maximilian Beister (46.) und Rafael van der Vaarts Vertreter Hakan Calhanoglu (84.) beendeten mit ihren Toren die kurze HSV-Schwächephase nach zuvor zwei Niederlagen. Hannovers Salif Sané sah zudem noch Gelb-Rot (90.). Kapitän Lars Stindl und Ex-Nationalspieler Christian Schulz mussten verletzt vom Platz und drohen vorerst auszufallen.

"Wenn du einen Negativlauf hast, kommt alles dazu", klagte Dufner im TV-Sender Sky. "Dass wir in einer gefährlichen Situation sind, müssen jetzt endlich alle mal verstehen", mahnte 96-Torwart Ron-Robert Zieler und forderte: "Wir müssen nicht schön spielen, wir müssen Punkte holen."

"Es ist hart im Moment"

Doch derzeit fehlen Hannover offenbar die Mittel und die Rezepte. "Es ist hart im Moment", gestand Mittelfeldspieler Leon Andreasen. "Es gibt überall Unruhe, und das ist nicht gut für die Mannschaft, nicht gut für den Verein." Slomka aber nahm der Däne in Schutz. "Es liegt nicht am Trainer, sondern an der Mannschaft, an der Einstellung. Das muss besser werden", befand Andreasen.

Die Hamburger dagegen registrierten erleichtert, dass Siege auch ohne den verletzten Kapitän Van der Vaart möglich sind. Sein Vertreter Calhanoglu und der quirlige Beister waren die entscheidenden Figuren. "Wir haben uns da reingekämpft und unter dem Strich auch verdient gewonnen", sagte Beister.

Nach einem haarsträubenden Fehler in der Defensive liefen die Hamburger zunächst einem Rückstand hinterher. Nach einem riskanten Pass von Nationaltorwart René Adler vertändelte Tomas Rincon den Ball gegen Huszti. Der Ungar stürmte frei auf Adler zu und schob cool ein.

"Das passiert uns leider zu oft", klagte Tribünengast Van der Vaart. "Wir haben in den vergangenen Wochen und Monaten so viel Kritik einstecken müssen, da wirft uns sowas nicht um", meinte indes Adler. Tatsächlich hielt die Führung der Niedersachsen nur drei Minuten. Einen Freistoß von Calhanoglu faustete Zieler genau auf den Fuß von Badelj, der mit einem feinen Volley-Heber aus 25 Metern ins verwaiste Tor traf - 1:1.

Nur wenige Sekunden nach dem Seitenwechsel bestrafte dann Beister eine Unachtsamkeit der Abwehr der Hannoveraner. Heiko Westermann war zuvor bei seiner Flanke völlig ungestört geblieben, auch der Torschütze hatte bei seinem Kopfball viel Platz. Auch danach wirkten die Hausherren entschlossener und gefährlicher. Pierre-Michel Lasogga verpasste ebenso die Vorentscheidung (48.) wie Calhanoglu bei seinem Freistoß (62.).

Hannovers Bemühungen wirkten dagegen oft unbeholfen. Auch die Einwechslung von Artur Sobiech als zusätzlicher Stürmer brachte nichts mehr. Stattdessen beseitigte Calhanoglu alle Zweifel am HSV-Sieg. Nach Vorarbeit von Badelj und Beister vollendete er mit einem trockenen Flachschuss ins rechte Eck.

Mielitz schenkt Mainz frühe Führung

Werder Bremen - FSV Mainz 05

Bremens Torwart Sebastian Mielitz: Schwarzer Tag gegen Mainz

(Foto: dpa)

Nach haarsträubenden Fehlern von Torhüter Sebastian Mielitz und Co. ist Werder Bremen wieder tiefer in den Tabellenkeller der Fußball-Bundesliga gerutscht. Die in der Hintermannschaft konfusen Hanseaten unterlagen am Sonntag dem FSV Mainz 05 2:3 (0:2) und finden sich mit 15 Punkten nur noch auf dem zwölften Tabellenplatz wieder. Die Bremer gewannen damit nur eines ihrer letzten sieben Spiele. Mainz bestätigte dagegen mit dem dritten Sieg aus den letzten vier Spielen seinen Aufwärtstrend und ist nun schon wieder Siebter.

