Hamburg besiegt Bremen:Provokationen und seltene Aussetzer

Hamburger SV v SV Werder Bremen - Bundesliga

Erhält die rote Karte: Clemen Fritz von SV Werder Bremen.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Zwei umstrittene Tore, zwei Torwart-Fehler, zwei zweifelhafte Platzverweise: In einem kurzweiligen Nord-Derby setzt sich der Hamburger SV mit 3:2 gegen Bremen durch. Für den Schiedsrichter hat Werder-Coach Thomas Schaaf nur einen lapidaren Spruch übrig.

Ein bisschen Spott mussten die Spieler von Werder Bremen dann auch noch ertragen. Mit 2:3 lagen sie beim Hamburger SV zurück, soeben hatte ihr Kapitän Clemens Fritz nach einem Foul an Tolgay Arslan Gelb-Rot gesehen, und nun sangen die HSV-Fans zehn Minuten vor Schluss: "Ohne Wiese habt ihr keine Chance!"

Angesichts der Form des mittlerweile in Hoffenheim tätigen Torwarts wäre es sicher fraglich, ob die Partie bei dessen Mitwirken wirklich anders ausgegangen wäre. Jedenfalls blieb es nach einem äußerst turbulenten Spiel beim 3:2 (1:1) für den Hamburger SV, der nun nur noch einen Punkt Rückstand auf die Europapokal-Ränge hat. "Ich weiß, wie wichtig dieser Sieg für die Region ist", sagte HSV-Trainer Thorsten Fink pathetisch.

Bremens Trainer Thomas Schaaf hatte gegenüber dem 0:5 gegen Dortmund seine Elf gehörig umgestellt. Nicht überraschend war, dass nach der misslungenen Null-Stürmer-Taktik Nils Petersen nun einen echten Zentralangreifer geben durfte. Überraschend war, dass dahinter Mehmet Ekici den Spielmacher mimen sollte - jener Ekici, den die Bremer 2011 für rund fünf Millionen Euro geholt hatten, der sie seitdem aber nie zufriedenstellen konnte. In Hamburg zeigte sich in einigen Szenen, warum Thomas Schaaf in Bezug auf Ekici so eine Grundskepsis hat, aber dennoch hatte der Deutsch-Türke durchaus Anteil an einer guten Anfangsphase.

Schon nach einer Minute kam der HSV zu einer ersten kleinen Chance durch Artjoms Rudnevs (Linksschuss). Dann stach auf Bremer Seite Petersen rechts durch und spielte einen Rückpass auf Zlatko Junuzovic, dessen Schuss aber zu harmlos war (5.). Ekici zwirbelte erst einen Freistoß raffiniert außen um die Mauer (8.) und prüfte dann HSV-Torwart Adler mit einem Fernschuss.

Kurz darauf fiel die Führung für Werder: Alexander Ignjovski flankte von rechts, Abwehrspieler Assani Lukimya verlängerte mit dem Kopf zum 0:1. Doch kaum war das Tor gefallen, ließen die Bremer nach. Zudem mussten sie mehr und mehr erleben, wie ihre rechte Abwehrseite von den Hamburgern als Schwachstelle ausgemacht wurde. Linksverteidiger Marcell Jansen gelang der eine oder andere Durchstoß mitsamt scharfer Hereingabe.

Zwei schnelle Treffer

Auch das Ausgleichstor kam über links zustande: Heung-Min Son setzte sich gegen Gebre Selassie durch und drosch den Ball aus spitzem Winkel ins lange Eck (23.) - und der Südkoreaner wusste wohl selbst nicht so genau, ob er sich nun mehr bei dem verblüffend lethargisch wirkenden Bremer Rechtsverteidiger Gebre Selassie oder beim schreckhaft zurückzuckenden Torwart Sebastian Mielitz für das Ermöglichen dieses Treffers bedanken sollte.

Dass der HSV auch über rechts gut angreifen kann, zeigte er kurz nach dem Wechsel. Dennis Diekmeier spielte scharf herein, und irgendwie kam der Ball in diesem Strafraum-Kuddelmuddel zu Dennis Aogo, der zum 2:1 einschoss - und damit einen aus vielerlei Gründen bemerkenswerten Treffer erzielte.

Erstens war zu diesem Zeitpunkt die zweite Hälfte gerade mal 28 Sekunden alt; zweitens hatte er in seinen bisher 131 Bundesliga-Spielen lediglich ein Tor erzielt (im Februar 2005); und drittens erzielte er den Treffer unter dringendem Handspiel-Verdacht, weil er den Ball mit dem Oberarm berührte. Er habe "ein bisschen Glück, dass der Schiri das nicht gesehen hat", sagte Aogo. Bremen-Trainer Schaaf meinte lapidar: "Wenn es Hand ist, ist es Hand, dann muss man pfeifen."

Sechs Minuten nach der Führung drang Aogo links durch und bediente Rudnevs, der unter leichtem Abseits-Verdacht auf 3:1 erhöhte. Dann leistete sich HSV-Torwart René Adler einen seiner in dieser Saison äußerst raren Aussetzer, als ihm in der 54. Minute ein Schuss von Sokratis durch die Arme flutschte. "Da merkt man, dass ich alt werde und nicht so schnell runterkomme", scherzte er. Kurz danach verzog Schmitz nur knapp die Chance zum 3:3, dann versuchte es van der Vaart mit einem Hackentrick, und Bremens Kevin De Bruyne kam zu einer großen Kopfball-Chance.

Ab Minute 60 blieb die Partie zwar intensiv - die Zahl der Tormomente reduzierte sich jedoch deutlich. Die Bremer kamen kaum noch durch, die Hamburger agierten bei ihren Kontern zu unpräzise. Und nachdem nach Clemens Fritz auch noch der eingewechselte Marko Arnautovic in der Nachspielzeit ein schnelles Gelb-Rot (Foul plus angedeutetes Ballwegtreten in Richtung Schiedsrichter) sah, musste Bremen die Partie mit acht Feldspielern beenden.

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