Auf Kritik vom Chef sollten Arbeitnehmer besonnen und rational reagieren. Ist der Vorwurf sachlich und die Kritik konstruktiv, so kann man sich für das Feedback bedanken, sein Verhalten erläutern und Vorschläge zur Verbesserung formulieren. Erfolgt die Beanstandung durch den Vorgesetzten wegen Berufsverkehrs, Regens oder der Erdanziehung, so verweist man ruhig auf die Grenzen der eigenen Zuständigkeit, demonstriert aber Mitgefühl und lockert die Situationen nach Möglichkeit mit einem versöhnlichen Scherz auf.
Für Fachpersonal im Arbeitsbereich Bezahlter Fußball endet die Zuständigkeit jenseits des Spielfeldes. Für mangelhaftes Pressing, falsche Einwürfe, sog. grobe Abwehrschnitzer oder gar Eigentore dürfen ausgewechselte oder bereits pensionierte Fußballer nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden.
Eine vorbildlich deeskalierende Kritikfähigkeit zeigte der Sportskamerad Hofmann beim Gastspiel seiner Gladbacher Borussia in Köln, als ihn sein Vorgesetzter Hecking an der Seitenlinie zur Beruhigung und Stabilisierung des Gladbacher Spiels ermahnte und dabei vom Mitarbeiter selbst erfahren musste, dass er ihn kurz zuvor bereits aus dem Spiel genommen hatte. Statt seinen Chef nun anzubrüllen, sich weinend zurückzuziehen oder sofort wieder aufs Feld zu rennen, um den Befehl pflichtschuldig zu erfüllen, erinnerte Hofmann seinen Übungsleiter mit der formellen Mitteilung "Äh, Trainer, eigentlich haben Sie mich schon ausgewechselt" an den Status Quo der Arbeitszeitregelung und versuchte sogar noch, den verwirrten Chef mit schallendem Gelächter der allgemeinen Bloßstellung zu entziehen.
Weil letzterer Punkt nur maßvoll gelang, wurde der Trainer nach dem Spiel von Fernsehleuten auf das blamable Missgeschick angesprochen. Hofmann wird deshalb im Sommer eine Weiterbildungsmaßnahme an der Volkshochschule Mönchengladbach belegen. So haben alle Beteiligten die Situation mustergültig bewältigt.