Hambüchens Aufholjagd bei der Turn-WM:"Epke wird das gesehen haben"

Turn-WM 2013 in Antwerpen

Selbstbewusst nach starker Aufholjagd: Fabian Hambüchen mit Bronzemedaille.

(Foto: dpa)

Nach sensationeller Aufholjagd im Mehrkampf: Vater Wolfgang hüpft wie ein "Dilldöppchen" durch die Halle, Fabian Hambüchen freut sich über die Bronzemedaille bei der Turn-WM in Antwerpen und blickt auf das Reck-Finale. Eine leise Warnung an die Konkurrenz inbegriffen.

Die Turnkollegen vom Bundesligisten KTV Obere Lahn trommelten auf der Tribüne, Vater Wolfgang hüpfte nach eigenen Worten wie ein "Dilldöppchen" durch die Halle - alle waren begeistert von Fabian Hambüchens historischer Aufholjagd im Sportpaleis von Antwerpen. Nach dem missratenen Start noch die Bronzemedaille im Mehrkampf zu ergattern - das hatte selbst der 25-jährige Ausnahmeturner kaum noch für möglich gehalten.

Nach seinem Freudentaumel schien Fabian Hambüchen erst bei der Siegerehrung wieder entspannt genug, um ein paar Worte zu sagen: "Ich war vor dem Wettkampf unglaublich aufgeregt und wollte eigentlich nur unter die ersten Acht kommen. Jetzt bin ich absolut überwältigt davon, was hier passiert ist."

Ein Fehler am Seitpferd hatte Hambüchen gleich zu Beginn den letzten Platz beschert. Er musste auf Angriff umschalten - und wurde belohnt. Am Ende war es ein Patzer von Samuel Mikulak aus den USA, der Hambüchen den Weg zur Bronzemedaille freimachte. Und weil der Hesse sich in dieser magischen Nacht so stark fühlte, setzte er sich sogar über das Verbot von Vater und Trainer Hambüchen hinweg und schielte, noch während er selbst turnte, zum US-Konkurrenten Mikulak.

Bundestrainer Hirsch lobt Hambüchens Mut

Doch Vater Hambüchen war nach der Energieleistung seines Sohnes ohnehin milde gestimmt: "Alles ist supergut gelaufen. Wir haben eigentlich nach jedem Durchgang diskutiert und uns jedesmal für die Risikovariante entschieden." Bundestrainer Andreas Hirsch lobte ausdrücklich den Mut der Hambüchens: "Besser geht's nicht, mehr kann man dazu einfach nicht sagen." Vor allem am Reck zeigte sich der Olympia-Zweite von London mutig, und präsentierte seine eigentlich erst für das WM-Finale am Sonntag (16.40 Uhr/ZDF) vorgesehene Übung mit dem erhöhten Schwierigkeitswert von 7,4 Punkten nahezu makellos.

"Epke wird das gesehen haben", sagte Fabian Hambüchen daher selbstbewusst und schon mit Blick auf die Entscheidung am Königsgerät Reck. Olympiasieger Epke Zonderland aus den Niederlanden ist der schärfste Reck-Rivale des Ex-Weltmeisters, dieses Duell verspricht der krönende Abschluss der Welttitelkämpfe in der belgischen Diamantenmetropole zu werden. Hambüchen dürfte in dieser Disziplin bis Olympia 2016 in Rio de Janeiro auf höchstem Niveau konkurrenzfähig bleiben, während es im Mehrkampf schon deutlich schwieriger werden könnte. Bereits in den Top Ten von Antwerpen war er der Älteste.

"Mehrkampfmedaillen zu gewinnen, wird für Fabian immer schwieriger werden. In absehbarer Zeit werden die jungen Turner vorbeiziehen", sagte Vater Wolfgang. Zwar werde Fabian weiter an der Schwachstelle Seitpferd arbeiten, "aber Quantensprünge sind da in seinem Alter nicht mehr drin".

Im Moment aber zählt die Gegenwart: Am Samstag folgt das Finale am Boden, bei dem Hambüchen wohl auf Patzer der Konkurrenz hoffen muss, um unter die ersten Drei zu gelangen. Beim Reck-Finale am Sonntag ist er dann wieder Favorit - trotz seiner 25 Jahre.

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