Hängende Spitze:WG auf dem Hügel

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Der BVB kauft ein Grundstück, von dem aus Fans spionierten. Der Haken: Jetzt muss der Klub darauf ein Doppelhaus bauen.

Von Philipp Selldorf

Neueste Meldung aus Dortmund: Der BVB hat mehr als 326 000 Euro für ein Grundstück mit einem Hügel ausgegeben, von dem aus unbefugte Zeugen bisher das geheime Training der BVB-Profis besichtigen konnten. Dass der Bund der BVB-Steuerzahler und der BVB-Rechnungshof diese enorme Ausgabe nicht massiv kritisierten, liegt nur daran, dass diese Institutionen nicht existieren. Was sollen denn die Zuschauer gesehen haben, was der Rest der Welt nicht sowieso schon kennt? Überall weiß jeder, dass Pierre Emerick Aubameyang bevorzugt übers leere Tor schießt, dass Marc Bartra nicht Mats Hummels ist und dass André Schürrle außer einem Vollbart derzeit nicht viel zu bieten hat. Für diese Einsichten müssen gegnerische Klubs keine Spione entsenden. "Gerade wenn man mal taktische Dinge einstudieren will, ist es wichtig, sich abschotten zu können", hat Sportchef Michael Zorc zum Kauf des Hügels erklärt. Ein Witz. Welche taktischen Dinge denn? Die berühmte BVB-Abwehrformation "aufgescheuchter Hühnerhaufen" etwa? Oder die ultrageheime Aktion "Heute mal ohne Mario Götze"?

Aber gut. Das Geld ist weg, der Makler sitzt vermutlich auf Hawaii und lacht sich schief. Denn der Witz geht ja noch weiter: Der BVB hat sich mit dem Kauf des Grundstücks zum Hausbau verpflichtet, das Gelände liegt in einer Neubausiedlung. Laut Bebauungsplan ist ein Einfamilienhaus mit Doppelgarage vorgesehen. Könnte es hier ein Heim für die ganze BVB-Familie geben? Unter dem Dach Papa "Aki" Watzke im Kaminzimmer und unten im Keller der große Schlafsaal für die minderjährigen Racker in Thomas Tuchels Profi-Kader? Eine schöne Idee, die aber leider an den geringen Stellplatzkapazitäten scheitert - eine Doppelgarage reicht ja nicht mal für Marco Reus' Gokarts-Sammlung.

Die ideale Lösung für die Immobilie wäre die Einrichtung einer therapeutischen Wohngemeinschaft mit dem Zweck, das Verhältnis der Führungskräfte zu harmonisieren. Unter Aufsicht erfahrener Sozialpädagogen könnten Trainer Tuchel, Manager Zorc und Klubchef Watzke in Gesprächskreisen ihre Probleme aufarbeiten, gemeinsame Alltagserlebnisse brächten die Entfremdeten zusammen. Aus der Villa am Hügel würde das "Haus der Begegnung", das jeden Cent des lächerlich hohen Kaufpreises rechtfertigt.

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