Hängende Spitze:Rauchen mit Hund

Wie Gladbachs Manager den Frust verarbeitet? Sein Hund holt die Zigaretten, und dann rauchen die beiden eine. Oder hat da ein ZDF-Moderator was falsch verstanden?

Von Philipp Selldorf

Der Mönchengladbacher Manager Max Eberl hat am Samstag im ZDF-Sportstudio mitgeteilt, er habe am Freitagabend nach dem Heimkommen noch "mit dem Hund gerauft", um den Frust über das 0:3 seiner Borussia zu verkraften. Sven Voss, der Moderator, war über das Geständnis aufrichtig erstaunt, hatte er doch verstanden, Eberl habe, um an diesem trübseligen Abend Trost zu finden, mit seinem Hund "geraucht". Letzteres ist eine nicht unbedingt alltägliche Methode von Bundesliga-Sportdirektoren, mit schweren Niederlagen umzugehen, aber es ehrt den Mann vom ZDF, dass er sie in Betracht gezogen hat. Zu vermuten ist, dass er seine journalistische Sorgfaltspflicht wahrgenommen und sich vor der Sendung über die Beziehung des Sportdirektors Eberl mit seinem Haustier informiert hatte, und dass er von engen Vertrauten des Managers in Erfahrung brachte, dass es eine gute Beziehung ist.

So war es dann für ihn nicht mehr abwegig, sich auszumalen, wie Max Eberl nach diesem unschönen Abend zu Hause die Tür aufschließt, und wie sich der Hund taktvoll die Frage nach dem Spielresultat verkneift, denn natürlich wusste der Hund längst von dem furchtbaren 0:3, nachdem er am Radio mitgelitten und sich dabei gedacht hatte: und das auch noch gegen diesen Hamburger SV . . . Deshalb hat der Hund also erst mal nichts gesagt, sondern bloß still den Mantel aufgehängt, den Eberl einfach in die Ecke gepfeffert hatte. Danach hat er seinem schweigend in den alten Ohrensessel versunkenen Herrn einen wohltuenden Rotwein oder auch einen das Herz wärmenden Whiskey eingeschenkt, und schließlich hat er die Schublade vom alten Sekretär geöffnet und daraus das silberne Zigarettenetui hervorgeholt. Eberl seufzte schwer, nahm die filterlose englische Zigarette der Marke "Player's Navy Cut" aus dem eleganten Behältnis und ging mit dem Hund auf die Terrasse. Dann standen sie da, rauchend. Der Mond schien über Mönchengladbach.

Nein, so hat Max Eberl im ZDF-Sportstudio in aller Deutlichkeit klargestellt, er habe nicht mit seinem Hund geraucht. Aber das Gute war, dass er hinzugefügt hat: "Noch nicht!"

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