Hängende Spitze:Die ehrliche Schwalbe

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Nie, nie, nie eine Schwalbe zugeben? Der Mainzer Daniel Brosinski führt nach einem Elfmeterpfiff einen Monolog gegen sich selbst.

Von Christopher Gerards

Der Mainzer Verteidiger Daniel Brosinski hat sich am Samstag im Ingolstädter Strafraum derart listig fallen lassen, dass sein Team einen Elfmeter bekam. Die Branchengesetze sehen für so etwas eine klare rhetorische Strategie vor: nie, nie sowie nie eine Schwalbe gestehen. Brosinski hat das im ZDF herrlich innovativ gelöst, er trug Verteidigungsrede und Selbstanzeige zugleich vor. Die SZ ist so beeindruckt, dass sie seine Aussagen in voller Länge druckt:

Brosinski: War ein leichter Kontakt da.

ZDF-Reporter: Wo denn?

Brosinski: Hinten ein bisschen am Rücken und an der Hüfte. Und da hab' ich gedacht, ich lass' mich mal fallen. Und zum Glück hat der Schiedsrichter gepfiffen.

Reporter: Genug Zeit, sowas zu denken in der Situation?

Brosinski: Ja, auf jeden Fall. Wenn da mehrere Gegenspieler um dich rum sind, und du spürst 'nen Kontakt, dann nimmste den natürlich an. Ob man den jetzt unbedingt pfeifen muss, is' wieder was anderes. Er hat ihn gepfiffen, und in dem Moment war's Glück für uns.

Reporter: Sowas ist überhaupt nicht mehr verpönt? Man sagt sich: Kontakt da - das ist genug Grund, sich fallen zu lassen, selbst wenn man gar nicht fallen muss?

Brosinski: Klar, warum nich'? Das gehört zum Fußball dazu, denk' ich. War keine Schwalbe. Bringt mich auch ein bisschen aus dem Gleichgewicht. War jetzt kein extremes Foul, geb' ich zu. Aber der Kontakt war da, und deswegen, ähm, ja.

Und deswegen, ähm, ja, ist er ein ehrlicher Betrüger.

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