Modisch lebt der Fußballprofi bei der Ausübung seines Berufes in strenger Gefangenschaft. Er darf nur in der Einheitsuniform aus Trikot, Hose, Stutzen herumlaufen. Er darf nichts davon ausziehen, er darf nicht einmal ein T-Shirt mit einer liebevollen, provokanten oder zumindest sinnlosen Botschaft unter dem Trikot verstecken. Schmuck darf er sowieso nicht tragen. Gut, die Schuhe darf er sich aussuchen, aber die sind inzwischen so erwartbar schrill, dass es auch schon niemandem mehr auffällt außer Hermann Gerland. Was einem Fußballer also bleibt, um sich frei zu fühlen, das sind seine Haare.
Seine Haare kann der Fußballprofi als Vokuhila tragen (Modefrisur der 1980er/ 1990er Jahre), er kann sich wie Stefan Effenberg in sie einen Tiger hineinrasieren, er kann sie wie Fabricio Coloccini wachsen lassen wie der Simpsons-Bösewicht Tingeltangelbob. Oder er kann sie sich färben wie nun Robert Lewandowski.
Der Angreifer des FC Bayern galt bislang als absoluter Musterprofi. Doch ist auch er in Wahrheit nur ein junger Mann, der sich mal austoben will? (Eine Frage, die sich bei dem ebenfalls gefärbten, stets lebensfrohen Rafinha keiner stellt.) Lewandowski jedenfalls tobt sich nun so sehr aus, dass die Haare je nach Blickwinkel mal aschblond, mal nordischblond, mal wasserstoffblond, mal weißblond und manchmal sogar grau aussehen. Mit Letzterem beweist Lewandowski seinen Sinn für modische Trends, die Haare grau färbten sich schon die Sängerinnen Rihanna, Lady Gaga und sogar Pink, bekannt wurde es in den sozialen Netzwerken als #grannyhair. Allerdings ist das auch schon wieder mehr als zwei Jahre her.
Wahrscheinlicher ist, dass die graublonden Haare ein weiterer Verzweiflungsschrei Lewandowskis in seinem Kampf um den Titel als Weltfußballer sind. Blond, vor allem goldblond, tragen in den Heldenliedern der Antike die Haare nur Götter und andere Helden.