Hängende Spitze:"The Machine" gegen "Abteilung Attacke"

Der ehemalige Fußballer Tim Wiese ist jetzt Wrestler. Und warum auch nicht? Beide Sportarten sind sich ähnlicher als gedacht.

Von Johannes Knuth

Nach allem, was man zuletzt lesen durfte, hat der ehemalige Fußballtorwart Tim Wiese am Wochenende seine zweite Karriere begonnen, als Wrestler. Nach einer SZ-Intensivrecherche (Google, Youtube) handelt es sich beim Wrestling um eine Art Sport. Wiese wählte für seinen Auftritt einen Kampfnamen ("The Machine"), er überwältigte seine Gegner mit einstudierten Würfen wie dem Bodyslam (Gegner um 180 Grad drehen und auf den Boden werfen, Anm. d. Red.), und am Ende gewann er ein Duell, dessen Ausgang ebenfalls einstudiert war. Fachkundige Beobachter weisen jedoch darauf hin, dass sich für den Fußballtorwart a. D. im Vergleich zu seinem früheren Metier wenig geändert hat. "Er muss sich relativ wenig bewegen und fliegt durch die Luft", sagt Frank Baumann, der es, im Gegensatz zu Wiese, in seiner zweiten Karriere bloß zum Sportchef des Fußballklubs Werder Bremen gebracht hat.

Aber Baumann hat schon recht. Fußball und Wrestling sind verwandter als zunächst gedacht. Die Deutsche Fußball-Liga überlegt daher bereits, nach Wieses Premiere vor geschätzt 150 000 Zuschauern die Fußballbranche einfach in Wrestling umzuwandeln. Manchen Profis dürfte die Umstellung leicht fallen; sie drehen sich ohnehin oft um 180 Grad und sinken im gegnerischen Strafraum zu Boden, sobald ihr Gegner eine Berührung vortäuscht. Viele tragen längst Kampfnamen ("The Special One", "Abteilung Attacke"), andere sind dank Nahkampf-Qualitäten geschult, die sie in Rudelbildungen erworben und verfeinert haben. Das Problem Wettbetrug wäre quasi ausgeräumt, da jeder ohnehin wüsste, wer am Ende gewinnen wird. Die Funktionäre würden sich flink zurechtfinden; ob sie WM-Vergaben oder Kämpfe im Vorfeld absprechen, ist ja auch egal. Und arbeitslose Machthaber wie Blatter, Beckenbauer und Platini ließen sich so geräuschlos resozialisieren. Nicht auszudenken, welch Schaden der Weltgemeinschaft zugefügt würde, sollten Blatter und Platini mangels Beschäftigung bald in den gewöhnlichen Untergrund abtauchen.

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