Allerdings durften sich die Mainzer bei ihren ersten beiden Toren von Nicolai Müller (17.) und Shinji Okazaki (17.) vor 38.000 Zuschauern im Weserstadion über Bremer Geschenke freuen. Speziell der in der Vergangenheit schon oft kritisierte Schlussmann Mielitz erwischte einen schwarzen Tag. Zunächst unterlief dem Keeper bei einem langen Ball von Sebastian Polter ein Stellungsfehler, den Müller mit einem Heber aus 25 Metern eiskalt ausnutzte. Kurz darauf verschätzte sich Mielitz bei einer Bogenlampe von Zdenek Pospech. Der Ball fiel auf die Latte, den Abpraller verwerte der unbewachte Okazaki aus kurzer Entfernung.

"Das war spielentscheidend. Ich muss mich bei Fans und Mitspielern entschuldigen. Das war nicht gut von mir", sagte der Keeper. Kollege Clemens Fritz äußerte sich moderater: "Sicherlich hat er sich in den Situationen etwas verschätzt. Wir stehen aber als Mannschaft voll hinter ihm." Auch Trainer Robin Dutt nahm Mielitz in Schutz: "Wir haben alle gemeinsam genug Fehler gemacht. Da müssen wir nicht einen alleine herausstellen."

Im zweiten Durchgang sorgte dann Okazaki für die Vorentscheidung (70.). Die Bremer Tore durch Eljero Elia (85.) und Franco Di Santo (89.) kamen zu spät. "Wir haben sehr, sehr gut begonnen und in dieser Phase den Grundstein für diesen außerordentlich wertvollen Auswärtssieg gelegt", bilanzierte Mainz' Thomas Tuchel.

Die Mainzer zeigten sich in der Anfangsphase hellwach und bestraften die Bremer Unzulänglichkeiten in der Defensive. Dabei waren es nicht nur die Unsicherheiten von Mielitz, auch in der Abwehrkette fehlte die Abstimmung, so dass die Gäste mit schnell vorgetragenen Kontern immer wieder gefährlich wurden. Dabei machte sich die Rückkehr von Müller ins Team bezahlt. Der 26-Jährige, der zuletzt wegen einer Verletzung am Sprunggelenk pausiert hatte, kam zu seinem siebten Saisontor und war stets gefährlich.

Felix Kroos verletzt sich

Aber auch die Bremer hatten ihre Chancen: Im ersten Durchgang vergab Assani Lukimya die beste Möglichkeit, als er den Ball per Kopf an den Pfosten setzte (22.). In dieser Situation wäre der 20 Jahre alte Mainzer Keeper Loris Karius, der die Stammleute Heinz Müller (Hüftverletzung) und Christian Wetklo (Rotsperre) hervorragend vertrat, ebenso machtlos gewesen wie eine Minute später bei einer Chance von Davie Selke. Nur um Zentimeter strich der Kopfball des 18-Jährigen am Tor vorbei. Selke stand in seinem dritten Bundesligaspiel erstmals in der Startelf. Neben dem Youngster war auch Di Santo nach auskuriertem Muskelfaserriss ins Team zurückgekehrt.

Dafür verletzte sich kurz vor der Pause der nächste Bremer, als Felix Kroos vom Feld humpelte und durch Mehmet Ekici ersetzt wurde. Die Diagnose: Innenbandriss im Knie, Hinrunde beendet. Aber auch Mainz musste zur zweiten Halbzeit den am Knie verletzten Pospech ersetzen.

Angesichts der 2:0-Führung zogen sich die Mainzer in der zweiten Halbzeit weiter zurück und überließen Werder die Initiative. Dabei hatte di Santo bei einem Kopfball Pech, als Karius stark parierte (51.). Der Youngster im Mainzer Tor rückte immer mehr in den Blickpunkt, lieferte aber - anders als sein Gegenüber - eine fehlerlose Vorstellung ab. So war er auch zur Stelle, als Aaron Hunt alleine auf ihn zulief (66.).

Eine Minute später entschärfte er einen Schuss von Elia. Besser machten es die Mainzer, die einen Konter durch Okazaki abschlossen und für die Vorentscheidung sorgten. In der Schlussphase machte es Werder durch Elia und Di Santo noch einmal spannend. Ich rechne meiner Mannschaft hoch an, dass sie auch nach dem 0:3 nicht die Köpfe hängen ließ", sagte Bremens Trainer Robin Dutt. Mit Blick auf die bescheidene Tabellensituation befand er: "Wir wissen, dass wir in den kommenden Wochen vor schwierigen Aufgaben stehen, aber wir werden schon noch ein paar Punkte machen."

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