Hängende Spitze:Eierkopf? Fannkuchn uff Beene!

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(Foto: N/A)

Darf man den Schiedsrichter "Eierkopf" nennen, nur weil dies im Rheinland gern gesagt wird? Mit Lokalkolorit lässt sich trefflich schimpfen.

Von Claudio Catuogno

Der Kölner Sportdirektor Schmadtke hat am Samstag den Schiedsrichter Winkmann einen "Eierkopf" genannt und wurde daraufhin auf die Tribüne verwiesen. Eine erstaunlich milde Sanktion, wenn man bedenkt, dass Winkmann im Hauptberuf Polizeibeamter ist. Da wird es ja schnell mal teurer. Doch anstatt sich nun zu freuen, dass er mit Winkmann nicht an einer roten Ampel, sondern lediglich im Bremer Weserstadion aneinandergeraten ist, zeigte Schmadtke sich uneinsichtig und machte geltend, "Eierkopf" sei "da, wo ich herkomme, gar keine Beleidigung".

Und da muss man nun sagen: Stimmt!

Eierkopf? Das sagt da, wo Schmadtke herkommt, höchstens ein alter Tuppes, der von Beleidigungstatbeständen keine Ahnung hat! Eierkopf! Da muss man schon ein rechter Pannemann sein, wenn einem da nichts Besseres einfällt. Träntelfott! Föttchesföhler! Sackjeseech! Aber anstatt sich einzugestehen, dass man als Rheinländer Muuzepuckel auch einen Ruf zu verlieren hat, jammert Schmadtke jetzt über den Schiedsrichter. Kölschet Tronedier!

Die Kunst der regionalen Beleidigung ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Eierkopf! Das sollte man so distinguiert allenfalls in Göttingen straffrei aussprechen dürfen. Die Frage ist halt, ob zu mehr der Mut fehlt. Karl-Heinz Rummenigge hat den Fifa-Präsidenten Sepp Blatter mal einen "Aal" genannt; das war schon nicht schlecht, zumal der Aal ja sowohl in München (Isar) als auch in Zürich (Limmat) heimisch ist. Trotzdem wäre da mehr gegangen, ob nun bairisch oder schwiizerdütsch. Kissnbrunza! Gwandlaus! Gwaagichopf! Fötzel! Man muss sich halt etwas Mühe geben. Als der Hertha-Präsident Werner Gegenbauer den Trainer Markus Babbel einst mit dem Hinweis hinauswarf, er sei "Baron Münchhausen" (darauf Babbel: "Käsequark!"), fragte man sich ja auch: Ist Gegenbauer nicht Berliner? Wieso dann nicht: Backfeifenjesicht! Fannkuchn uff Beene!

Jörg Schmadtke sei jedenfalls geraten: Das nächste Mal entweder schweigen. Oder die Beleidigung auch im vollen Bewusstsein aussprechen: "Mit Verlaub, Herr Referee, Sie sind ein Blötschkopp!" Nicht, dass der Schiedsrichter am Ende selbst noch glaubt, er sei gar nicht beleidigt worden.

© SZ vom 14.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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