Hängende Spitze:Mainz ehrt seine strammen Stadtgründer

Lesezeit: 1 min

(Foto: N/A)

Die Gegengerade in der Arena des FSV 05 heißt jetzt "Mainzelmännchen-Tribüne". Damit würdigt der Klub in der Tradition anderer deutscher Städte seine Ahnherren Det, Anton, Berti, Edi, Connie und Fritzchen.

Von Philipp Selldorf

Jede Stadt hat ihre Ahnherren und selbstredend auch ihre Ahndamen. Auf die ist man stolz in der Stadt und würdigt ihre Verdienste, am besten mit einem Wappen oder einem Denkmal. Die ewige Stadt Rom etwa hat nicht nur die Stadtgründer Romulus und Remus ins Gedächtnis aufgenommen, sondern auch die Wölfin, welche die beiden Burschen säugte, bis diese sich einem Hirtenhaushalt anschlossen und im Jahr 754 vor Christus anfingen, die Via Appia zu pflastern, die Ruinen auf dem Forum Romanum zu entwerfen und den Trevi-Brunnen anzulegen, damit Anita Ekberg eines Tages frivol darin baden kann. Später dann haben die beiden Wegbereiter ihre Nachfahren angewiesen, die schönen Sabinerinnen aus dem Nachbarort anzugraben und abzuschleppen (wenn man die historischen Vorgänge so salopp formulieren darf), damit die Römer auch genügend Einwohner zeugen, um ihrer Stadt ewiges Leben zu geben. Über Romulus und Remus kann man nicht genug Gutes sagen.

Die Gegengerade heißt jetzt "Mainzelmännchen-Tribüne"

Natürlich gibt es auch in Deutschland diese Persönlichkeiten, deren Pioniertaten aus ferner Vorzeit in die Gegenwart wirken. Hierzulande verehrt man Herzog Heinrich den Löwen, weil er im 12. Jahrhundert ans Ufer der Isar den Ort München gesetzt hat, und Ulrich Ritter Hoeneß, weil er wenig später die Siedlung an der Säbener Straße hinzugefügt hat. Und während Bremen, logisch, von den vier Stadtmusikanten gegründet wurde und Köln von Tünnes und Schäl, verdankt die Stadt Mainz ihre Existenz sechs strammen Kerlen, von denen man bis heute nicht weiß, woher sie eigentlich kamen.

Über ihr Vor- sowie Sexleben ist nichts überliefert, einige ihre Abenteuer sind aber in Bildergeschichten originalgetreu dargestellt worden. Ihre Namen sind überall wohlbekannt. Anführer der Gruppe ist dank seines scharfen Intellekts und seiner topmodischen Hornbrille der Mann, den sie "der schlaue Det" nennen, doch die anderen Gang-Mitglieder tragen nicht weniger illustre Titel: Anton der Tollpatsch, der lustige Berti, Edi der Schelm und der kleine Connie. Der Junior im halben Dutzend heißt Fritzchen. Die ganze Welt kennt diese Männer unter dem Künstlernamen Mainzelmännchen, und endlich haben die Mainzer ihren Ahnherren jetzt die höchste Referenz erwiesen, indem sie die Gegengerade in der Opel-Arena des FSV 05 "Mainzelmännchen-Tribüne" getauft haben.

Leider waren die Geehrten bei der Einweihung verhindert. Sie hatten einen Fernsehauftritt.

© SZ vom 22.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: